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Grausiger Fund in Weißenfels Totes Baby in Weißenfels: Polizei hat noch keine Spur

Von Birger Zentner 15.06.2017, 06:39
Nahe dem Fundort der Babyleiche an der Zeitzer Straße erinnerten ein Kreuz, Blumen und Kuscheltiere noch immer an die grausige Tat.
Nahe dem Fundort der Babyleiche an der Zeitzer Straße erinnerten ein Kreuz, Blumen und Kuscheltiere noch immer an die grausige Tat. Peter Lisker

Weissenfels - Was sich schon kurz nach dem grausigen Fund abzeichnete, bestätigt sich nun. Die Ermittlungen zum Fall des toten Babys, das im Bereich Zeitzer Straße in Weißenfels am 24. April gefunden wurde und gewaltsam zu Tode kam, werden sich hinziehen. „Aber wir geben noch lange nicht auf, um die Mutter beziehungsweise den Täter ausfindig zu machen“, sagt Michael Kramer. Der Kriminaloberrat ist Leiter des Fachkommissariats 2 bei der Kriminalpolizei in der Polizeidirektion Halle und damit auch verantwortlich für die Arbeit der sechsköpfigen Ermittlungsgruppe für den Fall.

Polizei in Weißenfels befragt mehr als 600 Personen

Noch gibt es laut Kramer eine Reihe von Anhaltspunkten, denen man nachgehen kann. Dabei haben die Ermittler bereits mehr als 600 Personen befragt. Das war für die sechs Kriminalisten in der Gruppe eine zeitaufwändige Arbeit, sozusagen Klinken- und Klingelputzen, treppauf und treppab. Bislang ist man dabei der Lösung des Falls noch nicht nahe gekommen. „Wir haben mit Bewohnern der umliegenden Häuser gesprochen, mit Menschen, die dort arbeiten, mit Mitarbeitern von Arztpraxen und Kliniken, aber noch keinen Durchbruch erzielen können“, sagt Kramer. Dabei ging es nicht nur darum, ob jemand in den Tagen zwischen Karfreitag am 14. April und dem 24. April in der Nähe des Fundortes der Babyleiche etwas gesehen hat, sondern auch immer um die Frage: Kennt jemand eine Frau, die schwanger war, aber nun doch kein Kind hat? Begonnen habe man in der Nähe des Fundortes der Babyleiche, den Radius aber mittlerweile ausgedehnt. Wie weit man ist und wie weit man noch gehen will, darüber schweigt der Kriminalist aus ermittlungstaktischen Gründen.

Anfangs hatte man ja noch gedacht, dass eine Mutter einfach ihr Kind dort auf einem Grundstück abgelegt hat, wo es der Grundstücksbesitzer an jenem schrecklichen Montag fand. Nach der Obduktion stellte sich heraus, dass das nur wenige Tage alte Kind an den Folgen massiver Gewalteinwirkung gestorben ist und danach auf dem Grundstück regelrecht entsorgt wurde.

Fremde DNA an Babyleiche gefunden

Daraus ergibt sich unter anderem die Frage, ob Mutter und Täter beziehungsweise Täterin ein und dieselbe Person sind. „Das können wir derzeit nicht sagen“, erklärt Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang auf Nachfrage der MZ. Klar ist allerdings inzwischen, dass an der Babyleiche fremde DNA gefunden wurde. „Die nützt uns aber bislang nicht viel, weil sie nicht mit Einträgen in den Datenbanken identisch ist“, sagt Neufang. Allerdings kann sie als Beweis herhalten, wenn ein Tatverdächtiger ermittelt wird.

Auch Neufang sieht die Ermittlungen noch nicht an einem Endpunkt angekommen. „Erst wenn wir wirklich nichts mehr machen können, wäre über eine Einstellung der Ermittlungen zu entscheiden.“

Kriminalist Kramer weiß aus Erfahrung, dass man nicht so schnell aufgeben darf. „Es gab ja im vorigen Jahr den Fall einer Messerstecherei auf der Peißnitz-Insel in Halle. Auch dafür war eine Ermittlungsgruppe eingerichtet worden. Nach einem halben Jahr konnten wir den Fall lösen“, erinnert sich Kramer. Dieses halbe Jahr sei auch der Mindestzeitraum, für den die aktuelle Ermittlungsgruppe durchaus noch zu tun haben könnte. Unter anderem hofft der Kriminalist auch, dass es vielleicht doch noch neue Hinweise aus der Bevölkerung geben könnte. Drei seien es nach dem ersten Aufruf gewesen, allerdings alles Sackgassen.

„Es kann durchaus sein, dass sich zum Beispiel die Mutter nach einer entsprechenden zeitlichen Distanz doch noch öffnet“, sagt Kramer. Er vermutet, dass sie es wahrscheinlich nicht gegenüber der Polizei tut, aber vielleicht gegenüber Freunden oder Verwandten, so dass es noch einmal Hinweise und damit neue Spuren geben kann.

Im Moment geht die Polizei davon aus, dass die Mutter aus der hiesigen Region kommt. Möglicherweise muss man irgendwann ins Auge fassen, dass sie nur auf „Durchreise“ war. Die Option, die Ermittlungen in diese Richtung zu erweitern, sieht der Kriminalist auch noch. Allerdings würde das die Suche erschweren. Etwas in der Art nimmt man ja auch für den Fall des toten Babys von Zeitz vor neun Jahren an.

Hinweise zum Weißenfelser Fall nimmt die Polizei entgegen unter Telefon: 0345/2 24 12 91. (mz)