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Unfall bei Schlacht von Roßbach Unfall bei Schlacht von Roßbach: "Bei einem Todesfall hätten wir abgebrochen"

Von Peter Lisker und Alexander Kempf 07.11.2017, 08:33
Ein Unfall hat auf dem Schlachtfeld am Sonnabend für eine Schrecksekunde gesorgt. Der Verletzte wurde via Helikopter ausgeflogen.
Ein Unfall hat auf dem Schlachtfeld am Sonnabend für eine Schrecksekunde gesorgt. Der Verletzte wurde via Helikopter ausgeflogen. Peter Lisker

Weißenfels - Die historischen Kanonen sind schwer. Mehrere Männer braucht es am Sonnabend, um sie auf einem Feld bei Reichardtswerben in Position zu bringen. Das größte Modell soll ganze sechs Tonnen wiegen. Ein Teil der Männer zieht das Geschütz mit Seilen, andere unterstützen sie, indem sie versuchen, die Speichen der Holzräder anzuschieben.

Dabei kommt es gegen 15 Uhr zu einem Unfall. Ein Mann verfängt sich mit seinem Arm in den hölzernen Speichen, stürzt dabei und bleibt schließlich auf dem Bauch liegen, die Hände über dem Kopf.

Krankenhaussprecher: „Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend gut“

Der Verletzte, der zu den Darstellern eines Sächsischen Artillerieregimentes zählte, erfährt sofort Unterstützung. Unter den Ersthelfern vor Ort ist nach eigenen Angaben auch ein Notfallmediziner. Schnell wird entschieden, dass ein Transport des Mannes mit dem herbeigeeilten Krankenwagen nicht zielführend ist.

So landet wenige Minuten nach dem Vorfall ein Rettungshubschrauber auf dem historischen Schlachtfeld. Der bringt den Verletzten nach Halle ins Klinikum Bergmannstrost. Dort hält man sich zwei Tage nach dem Unfall am Montagnachmittag bedeckt und verweist auf die ärztliche Schweigepflicht. Krankenhaussprecher Christian Malordy bestätigt lediglich, dass der Mann in Halle eingeliefert und auf der unfallchirurgischen Station behandelt worden ist. „Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend gut“, erklärt er.

Abbruch der Schlacht von Roßbach stand für die Veranstalter nicht zur Debatte

Offenbar hat sich der Verletzte nur einen Knochenbruch zugezogen. Ein Abbruch der Gefechtsdarstellung stand für die Veranstalter schon am Sonnabend nicht zur Debatte. „Das war eigenes Verschulden und somit eine private Sache“, sagt Jürgen Heuer von der IG Diorama Reichardtswerben. Die Teilnehmer seien alle privat versichert und wüssten, vorab worauf sie sich einlassen. Nur bei einer Tragödie hätten er und seine Mitstreiter wohl anders entschieden. „Bei einem Todesfall hätten wir abgebrochen“, sagt Jürgen Heuer.

So verspätete sich das Gefecht um eine Stunde. In Reichardtswerben haben am Wochenende 150 Darsteller an die Schlacht bei Roßbach vor 260 Jahren erinnert. Die fiel in die Zeit des Siebenjährigen Kriegs zwischen 1756 und 1763.

Nächste geplante Gefechtsdarstellung der Schlacht von Roßbach erst in 15 Jahren

Damals kämpften Preußen und Großbritannien auf der einen und die österreichische Habsburgermonarchie mit Frankreich, Russland und dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite um die Vormachtstellung in Europa. Da der Konflikt auch in Nordamerika, Indien und der Karibik ausgefochten wurde, werten ihn einzelne Historiker als Weltkrieg.

Für die Veranstalter war das Treffen mit polnischer und tschechischer Beteiligung ein Höhepunkt, das sie zuvor Monate lang vorbereitet haben. Die nächste geplante Gefechtsdarstellung soll erst in 15 Jahren, also zum 275. Jubiläum der Schlacht stattfinden. Doch ob die auch noch alle Mitstreiter erleben, sei durchaus fraglich, so Jürgen Heuer. Immerhin sei der Älteste von ihnen schon 92 Jahre alt. Eine Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer der Schlacht gebe es aber weiterhin jedes Jahr. (mz)

Holzspeichen wurden einem Darsteller in Reichardtswerben zum Verhängnis.
Holzspeichen wurden einem Darsteller in Reichardtswerben zum Verhängnis.
Peter Lisker