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Verkehr Verkehr: Auf Posten in Orange

Von Petra Wozny 21.08.2012, 16:01

Webau/MZ. - Silvia Winau war am Dienstag nicht zu beneiden. Ihr Arbeitsplatz: Der Bahnübergang am Bahnhof Webau. Ihr "Büro": das Dienstfahrzeug. Gegen Mittag ist es unerträglich heiß. Am Auto der Deutschen Bahn zeigt das Thermometer über 40 Grad.

Die Abdeckungen an den Fensterscheiben spenden Schatten, wirklich kühl wird es nicht. Sieben Uhr nahm die 55-Jährigen ihren Posten ein. 19 Uhr ist die Schicht zu Ende. Die Zeitzerin lacht: "Ja, mein Beruf heißt Bahnüberwachungsposten, kurz BÜP. Und ein BÜP ist überall dort, wo die Bahn baut. Heute hier, morgen dort." Zu Hause warte keiner. Sie sei verwitwet, meint sie verhalten. Seit fünf Jahren schiebt sie die Zwölfstundenschichten. Nun eben in Webau.

Hier wurde vor etwa acht Wochen die Sicherheitsanlage der Schranke umgebaut. Aus den Andreaskreuzen verschwanden die Blinklichter. Dies sei, so ist aus der Pressestelle der Deutschen Bahn Mobility Logistics AG in Leipzig zu erfahren, nach der Eisenbahn- Bau- und Betriebsordnung vorgegeben. Ein Kameraauge ist nun auf den Übergang gerichtet. Per elektronischem Signal werden die Schranken bedient. Doch, so der Stand am Dienstag, die moderne Fernbeobachteranlage werde vom Eisenbahnbundesamt erst am 31. August abgenommen.

Deshalb also der Einsatz der BÜP. Etwa zehnmal bekommt Silvia Winau über Handy die Information, dass ein Kohlezug von Profen nach Schkopau oder retoure die Strecke passiert. Dann springt die Frau in ihrer orangenen Weste aus dem Auto. Während sich die Schranken schließen, läuft sie auf beiden Seiten des Bahnübergangs entlang und hängt ein rot-weißes Absperrband quer rüber ein. Ist der Zug durch, hängt sie es wieder ab. Dann protokolliert sie das Ganze.

Derweil stauen sich die Fahrzeuge vor der Schranke. "Auch ohne unser Absperrband ist hier die Sicherheit gewährleistet", sagt Winau und setzt nach: "Doch doppelt hält eben besser." In der Zeit zwischen zwei Zügen liest Silvia Winau die Tageszeitung, manchmal löst sie Rätsel. Trotz der Wärme sieht sie ihre Schicht in Webau entspannt.

"Es ist idyllisch. An manchen Bahnübergängen beschimpfen mich die Autofahrer. Da kommt mitunter ein ganzer Zoo zusammen", sagt sie und scheint darüber erhaben zu sein. Steht die resolute Frau nicht als BÜP an einer Schranke, hat sie eine neongelbe Weste an. Auch dann geht es um Sicherheit, nämlich um die der Gleisbauarbeiter. Am Mittwoch zum Beispiel in Jena am Saalbahnhof.