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Wanderung um Goseck Wanderung um Goseck: In der Märzenbecher-Blüte

Von Holger Zimmer 08.03.2014, 08:59
Bernd Mühlbach (Mitte) während der ersten von ihm geführten Wanderung.
Bernd Mühlbach (Mitte) während der ersten von ihm geführten Wanderung. Marco Junghans Lizenz

Goseck/MZ - Ochsengrund und Katzental haben die Wanderer unter Leitung von Bernd Mühlbach am Ende gar nicht mehr geschafft. Ohnehin waren sie zwischen dem Gosecker Ortseingang, Sonnenobservatorium, Heiligtal, Sieh-DichGrund, Dechantenberg, Bärenhöhle, Kaiserblick und Schloss dreieinhalb Stunden unterwegs. Am Ende waren zwar nicht mehr alle dabei, doch unterwegs und am Ziel wurde Begeisterung geäußert.

Immerhin war es die erste Tour, die der 61-Jährige als Wanderleiter absolviert hat. Der Diplomchemiker, dessen Firma, in der er gearbeitet hatte, den Bach runtergegangen ist, hat gegenwärtig mehr Zeit, als ihm lieb ist. „Ich gehe gern in den Wald“, sagt er. Und diese Leidenschaft wollte er zur Märzenbecher-Blüte im Sieh-Dich-Grund mit anderen teilen.

Dabei stieß er im Heimat- und Kulturverein, dessen Mitglied er ist, auf offene Ohren. Mühlbach guckte sich eine Strecke aus, investierte Stunden, um sich im Internet zu belesen und in Fred Winters „Sagen und wahre Geschichten“. So konnte er einiges über das 2005 rekonstruierte Sonnenobservatorium sagen oder über den Helikborn im Heiliggrund, dessen Existenz vor fast 300 Jahren schon mal erwähnt worden war, der aber heute nicht mehr auffindbar ist. Das wiederum schließt nicht aus, dass sich hier und da das Wasser aus der Erde seine Bahn bricht, es feucht ist, wovon einige Wildschweinsuhlen zeugen. Auch der Buntsandstein des seit rund 900 Jahren bewirtschafteten Dechantenberges spielte eine Rolle. Am Kaiserblick ging es um Wilhelm II., der hier während eines Biwaks geweilt haben soll. Und Bernd Mühlbach weiß nun seinerseits, wie Lungenblümchen aussehen, weil eine Wanderin sie unterwegs entdeckt hat.

Seit 17 Jahren in Goseck

Botanik hat ihn schon immer interessiert, weil sein Großvater ein reich bebildertes Buch über Heilkräuter besaß, auf das er gern zurückgegriffen hat. Noch heute bedauert der Gosecker, dass es nach dessen Tod verschollen blieb. Ihn selbst hat die Natur immer interessiert und so ist er zum Beispiel in Tirol gewandert. Inzwischen lebt Bernd Mühlbach seit 17 Jahren in Goseck und sagt: „Was mir hier am Wald gefällt, ist seine Unberührtheit.“ Klar, man sehe auch Traktorspuren. Aber was der Wind umgeworfen habe, bleibe liegen. Als wildromantisch bezeichnet er deshalb die Gegend. Und vielleicht ist es ja auch ein Vorteil, wenn man den Sieh-Dich-Grund nicht so exakt ausgeschildert hat. Denn schon mancher habe von hier die Märzenbecher zu sich in den Garten holen wollen, doch in den seltensten Fällen hätte das geklappt. Die Natur habe es nun mal so eingerichtet, dass sie nur im Sieh-Dich-Grund so prächtig gedeihen, dass dem Betrachter jetzt ein weißer Teppich zu Füßen liegt.

Bernd Mühlbach ist sich sicher, dass mancher bei der nächsten Wanderung zurückkehrt. Über weitere Vorhaben werde man im Verein noch einmal sprechen. Aber eine Märzenbecher-Wanderung könne man regelmäßig durchführen und auch andere Touren wie in Richtung Igelsberg seien möglich. „Dabei kann ich die Natur richtig genießen.“ Ein Erlebnis, das er anderen ebenfalls gönnt.