Weißenfels damals und heute Weißenfels damals und heute: In diesen Gaststätten blühte einst das Leben

Weißenfels - Es klingt wie eine Nachricht aus einer anderen Welt: Im Jahr 1914 soll es sage und schreibe 136 Gaststätten, Cafés und Kneipen in Weißenfels und Umgebung gegeben haben. Das jedenfalls haben die Autoren eines bemerkenswerten Fotobuches in Zusammenarbeit mit dem Weißenfelser Stadtarchiv herausgefunden.
Und weil die zahllosen Orte der Geselligkeit nicht für immer im Staub der Geschichte verschwinden sollen, hat die Firma Foto Kind einen kleinen Bildband mit dem Titel „So war’s mal in Weißenfels und Umgebung“ herausgebracht. Die Geschichte dahinter erzählt Fotografenmeister Ulrich Schröder.
Alte Fotokiste war jahrelang in Vergessenheit geraten
Als die Firma 1992 von der Friedrichsstraße in die neu entstandene Geigerpassage am Weißenfelser Fußgängerboulevard umzog, wanderte auch eine Kiste in irgendeine Ecke. Viele Jahre lang sollte der Karton mit alten Fotos von Weißenfelser Gaststätten unbeachtet bleiben. Doch wie das Leben so spielt: Irgendwann fiel er jemandem auf.
Und schließlich hatte Silvana Gent, Angestellte bei Foto Kind, die Idee, aus den vielen historischen Aufnahmen ein Fotobuch zu machen. „Wir haben die alten Fotos digitalisiert. Die meisten Aufnahmen stammen von unserem Firmengründer Hugo Kind“, berichtet Ulrich Schröder.
Bildband über Weißenfels: Damals verschickten die Menschen noch Postkarten
Und das Büchlein ist für jeden, der sich für Heimatgeschichte interessiert, eine wahre Fundgrube. Karten spielen, Bierchen trinken oder tanzen seien damals, als es noch keine Medien im heutigen Sinne gab, sehr beliebt gewesen, heißt es im Vorwort.
Ja, damals verschickten die Leute noch Postkarten von ihrem Wochenendausflug. „Da gab es früher herrliche Gaststätten“, weiß Ulrich Schröder. Die „Wilhelmshöhe“ zum Beispiel. Ein „beliebtes Garten-, Sport- und Tanzlokal in landschaftlich bestbevorzugter Lage am Platze“, wie es auf einer historischen Postkarte heißt.
Bildband von Weißenfels: Erinnerungen an den „Zum Roland“ oder die Robinsoninsel
Oder das Lokal „Zum Roland“, einst beliebte Kaffee-, Wein- und Likörstuben in der Weißenfelser Nikolaistraße. Oder der Schumanns Garten, der seit vergangenem Jahr an der Weißenfelser Promenade wieder in neuem Glanz erstrahlt.
Interessant auch die Erinnerung an die Robinsoninsel, einst beliebtes Schwimmbad der Weißenfelser an der Saale. Im Zeitalter der Smartphones nahezu unvorstellbar: Viele historische Postkarten enthalten Telefonnummern der Gaststätten - von ein- bis dreistellig.
Mit dem gut 50-seitigen Büchlein haben die Herausgeber offensichtlich einen Nerv der Leute getroffen. Immerhin wurden bereits mehr als 120 Exemplare verkauft. Sogar ein Ehepaar aus der Schweiz hatte sich für das Fotobuch interessiert.
Firma Foto Kind gehört selbst zur Geschichte von Weißenfels
Dabei ist die Firma Foto Kind selbst ein gutes Stück Weißenfelser Heimatgeschichte. Immerhin war Hugo Kind um 1920 einer der ersten Fotografen in der Saalestadt gewesen. Heute ist die Firma der einzige Mieter in der Geigerpassage, der seit deren Eröffnung 1992 dort durchgehalten hat. Im Jahr 2010 hatten sie das erste Buch zur Weißenfelser Heimatgeschichte herausgegeben. „Weißenfels damals und heute“ hieß es und enthielt Fotografien aus drei Generationen. (mz)


