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Vier Verletzte bei Wohnhausbrand Vier Verletzte bei Wohnhausbrand: Mutmaßlicher Brandstifter in Haft

Von Andrea Hamann-Richter 02.06.2016, 08:00
Der verdächtige Bewohner wird am Einsatzort festgenommen.
Der verdächtige Bewohner wird am Einsatzort festgenommen. Peter Lisker

Weißenfels - Tag eins nach dem Brand in einem Mehrfamilienhaus in der Weißenfelser Langendorfer Straße 60. Ein Mann wurde festgenommen und sitzt jetzt in Haft. Es handelt sich um einen 47 Jahre alten Hausbewohner. Dem stark angetrunkenen Mann war am Dienstagabend von anderen Mietern der Zutritt zu einer Dachgeschosswohnung verweigert worden. Anschließend kam es zum Brand im Treppenhaus. Auffällig war er schon während der Löscharbeiten gewesen. Wiederholt habe er versucht, in das Haus zu gelangen, so der stellvertretende Ortswehrleiter Steve Homberg. Da klickten die Handschellen der Polizei.

Bei dem Feuer am Dienstagabend waren vier Bewohner verletzt und mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht worden. Das Haus ist unbewohnbar. Die Höhe des Schadens schätzt die Polizei auf 100.000 Euro. Ein amtliches Siegel verbietet ein Betreten. Ein weiteres Schreiben ist an die Bewohner gerichtet. Sie werden aufgefordert, sich an das städtische Ordnungsamt zu wenden. Denn die Mitarbeiter dort werden sich um die nun obdachlosen Menschen kümmern.

Stadt spricht mit Eigentümer

Die Stadt hat bereits mit dem Hauseigentümer gesprochen, so Pressesprecherin Katharina Vokoun. Er stellt andere Wohnungen zur Verfügung. In diese können die Brandopfer erst einmal einziehen. Möbliert sind sie nicht. Vokoun sagt, dass die Geschädigten sich bei der Kösa melden können. Das ist eine Einrichtung, die Bedürftigen mit Hausrat hilft. Außerdem soll geschaut werden, was vom Inventar der Wohnungen des Mehrfamilienhauses noch nutzbar ist.

Der letzte Verletzte im Asklepiosklinikum Weißenfels ist am Mittwoch entlassen worden. Das ist Steve Eckstein. Er war der erste Helfer am Ort, als der Brand bemerkt wurde. „Ich war mit Freunden in einem gegenüberliegenden Gebäude“, erzählt der 23-Jährige. Da rief ihn ein Kumpel. Der wusste, dass Steve Eckstein ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr Weißenfels tätig ist und informierte ihn, dass es aus den Fenstern des Hauses qualmte. Steve Eckstein rannte los. Dabei sah er schon, dass einige der fünf Bewohner um Hilfe riefen. Er schnappte sich einen Eimer, füllte diesen mit Regenwasser aus einer Tonne und rannte weiter in das Treppenhaus. Beißender Rauch schlug ihm nahe des Dachgeschosses entgegen. Der junge Mann schüttete immer wieder Wasser über die Flammen. In der Zwischenzeit alarmierte ein Freund die Feuerwehr. Die übernahm und schickte ihren rußverschmierten Kameraden weg.

Rettung in letzter Minute

„Die Rettung der Bewohner erfolgte in letzter Minute“, sagt Ortswehr-Vize Homberg rückblickend am Mittwoch. Das Feuer im Treppenhaus hatte den Bewohnern den Fluchtweg abgeschnitten. Diese waren auf das Dach und an die Fenster geflüchtet. Ein Hund befand sich ebenfalls im Haus. Mit der Drehleiter und einer Schiebeleiter retteten die Brandbekämpfer die Menschen und das Tier. „Hätte der Hund sich gewehrt, hätten wir ihn zurücklassen müssen“, so Homberg.

Die Betroffenen haben Glück im Unglück gehabt. Die Feuerwehrmitglieder hatten an diesem Abend gerade Dienst. So konnte nach der Alarmierung sofort ein kompletter Löschzug ausrücken. Wäre keine Schulung gewesen, hätten die Brandbekämpfer erst über ihre Pieper informiert werden müssen. Das hätte wertvolle Minuten gekostet. Minuten, die Leben hätten kosten können. „Das Feuer fraß sich bereits durch die Wohnungstür “, schildert Homberg. Der Brand wurde gelöscht. Die verletzten Personen wurden vom Deutschen Roten Kreuz versorgt und in die Krankenhäuser von Weißenfels und Zeitz gebracht. Zu ihnen gehörte auch Steve Eckstein. Es bestand der Verdacht einer Rauchgasvergiftung.

„Als ich hörte, dass er in ein brennendes Haus gelaufen war, um zu helfen, habe ich Panik bekommen“, berichtet Steve Ecksteins Mutter Heike. Sie schaut ihren Sohn an und fügt hinzu: „Aber ich bin stolz auf ihn.“ (mz)

Einsatz der Feuerwehr  in der Langendorfer Straße in Weißenfels.
Einsatz der Feuerwehr  in der Langendorfer Straße in Weißenfels.
Peter Lisker