17-Jähriger stirbt bei Abifeier Leißling bei Weißenfels: Von Zug erfasst - 17-Jähriger stirbt bei Abifeier im Burgenlandkreis

Weißenfels/Leißling - Die Sirene reißt in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend einige Weißenfelser aus dem Schlaf. Mehrere Rettungswagen eilen zu dieser Zeit zum Bahnhof im Weißenfelser Ortsteil Leißling, wo eine Person vom Zug erfasst worden sein soll. Vor Ort gibt es für die Einsatzkräfte viel zu tun. In der „Thüringer Pforte“, einer Gaststätte, nur wenige Meter von den Gleisen entfernt, feiern an diesem Abend Gymnasiasten des Goethegymnasiums und der Berufsbildenden Schulen des Burgenlandkreises ein gemeinsames Fest.
Die Nachricht, dass ein junger Mann nach dem Zusammenstoß mit dem Zug nicht mehr lebt, verbreitet sich schnell. Es fließen Tränen, die jungen Menschen sind geschockt. Für die zu Hilfe geeilten Rettungskräfte ist es einer der größten Einsätze der vergangenen Jahre. Sechs Feuerwehren und 14 Rettungswagen sind vor Ort. Das Notfallteam Krisenintervention rückt mit vier Seelsorgern an und betreut die geschockten Jugendlichen. Alle sind fassungslos, Jungen wie Mädchen trösten sich und liegen sich in den Armen.
Tragödie in Weißenfels: Bis zu 200 Personen befanden sich im Gasthaus oder davor
Wie es zu dem Unfall gekommen ist, kann am frühen Samstagmorgen indes noch niemand genau sagen. Auf dem Gehweg vor dem Lokal liegen die Überreste einer Nacht, die fröhlich begann und tragisch endete. Die Mehrzahl der Jugendlichen ist da schon von Angehörigen abgeholt worden. Wer noch auf eine Mitfahrgelegenheit warten muss, der schaut trübselig drein, gezeichnet von dem Verlust.
Eigentlich hatten die Gymnasiasten am Freitag den letzten gemeinsamen Schultag vor der beginnenden Prüfungszeit gesellig ausklingen lassen wollen. Schon am Morgen ging es im Goethegymnasium ausgelassen zu. Das Motto des Tages lautete „GruselkABInett.“ Nun sitzt der Schock, einen Mitschüler verloren zu haben, tief. Bis zu 200 Personen befanden sich laut Angaben der Polizei im Gasthaus oder davor.
Trägödie in Weißenfels: Wirtsehepaar zeigt sich noch Stunden später fassungslos
Das Wirtsehepaar Cornelia und Jörg Geß zeigt sich noch Stunden später fassungslos. Nach 23 Uhr trafen die Jugendlichen in Feierlaune ein. Einige sprachen draußen schon dem Alkohol zu. Laut Wirt hätten manche die Gleise mehrfach überquert. Als Grund, dass es dann zu dem tragischen Unglück kam, nennt er Leichtsinn. Denn das Ganze sei passiert, obwohl die Halbschranken unten und die roten Blinkzeichen des Andreaskreuzes gut zu sehen gewesen seien.
Laut Polizeibericht habe der 17-Jährige aus einer 11. Klasse des Weißenfelser Goethegymnasiums trotzdem die Schienen überquert und sei von einem unbesetzten Personenzug erfasst und zur Seite geschleudert worden. Trotz Reanimationsmaßnahmen verstarb er an der Unfallstelle. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen habe es keine Einwirkungen einer dritten Person gegeben. Dennoch ermittelt die Polizei weiter zur genauen Todesursache.
Tragödie in Weißenfels: Schüler sollen am Montag psychologisch betreut werden
Die Wirtsleute betonen am Sonnabendvormittag, dass sie den trauernden Jugendlichen Wasser zur Verfügung gestellt hatten. Und Jörg Geß sagt: „Als dann der beleuchtete Leichenwagen vorbeifuhr, hatte das etwas Gespenstisches.“
Auch eine Lehrerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, zeigt sich geschockt. Sie spricht von einem guten Schüler. Sie bekennt, dass sie nach dem tragischen Vorfall völlig von der Rolle sei. Die Schüler sollen Montag psychologisch betreut werden, wurde zwischenzeitlich bekannt. Auf die Frage, was mit jenen Schülern werde, die an dem Tag ihre erste schriftliche Prüfung haben, sagte die Frau, dass die Zwölftklässler vor Beginn gefragt werden, ob sie sich in der Lage fühlen, die Arbeit zu bewältigen. Das müssten sie am Ende selbst wissen und sich für eine Antwort entscheiden. (mz)

