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Tag der Putzfrau Tag der Putzfrau: Wienern in der Schule

Von klaus-dieter kunick 08.11.2013, 08:00
Extra für die Zeitung gestellt: Bärbel Klöppel (li.) und Renate Kluge arbeiten seit Jahren als Reinigungskräfte in der Grundschule in Kayna.
Extra für die Zeitung gestellt: Bärbel Klöppel (li.) und Renate Kluge arbeiten seit Jahren als Reinigungskräfte in der Grundschule in Kayna. helga freund Lizenz

kayna/MZ - „Was ist das für ein Tag?“ - Bärbel Klöppel kann es gar nicht fassen. „Tag der Putzfrau?“, hakt sie ein bisschen ungläubig nach. Doch wenn die Presse vor der Tür steht, dann wird es schon stimmen. Stimmt tatsächlich, diesen Tag gibt es und er ist heute - nur kaum ein Mensch scheint es zu wissen. Aber für die 55-Jährige ist es andererseits auch kein Beinbruch, davon nichts gewusst zu haben. Ihre Kollegin Renate Kluge (54) schüttelt ebenso den Kopf. Aber groß Zeit bleibt eh’ nicht, gerade wird das Mittagessen angeliefert und dann sind auch ja noch jede Menge Reinigungsarbeiten an der Grundschule durchzuführen. Aber ein paar Minütchen nehmen sich die zwei Frauen, die beide in Kayna wohnen und an der Grundschule als Reinigungskräfte arbeiten, am Ende doch Zeit.

Ohne Reinigungskräfte geht nichts

„Na ja, zu DDR-Zeit war das nicht gerade ein angesagter Beruf“, erzählt Bärbel Klöppel. Damals sei man als „Technische Kraft“ geführt worden, so Renate Kluge, die viele Jahre im Kindergarten des Dorfes saubermachte. „Das schlechte Image reicht noch aus der Zeit, da ist man in den Augen vieler der letzte Dreck gewesen“, so Bärbel Klöppel. „Aber Reinigungskräfte müssten doch geschätzt werden, denn ohne sie geht nichts“, ergänzt sie. Denn wenn eine Reinigungskraft ausfällt, dann bekomme das jeder zu spüren, egal, auf welcher Arbeitsstätte: „Der Müll stapelt sich, Staub liegt überall herum und der Fußboden erst. Wer will denn in so einem Zimmer arbeiten?“. Zu ihrem Aufgabengebiet gehören heute unter anderem das Säubern der Schule, des Hortes und des Gebäudes, in dem die Gemeinde sitzt.

Anerkennung für die Arbeit

Dabei wurde es der 55-Jährigen nicht in die Wiege gelegt, eines Tages zu putzen. Nach der 10. Klasse erlernte sie zunächst den Beruf einer Kellnerin, verdiente aber in der Kinderwagenfabrik Zekiwa in Zeitz mehr Geld und begann dort zu arbeiten. Der „Wendepunkt“ in ihrem Leben kam, als sie für ihre beiden Kinder mehr Zeit haben wollte. Heute seien ihre Karina (35) und Karola (26) groß, aber in jener Zeit hatte sie den Wunsch, ihnen nahe zu sein, wollte sie miterleben, wie sie groß werden. „Ich habe das mit meinem Mann abgesprochen, dass wir das so machen“, erinnert sie sich. Fortan arbeitete Bärbel Klöppel als Reinigungskraft in der Gemeinde. Das war im Januar 1989. Was die Leute darüber dachten, sei ihr egal gewesen, schließlich sei es um ihre Kinder gegangen. Dass sie am Monatsende weniger Geld in der Börse hatte, habe sie in Kauf genommen. „Mit der Bezeichnung ,Putze’ habe ich kein Problem, man darf das nicht so eng sehen“, sagt Bärbel Klöppel. „Wir arbeiten gern hier, das Klima stimmt und alle freuen sich, wenn es schön sauber ist.“ Und heutzutage bekomme man die Anerkennung für die erbrachte Leistung. Ihre Arbeit werde geachtet - darin sind sich beide Frauen, die bei der Kommune angestellt sind, sicher. „Ich mache meine Arbeit gern. Man sieht, was man gemacht hat“, sagt die 54-Jährige.