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Tragödie bei Abifeier Unfall in Weißenfels: Eine Schule trägt Schwarz

Von Alexander Kempf und Andrea Hamann-Richter 24.04.2018, 06:00
Nicht nur diesen zwei Mitschülerinnen des Verstorbenen ist es wichtig, Abschied zu nehmen. Beide sind am Montag nach dem Unterricht nach Leißling gefahren, um für ihn an der Unglücksstelle Blumen abzulegen.
Nicht nur diesen zwei Mitschülerinnen des Verstorbenen ist es wichtig, Abschied zu nehmen. Beide sind am Montag nach dem Unterricht nach Leißling gefahren, um für ihn an der Unglücksstelle Blumen abzulegen. Peter Lisker

Weißenfels - In den Fluren und Klassenräumen des Goethegymnasiums dominieren am Montag dunkle Farben. Schon am Wochenende haben sich die Jungen und Mädchen darauf via Smartphone verständigt.

17-Jähriger nach Abi-Feier von Zug erfasst

Sie wollen so gemeinsam ihre Anteilnahme zeigen. Ein 17-jähriger Mitschüler war zuvor am späten Freitagabend nach dem Besuch einer Abi-Feier tödlich verunglückt. Er wurde beim Überqueren der Schienen im Weißenfelser Ortsteil Leißling von einem Zug erfasst und verstarb noch an der Unfallstelle.

Die Trauer ist drei Tage nach dem tragischen Unfall groß und der Schock sitzt noch immer tief. Da sich das Unglück am Wochenende in unmittelbarer Nähe der Abi-Feier ereignete, hatten viele Schüler sehr schnell von dem Unglück erfahren. Bis zu 200 Personen waren vor Ort und fassungslos. Allein 14 Rettungswagen und vier Notfallseelsorger betreuten die Schüler.

Psychologen betreuen Schüler und Eltern

Professionelle Hilfe haben die Schüler des Goethegymnasiums auch am Montag erfahren. Zwei Schulpsychologen des Landesschulamtes waren vor Ort. „Es wird nach Bedarf beraten und begleitet. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und auch Eltern haben die Möglichkeit, das Angebot zu nutzen“, erklärt Sprecherin Silke Stadör. Zuvor haben die Experten auch die Berufsbildenden Schulen des Burgenlandkreises besucht.

Die Abi-Feier am Freitagabend in Leißling wurde von Abiturienten beider Weißenfelser Schulen besucht. Die Veranstaltung hat in der Stadt Tradition und ist ein Höhepunkt. Die Zwölftklässler haben am Freitag ihren letzten gemeinsamen Schultag gefeiert, ehe die Abiturprüfungen beginnen. Bis zum Unglück war es ein heiterer und ausgelassener Abend. Umso schockierender war das das jähe Ende.

Schüler haben bei Gedenkfeier von Totem Abschied genommen

Schon am Sonntag hat es in der Kirche in Markröhlitz in Gedenken an den verstorbenen 17-Jährigen eine Andacht gegeben. Rund 60 Schüler nahmen das Angebot von Pfarrer Daniel Schilling-Schön wahr. „Er hat gemerkt, dass es Gesprächsbedarf seitens der Schüler gab und seine Sensibilität als Pfarrer vorbildlich bewiesen“, lobt Jörg Riemer.

Der Schulleiter der Berufsbildenden Schulen des Burgenlandkreises ist schon am Sonnabendmorgen über das Unglück informiert worden. Er hat sich selbst vom schulpsychologischen Dienst beraten lassen, wie er mit der Situation umgehen soll. „Die Hilfe hat sehr professionell funktioniert. Man ist dafür dankbar“, sagt er und lobt zugleich das Kriseninterventionsteam des Burgenlandkreises. Trotz des Wochenendes habe sofort Hilfe zur Verfügung gestanden.

Menschen legen Blumen an Unglücksstelle nieder

Schulintern wurden am Montag im Goethegymnasium Möglichkeiten angeboten, damit Schülerinnen und Schüler aber auch Lehrkräfte Abschied von dem Verunglückten nehmen können, teilt die Sprecherin des Landesschulamtes mit. „Weitere Details sind für die Öffentlichkeit nicht angebracht. Ich bitte um äußerste Sensibilität und Pietät“, sagt Silke Stadör.

Den Wunsch, Abschied zu nehmen, gibt es nicht nur in der Schule. Am Unglücksort haben mehrere Menschen Blumen abgelegt. Auch zwei Mitschülerinnen des 17-Jährigen sind am Montag dafür nach dem Unterricht eigens nach Leißling gefahren. Mit gesenkten Köpfen atmen sie erst tief durch und legen dann ihre mitgebrachten Blumen nieder. Noch am Freitag hätten sie den Schulkamerad gesehen, erzählen beide leise. Da habe er anlässlich des letzten Schultages mit den Lehrern Späße gemacht. „Immer fröhlich“, beschreibt ihn eines der Mädchen.

Abiturienten entscheiden selbst, wann sie Prüfungen ablegen

Nach dem Schock vom Wochenende müssen die Weißenfelser Abiturienten nun selbst entscheiden, ob sie sich im Stande sehen, ihre Prüfungen abzulegen. Diese Nachfrage wird ohnehin jedem Teilnehmer zu Beginn der Prüfung gestellt. Am Montag hieß das erste Fach Biologie. Im Goethegymnasium waren dafür zwei Schülerinnen angemeldet, in der Berufsbildenden Schule des Burgenlandkreis sieben. Alle sind auch angetreten und haben die schriftliche Prüfung abgelegt.

Es folgen in dieser Woche noch Chemie, verschiedene Fremdsprachen sowie Deutsch. Entscheidet sich jemand, die Prüfung zu verschieben, kann diese zu einem späteren Zeitpunkt an einem Nachholtermin abgelegt werden. Die Seelsorger des Landesschulamtes Sachsen-Anhalt werden laut Sprecherin Silke Stadör auch noch am Dienstag im Goethegymnasium vor Ort sein und Schülern wie Lehrern für Gespräche bereit stehen.

Außerdem ist am Dienstagmittag eine Andacht in der Weißenfelser Marienkirche geplant. (mz)