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Überraschung kommt danach

Von HEIKE RIEDEL 08.02.2010, 18:44

GROSSGÖHREN/KARSDORF/MZ. - Und weil ihre Mitarbeiter neugierig waren. Sie wollten wissen, wie ihre Chefin in diesem Jahr ihren Geburtstag am 25. Januar verbracht hat. Der vom vergangenen Jahr ist nämlich allen noch im Gedächtnis. Mit der Feier war sie ganz groß rausgekommen.

Doch der diesjährige Geburtstag ist dagegen fast in der Bedeutungslosigkeit versunken. Das Wetter hat den Besuch der heute in Köln lebenden Mutter verhindert. Dafür kam ein Virus an, der die junge Frau ins Krankenbett zwang. "Von meinem letzten Geburtstag hatte ich doch lang genug was", tröstet sich die Großgöhrenerin. Da nämlich verkündeten vom 25. Januar bis in den März hinein Schilder - handgefertigt - an den Straßenbäumen zwischen Weißenfels und Rippach "Madeleine wird heute 30!" Und in Karsdorf erfuhr es jeder am Baucontainer. Die ausdauernde Spur an der Straße hatten ihre Grabungssekretärin Sonja Scheffler und ihr Mann für die etwa 35 von nah und fern angereisten Geburtstagsgäste zur großen Feier im Weißen Schwan in Rippach gelegt.

"Später fand das Ordnungsamt noch eine andere", amüsiert sich die fröhliche Frau. Bei der Verwaltung in Lützen war nämlich eine Anzeige wegen eines unangemeldeten Feuerwerks eingegangen. So musste sich das Geburtstagskind wegen irgendeines Knallkörpers, den Freunde für sie gezündet hatten, rechtfertigen. "Schlimmeres blieb aus", ist sie froh. Die Schilder hätten die Freunde dann auch bald beseitigt, um weiteren Ärger abzuwenden.

Doch da war es bereits zu spät, die Schilder hatten die MZ auf Madeleines Spur gesetzt. Denn sie waren Anlass für eine nette Stichelei unter der Rubrik "Guten Morgen". Und es fanden sich "Verräter", die die darin angekündigte Selbsteinladung zu Madeleine an ihrem 31. Geburtstag perfekt machten.

Eine also um ein Jahr älter gewordene große dunkelhaarige Frau mit offenem Blick, öffnete die Tür des kleinen alten Hauses mit dem zugewachsenen Vorbau in Großgörschen. Mit Tante, Kater und Fischen lebt sie dort, wohin es sie nach dem Studium der Archäologie in Marburg zurückgezogen hat. "Hier ist doch ein Eldorado für Archäologen", lobt die einstige Schülerin des Gustav-Adolf-Gymnasiums Lützen ihre mitteldeutsche Heimat. "Es hat mich schon immer stolz gemacht, dass bedeutende archäologische Kulturen nach mir vertrauten Ortsnamen benannt sind", sagt Madeleine Fröhlich. Und die Ausgrabungsbedingungen seien hier so gut wie kaum woanders, schätzt sie die Arbeit der Behörden.

Jetzt trägt sie selbst bei, den guten Ruf Sachsen-Anhalts in der Archäologie zu stärken. Und das nicht nur mit ein paar Scherben. Am 18. Februar könnte sie vielleicht wirklich groß rauskommen mit ihren Kollegen. Denn dann werden die wichtigsten Funde des Karsdorfer Archäologenstandortes vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie präsentiert. Ein erwartungsvolles Lächeln liegt auf Madeleine Fröhlichs Gesicht, als sie so viel schon einmal verrät. Die Augen glänzen, wenn sie vom "krönenden Abschluss" spricht. Der bringt ihr dann aber eine ganz andere Arbeit: Statt graben und schaben wird sie erst einmal publizieren, das heißt die Funde für die Veröffentlichung aufarbeiten.

Weil sie noch viele Geburtstage in der Heimat feiern will, sieht sie es ganz gelassen, dass der diesjährige ohne Feier mit Familie und Freunden abgegangen ist. Grund zum Feiern hat sie ja in wenigen Tagen schon wieder.