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Vereinsleben Vereinsleben: Glückwunsch, sanfte Bienen

Von Petra Wozny 23.06.2013, 08:51
Die Bienenrasse Carnica gilt als sehr sanft und weniger aggressiv.
Die Bienenrasse Carnica gilt als sehr sanft und weniger aggressiv. Michael Thomé Lizenz

Teuchern/MZ - Wird der Gast bei Imkern zum Kaffee eingeladen, vermutet man Bienenstich auf dem Kuchenteller. Pustekuchen, meinen die Teucherner, lachen und warten mit Obst- und Cremetorte auf. Doch sie versichern, und dies wirklich glaubhaft, dass jeder von ihnen täglich der Gesundheit wegen Honig isst. Kaffeetafel auch ohne Bienenstich, gute Gespräche und ein leckeres Grillen hatte am Samstag die Mitglieder des Teucherner Imkervereins in Lagnitz zusammengeführt, um ihr 140-jähriges Bestehen zu feiern.

„Ja, ein wenig stolz sind wir schon, dass wir, einer von vier Vereinen im Burgenlandkreis, auf eine so lange Geschichte zurückblicken können“, meint Karl-Heinz Rudolf, der Vorsitzende. 1883 waren es wohl eine Handvoll Männer - eine Chronik liegt leider nicht komplett vor - die sich den Bienen verschrieben haben. Der 77-jährige Rudolf Fischer weiß, dass sein Vater und sein Großvater bereits die Bienenwagen immer an die trächtigsten Stellen gezogen haben. Auch er verschrieb sich dann der Imkerei. Rudolf Felsch, heute 74 Jahre, hakt ein: „In der Kindheit hast du das bereits mitgekriegt. Als die so genannten sanften Bienen Einzug hielten, habe ich mit einem Volk begonnen. Es ist ein wunderschönes Hobby.“

Der Teucherner Verein zählt 18 Mitglieder. Das Durchschnittsalter liegt bei 52 Jahren, denn der Verein hat es geschafft, die Imkerei auch an die jüngere Generation heranzuführen. Allein in den vergangenen acht Jahren sind sieben neue Mitglieder, darunter die erst 14-jährige Lena Kirchhof, eingetreten. Die Gymnasiastin kennt in ihrer Familie nichts anderes als Imkern. Großvater Rolf Melzer machts, Dorith und Ive Kirchhof - die Eltern, machen’s. „Also kümmere ich mich auch um mein Volk“, sagt sie. Am Hohenmölsener Agricolagymnasium ist sie in der Arbeitsgemeinschaft Bergbaubienen. Die leitet der Teucherner Vereinsvorsitzende. Am Aussichtsturm des Tagebaus Profen steht der bunte Bienenwagen. Gegenwärtig wird die dritte Ernte eingefahren, berichtet Rudolf. Pro Bienenvolk werde mit bis zu 40 Kilo Ertrag gerechnet. Der Teucherner Verein besitzt rund 40 Völker mit jeweils bis zu 50 000 Bienen der Rasse Carnica – 1 600 Kilo dürften ihnen in dieser Saison sicher sein. Aufgrund der lang anhalten Kälte rechnen die Teucherner jedoch mit einem geringeren Ertrag als üblich. „In den letzten Jahren mussten wir herbe Rückschläge hinnehmen. Die Milbe und die Kälte rafften bis zu einem Drittel unserer Völker dahin“, bilanziert Rudolf.

In diesem Jahr seien bei allen Imkern etwa 90 Prozent über die kalte Jahreszeit gekommen. Dennoch, so fügt Britta Köhler, Lebensgefährtin des Vereinsvorsitzenden, fachmännisch ein: „Die Lebensbedingungen für die Bienen sind heute nicht mehr die von vor hundert Jahren. Neben der Klimaveränderung und dem verheerenden Milbenbefall hat sich auch die Bienenweide verändert. Die Gärten sind jetzt bei Weitem nicht mehr so voll an Stauden und Bäumen, wie es zu Großelterns Zeiten mal war.“ Im Förderzentrum von Hermsdorf in Thüringen betreut sie mit Förderschülern fünf Bienenvölker und fügt das Hobbyimkern in den Unterricht mit ein.

Drei Generationen widmen sich im Verein der Imkerei: Hier Lena Kirchhof (14) Karl-Heinz Rudolf (52) und Rudolf Fischer (77, von links).
Drei Generationen widmen sich im Verein der Imkerei: Hier Lena Kirchhof (14) Karl-Heinz Rudolf (52) und Rudolf Fischer (77, von links).
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