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Stromausfall in Lützen Stromausfall in Lützen: Schmerzhafte Folgen der Gewitter

Von HEIKE RIEDEL 07.08.2013, 20:04
Dirk Händel (vorn) und Torsten Kühn setzen in Schkortleben für die Freileitung einen neuen Holzmasten.
Dirk Händel (vorn) und Torsten Kühn setzen in Schkortleben für die Freileitung einen neuen Holzmasten. MICHAEL THOMÉ Lizenz

LÜTZEN/MZ - Kurz vor 10 Uhr erstarb am Mitwoch ein großer Teil des Lebens in Lützen und Umgebung. Die Lichter gingen aus, die Bildschirme der Computer wurden schwarz, die Kassen in den Geschäften reagierten nicht mehr. Was hin und wieder schon einmal für wenige Minuten passiert ist, hielt am Mittwoch Stadt und Dörfer bis hinüber ins sächsische Kitzen zweieinhalb Stunden in nervlicher Anspannung.

Kein Geldautomat reagierte, viele Telefonanschlüsse waren nicht erreichbar. In der Fleischerei bangten die Mitarbeiter um ihre Waren, hatte doch auch das Kühlhaus keinen Strom. Und als endlich kurz nach 11.30 Uhr die elektrischen Geräte und Anlagen wieder ansprangen, ging für etliche Unternehmen der Tag längst nicht normal weiter. Die Zapfsäulen der Aral-Tankstelle waren nicht wieder ansprechbar, berichtet Hans-Willi Schubert von seinem Betrieb. Er musste erst die Techniker heranholen.

Ursache noch nicht endgültig geklärt

In der Firma Röchling Kunststoffe wurde die Säge beschädigt, weil eine Kunststoffplatte auf sie gefallen war. Die moderne Sortiermaschine hatte diese hydraulisch angesaugt und gerade zum neuen Standort transportiert, als plötzlich der Strom ausfiel und damit der Saugmechanismus. „Wir werden sehen, wie weit uns Daten im Computer fehlen und Programme zerstört wurden“, richtet Geschäftsführer Klaus Trittmacher seine Aufmerksamkeit auf Folgeschäden, die nicht sofort zu überblicken waren. Wenigstens die Computer im Büro sind soweit geschützt, dass sie kontrolliert heruntergefahren werden konnten. Eine Lösung mit Notstromaggregat ist wegen viel zu hohen Strombedarfs für die Produktion nicht denkbar. Darüber hinaus geht Klaus Trittmacher von 1.100 Euro Umsatzausfall pro Stunde aus. Auf Schadenersatz kann er da nicht rechnen. Naturereignisse, die nun mal passierten - die Antwort hatte er früher schon einmal von EnviaM erhalten.

Und diesmal? Von besonderen Naturereignissen war Mittwochvormittag in Lützen weit und breit nichts zu sehen. Allerdings sind seit dem Abend zuvor Sturm und Gewitter auch über das Territorium gezogen. Und darin wird die Ursache vermutet. „Wir konnten nichts finden. Es fließt aber wieder Strom“, so die Antwort von Claudia Anke, Pressesprecherin bei Mitnetz Strom. Es werde davon ausgegangen, dass ein Ast irgendwo auf eine Leitung gefallen ist, daraufhin eine Fehlermeldung ausgelöst wurde, die den Netzring abgeschaltet habe. Während die Fachleute noch nach der Ursache suchten, könnte irgendein Windstoß das Problem schon wieder beseitigt haben. Jedenfalls lief aus Sicht von Mitnetz Strom alles normal, als der Teil des Netzes wieder eingeschaltet wurde.

Computerfachleute sehr gefragt

Die Kunden, die am Vormittag in der Apotheke vertröstet werden mussten, konnten dann ihre Medikamente erhalten. Bei den Ärzten musste niemand mehr auf einen neuen Termin vertröstet werden. Zahnarzt Winfried Liebert arbeitete bis 19 Uhr durch, um den Patienten zu helfen, die mit Beschwerden kamen oder am Nachmittag noch Termine hatten. An seinen Computern seien keine Schäden zurückgeblieben, weil diese sich noch abschalten konnten.

15.45 Uhr war auch der Computer der Tankstelle wieder hergestellt. „Das ist eine teure Sache geworden“, beklagt Hans-Willi Schubert. Nicht nur der Gewinnausfall, der in die Hunderte Euro geht, auch die Reparaturen meint er und spricht da von Schäden im vierstelligen Bereich. Und nicht nur von ihm wurden am Mittwoch in Lützen Computerfachleute angefordert.