Herbstmarkt 2024 in Hohenmölsen Vom Viehmarkt zum Volksfest
Die Hohenmölsener fiebern dem Herbstmarkt 2024 entgegen. Was diesmal anders wird als in den Vorjahren,

Hohenmölsen - Wenn Hohenmölsen seinen Herbstmarkt feiert, dann wird es schwerer in der Stadt noch kurzfristig eine Unterkunft zu finden. Denn das Volksfest hat eine lange Tradition und lockt Jahr für Jahr auch viele ehemalige Einwohner in die alte Heimat. Ob das Mittelalter-Spektakel auf dem Altmarkt, Konzerte auf dem Marktplatz und in der Herrenstraße oder der Rummel auf dem Franz-Spiller-Platz mit vielen Fahrgeschäften - die Besucher freuen sich auf Bewährtes.
Und doch gleicht kein Jahr dem anderen. Diesmal werden etwa in der Herrenstraße und auf dem Marktplatz erstmals keine Festzelte aufgebaut, sondern Bühnen. „Wir finden diese Idee sehr spannend“, erklärt Birgit Rutkowski, die den Fachbereich Kultur und Soziales im Rathaus leitet. Die Entscheidung liegt bei den Vereinen, welche die Bühnen von Donnerstag bis Sonntag bespielen und die so hoffentlich ihre Kulturdarbietungen einem noch größeren Publikum sichtbar machen.
Ohne Vereine und viel ehrenamtliches Engagement wäre der Herbstmarkt überhaupt nicht denkbar, erläutert Hohenmölsens Bürgermeister Andy Haugk (parteilos). Der Rathauschef nimmt im Vorfeld selbst Urlaub, um voll mit anpacken zu können. Der Bürgermeister schätzt, dass die Kommune jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Euro Zuschuss in die Durchführung der Veranstaltung steckt. Der Müll muss entsorgt, der Brandschutz und die Sicherheit gewährleistet, Strom zur Verfügung gestellt und vieles weitere organisiert werden.
Doch das Geld ist gut angelegt, macht der Rathauschef deutlich. „Das ist unser größtes Fest. Die Leute fiebern darauf hin“, sagt Andy Haugk. Der Herbstmarkt bietet nicht nur den einheimischen Vereinen eine Bühne, sondern er führt die Stadt zusammen. „Die Leute nehmen ein wenig Glück mit auf den Weg“, ist der Rathauschef überzeugt.
Tatsächlich bemüht man sich, für alle Altersgruppen und Interessen etwas auf die Beine zu stellen. Ob ein Projekttag für die Schulen auf dem Mittelaltermarkt am Freitagvormittag, eine „Malle-Party“ am Samstagabend auf der Bühne in der Herrenstraße oder ein Oldtimertreffen für Autofreunde am Sonntagmorgen auf dem Edeka-Parkplatz in der Herrenstraße - die kulturelle Bandbreite ist groß. Auf dem Marktplatz geben sich am Samstagnachmittag ab 16 Uhr mit Regina Thoss, Uwe Jensen und Andreas Holm Schlagerstars aus DDR-Tagen das Mikro in die Hand.
Ein eigenes Festzelt für die Jugend wird es nicht geben. Das habe man einmal versucht, doch Aufwand und Nutzen standen leider nicht im Verhältnis, berichtet der Bürgermeister. „Das soll nicht heißen, dass der Gedanke vom Tisch ist“, sagt er. Sobald der Stadt ein tragfähiges Angebot vorliegt, werde man sich damit auch beschäftigen. Wichtig ist, dass die so engagierten Vereine beim Herbstmarkt nicht zuzahlen. Allein für den dreitägigen Mittelaltermarkt auf dem Altmarkt, der vom Verein Drei Türme organisiert wird, laufen gut und gerne 25.000 Euro Kosten an. „Das wird alles über die Theke finanziert“, verdeutlicht der Hohenmölsener Bürgermeister.
Fast 100 Laiendarsteller werden über drei Tage in verschiedenen Programmpunkten ins Mittelalter und die Stadtgeschichte entführen. Bürgermeister Andy Haugk ist selbst Vereinsmitglied und schlüpft in verschiedene Kostüme. Dem Verein und ihm ist es ein Anliegen, das historische Gedächtnis der Stadt zu bewahren. Und der Herbstmarkt spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn dessen Tradition reicht tatsächlich viele Hundert Jahre zurück. Eine Urkunde belegt, dass Hohenmölsen schon 1284 das Marktrecht gewährt wurde. Einst war der Herbstmarkt ein wichtiger Heirats- und Viehmarkt für die Region.
Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa in den Kriegsjahren oder während der Corona-Pandemie, hat Hohenmölsen seinen Markt immer gefeiert. Bis zu 6.000 Besucher drängen sich heute pro Festtag durch die Altstadt. Gerade beim Krammarkt am Freitag, wenn 200 fliegende Händler das Stadtzentrum zwischen 7 und 17 Uhr in ein „Kaufhaus unter freiem Himmel“ verwandeln, füllen sich die Straßen der Kleinstadt.
„Wir haben gutes Wetter bestellt“, sagt Fachbereichsleiterin Birgit Rutkowski voller Vorfreude auf tolle Tage. Und sie hat noch eine gute Nachricht. Nach vielen Jahren wird es auf dem Franz-Spiller-Platz beim Rummel wieder ein Kettenkarussell geben.
Feierlich eröffnet wird der Herbstmarkt übrigens am Freitag um 12 Uhr mit einem klassischen Fassbieranstich auf dem Marktplatz mit Bürgermeister Andy Haugk, der für die Vorbereitung bekanntlich freigenommen hat. „In meiner Kindheit war zum Herbstmarkt am Freitag immer schulfrei“, erinnert sich der Verwaltungschef. Das gebe es heute nicht mehr. Aber mit dem Projekttag mit den Schulen kann man auch die nächste Generation früh für die Herbstmarkt-Tradition begeistern.