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Trendsetter Trendsetter: Gewürzmühle Tollwitz gehört zu den ältesten Deutschlands

Von Petra Wozny 21.01.2014, 08:15
Bevor die Gewürze überhaupt weiterverarbeitet werden, nimmt Doreen Steinbuch eine Gewürzprobe für das Labor.
Bevor die Gewürze überhaupt weiterverarbeitet werden, nimmt Doreen Steinbuch eine Gewürzprobe für das Labor. Petra Wozny Lizenz

Tollwitz/MZ - Wer in eine Gewürzstraße fährt, muss nicht zwangsläufig den Duft von Oregano oder Zimt in der Nase haben. In Tollwitz, nahe der Solestadt Bad Dürrenberg, ist dies jedoch der Fall. Hier ist seit 1996 im Gewerbegebiet eine der ältesten Gewürzfabriken Deutschlands zu Hause.

„Die Lage ist einfach top“, schwärmt Geschäftsführer Jens Grünberg, der das Unternehmen vor 13 Jahren von seinem Vater Harald übernommen hat. Aus der Saalestadt Halle hatte sich HES zurückgezogen und in Tollwitz 1996 auf vormals 3500 Quadratmetern einen Neustart gewagt. „Unser Familienbetrieb wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Essig lief in Flaschen und Senf in Gläser, später in Plastebecher. Zu DDR-Zeiten wurde die Fabrik enteignet. Wir haben Erfolge erlebt, aber auch Täler durchschritten“, erinnert sich Grünberg. Zwischenzeitlich wurde das Unternehmen dreimal ausgebaut. Es ist auf 48.000 Quadratmeter angewachsen. Acht Millionen Euro wurden dafür investiert.

Gewürze dienen unter anderem der Konservierung, wie Salz oder Chili. Bitterstoffe des Rosmarin regen den Appetit an. Pfeffer und Salz fördern die Magentätigkeit.

Fenchel, Anis und Kümmel helfen gegen Darmkrämpfe. Knoblauch fördert die Fettverdauung. Aphrodisierende Wirkung wird der Nelke und dem Ingwer nachgesagt. Salbei hingegen beruhigt.  (zny)

Der Umsatz hielt kräftig mit und lag im Jahr 2012 bei 11,5 Millionen Euro. Die Autobahnen 9,14 und 38 sind in Reichweite und der Flughafen Leipzig-Halle nur einen Steinwurf entfernt. Beide Verkehrswege seien für die Logistik des Gewürzunternehmens außerordentlich wichtig. Bei HES werden rund 1000 verschiedene Kräuter, Gewürze als auch Mischungen hergestellt und an zehn hochmodernen Linien verpackt. Hier werden beispielsweise in einer Minute rund 100 Gläschen abgefüllt. Seit Jahren bereichern Nährmittel zum Kochen und Backen die Palette.

Der Preis hervorragender Qualität

Die Produktionszutaten von A wie Anis bis Z wie Zimt kommen aus über 50 Ländern der Welt. Das sind beispielsweise Pfeffer aus Vietnam, Paprika aus Spanien, Knoblauch aus China oder Muskat aus Indonesien. Landen sie in Kisten und Säcken in Tollwitz ein, nimmt sie sich Doreen Steinbuch intensiv unter die Lupe. Jede Lieferung bekommt eine Chargennummer. „Das Verfahren haben wir selbst entwickelt. Auf diesem Weg können wir den Weg der Produkte lückenlos verfolgen.“

Von jeder Lieferung wird eine Probe genommen. Sie ist Leiterin für Qualitätssicherung und betont: „Qualität lassen wir uns etwas kosten. Jede Ware wird mikrobiologisch untersucht. Wir schließen genmanipulierte und strahlenbehandelte Pflanzen aus.“ Bevor Pfeffer, Paprika oder Knoblauch in die Würzmühlen gelangen, werden sie gesperrt und kommen in externe Labors. Weit über 100.000 Euro lässt sich HES pro Jahr die Kontrollen kosten. „Wir stehen in der Pflicht und wollen, dass unsere Marke unbeschadet bleibt. Das können wir mit entsprechenden Zertifikaten belegen“, meint die Gütechefin und verweist mit Stolz auch darauf, dass HES seit 2006 biozertifiziert ist.

Spezialsenf kommt dieses Jahr

Nach der Quarantäne von fünf bis zehn Tagen gelangen die Pulver und Körner in die Produktion. Die 33 Mitarbeiter, darunter seit 1996 immer auch Auszubildende, mischen sie nach eigenen Rezepturen und füllen sie in Streuer, Mühlen, Dosen, Tüten, Beutel und Gläser. 60 Prozent der rund 3000 Tonnen Gewürze im Jahr firmieren unter der Eigenmarke HES. 15 Prozent aller Produkte werden exportiert.

Besonders stolz ist Chef Grünberg, dass aus seiner Feder ein Rezept für eine Worcestersoße und laktosefreie Soßenbinder als auch eine Gewürzmühle mit einem Keramikmühlwerk auf den Markt gekommen sind. „Wir haben noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht“, verspricht er. Leere Fläche gelte es noch zu bebauen. In diesem Jahr soll mit der Produktion eines Spezialsenfes begonnen werden. Die Anlage steht bereits. „Wir sind groß und wichtig, so dass wir selbst Trends setzen“, betont der Chef.

In Deutschland gebe es derzeit rund 40 Gewürzhersteller. „Da sehen wir uns vom Geschäftsfeld her auf Platz drei.“ Keine Frage, die Tollwitzer haben längst Platz zwei im Visier. Das hört man in der Solestadt Bad Dürrenberg gern. Hier schätzt die Kommune die HES nicht nur als pünktlichen Steuerzahler, sondern auch als familienfreundliches Unternehmen und Ausbilder.

Anlagenfahrerin Manuela Seise hat in der Gewürzmühle gelernt.
Anlagenfahrerin Manuela Seise hat in der Gewürzmühle gelernt.
Petra Wozny Lizenz