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Weißenfels Weißenfels: Ägypten gilt jetzt als tabu

Von ANDREA HAMANN 06.02.2011, 18:17

WEISSENFELS/MZ. - Hatten die Mitarbeiter der Reisebüros zunächst Sorgen, dass alle ihre Urlauber aus den arabischen Ländern gesund wieder zurückkommen, müssen sie nun neue Reiseziele suchen.

Petra Ziemann vom Zeitzer Reisebüro Mitte kann beruhigen: "Es ist keiner unserer Kunden mehr in Ägypten." Gleiches sagen Ingrid Meißner vom Reisebüro Reiseland in Weißenfels und die Mitarbeiter des Reiseland-Reisebüros in Leißling. Bangen musste hingegen Kathrin Sobottka, Filialleiterin von Sachsen-Anhalt-Tours in Weißenfels. "Alle Kunden sind aber jetzt wieder zurück", sagt sie aufatmend. Von einem Touristen ließ sie sich nach seiner Rückkehr die aktuelle Lage schildern. "Da weiß man ganz anders Bescheid und kann die anderen viel besser informieren", so die Filialleiterin. Der Kunde berichtete beispielsweise, dass Urlauber durchaus die derzeit herrschenden Probleme zu spüren bekommen können. Vielleicht gebe es bald Versorgungsengpässe für Hotelgäste. Außerdem seien die Bus-Shuttle, die die Urlauber an die Strände bringen, nicht mehr garantiert. Es ist eine wichtige Information. Viele der Touristen würden ja gerade wegen der Badefreuden dieses Land wählen.

"Es ist Vorsicht geboten", macht Kathrin Sobottka klar. Die Fachfrau rät deshalb in jedem Fall, die Kulanz der Anbieter zu nutzen, um zu stornieren oder umzubuchen. "Die Urlaubsfreuden sollen schließlich nicht eingeschränkt werden", sagt sie. Und ihre Kunden machen das. Es seien vor allem viele Familien mit Kindern, die sich dem Risiko nicht aussetzen wollen. "Deshalb gehen unsere Kunden auf Nummer sicher." Sie weichen auf den spanischen Raum und die Kanaren aus. "Es ist für den Kunden schon schwer, aber er ist trotzdem sehr verständnisvoll", sagt sie. "Wir müssen jetzt schauen, wie sich die Lage in Ägypten entwickelt", so Kathrin Sobottka.

Ähnlich stellt sich die Situation bei Anke Herrmann dar. Sie führt das Reisebüro Elstertal in Zeitz. "Die Kanaren werden jetzt weggebucht", sagt sie. Und auch aus dem Reiseland in Leißling werden viele Urlauber auf Anraten der Mitarbeiter nun dort ihre schönste Zeit des Jahres verbringen.

Petra Ziemann kann sich ihren Kolleginnen nur anschließen. Sie rät ebenfalls derzeit von Ägypten ab. Wütend wird sie, wenn sie durch die Medien erfährt, dass manche Menschen die Warnungen nicht ernst nehmen. "Das ist unverantwortlich", macht sie ihrem Ärger Luft. Immerhin: Ihre Kunden hören auf ihre Ratschläge.

Anke Herrmann stellt sich ebenfalls vor ihre Kunden. "Von ihnen wird keiner nach Ägypten fliegen", weiß sie "Dort ist Aufruhr", macht sie den Ernst der Lage deutlich und spricht von der Vernunft der Touristen, die zu ihr kommen. "Sie nehmen dann auch in Kauf, dass ein neues Reiseziel wie die Kanaren etwas teuer werden kann." Für alle Urlauber würden Alternativen gefunden. Darüber hinaus holt sie die neuesten Informationen über die Situation ein, um auch für die Beratungen für Reisen zu späteren Zeitpunkten auf dem neuesten Stand zu sein.

Längerfristige Buchungen gab es bei allen befragten Reisebüros übrigens kaum. Ob diese Verträge auch gelöst werden, liegt an der Entwicklung im Land der Pyramiden. Ägypten wird aber hauptsächlich in den Wintermonaten bereist. Die Sommermonate sind mit über 50 Grad für die Europäer einfach zu heiß. Denjenigen, die für den Sommer gebucht haben, hat Ingrid Meißner trotzdem schon jetzt geraten, umzubuchen. "Da sind sie auf der sicheren Seite. Bei uns stellt sich die Lage aber nicht ganz so dramatisch dar", sagt sie jedoch. In ihrem Weißenfelser Reisebüro hatte es für den jetzigen Zeitpunkt kaum Buchungen gegeben. Die wenigen sind storniert oder umgebucht worden. Dabei hatten sich die Leute auf ihre Urteilskraft verlassen. "Wir lassen unsere Kunden in dieser Situation nicht allein", sagt sie.

Marokko, Dominikanische Republik oder die Kanaren - das sind nun die Ziele, die die Kunden des Hohenmölsener Reisebüros Am Markt ansteuern. "Ägypten bucht keiner mehr", sagt er. Dennoch rät Inhaber Mark Jäger zur Ruhe. "Abwarten, abwarten", sagt er und hofft, dass sich die Lage beruhigen wird. Die Reisewarnung gilt mittlerweile übrigens nicht mehr nur für einzelne Regionen. Sie wurde auch ausdrücklich für Gebiete am Roten Meer ausgesprochen.