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Streit unterm Funkturm Streit unterm Funkturm: Eigentümer werden um 60.000 Euro geprellt

Von Jan Iven 22.09.2016, 07:00
Der Funkmast in Bäumchen ist 20 Meter hoch. Die Telekom kümmert sich  auch um die Pflege des Areals.
Der Funkmast in Bäumchen ist 20 Meter hoch. Die Telekom kümmert sich  auch um die Pflege des Areals. Peter Lisker

Weißenfels - Die Eheleute Ingrid und Uwe Kircher sind sauer. Um 60.000 Euro seien sie beim Verkauf ihres Grundstückes im Weißenfelser Ortsteil Bäumchen geprellt worden, sagen die beiden Rentner aus Bad Dürrenberg. Und das, obwohl der Kaufpreis eigentlich nur 15.000 Euro betrug. Tatsächlich erzählen die beiden eine bizarre Geschichte über einen komplizierten Rechtsstreit um das 11.000 Quadratmeter große Areal. Zum Ortstermin in Bäumchen haben die beiden Rentner einen dicken Ordner mit Akten mitgebracht, die von der langen Auseinandersetzung zeugen.

Pferdepension geplant

„Wir wollten das Grundstück verkaufen, weil ich die Schweineställe schon lange nicht mehr bewirtschafte“, erzählt die 70-Jährige. Ein Weißenfelser erwarb das Grundstück für 15.000 Euro für seine Tochter, die dort eine Pferdepension eröffnen wollte. Die Kaufsumme soll damals auch geflossen sein.

Pachtzahlung der Telekom noch offen

Doch leider war die Angelegenheit noch viel komplizierter. So steht auf dem Grundstück in Bäumchen ein 20 Meter hoher Funkmast für Mobiltelefone. Für den überweist die Telekom jährlich 3.600 Euro Pacht an den Eigentümer des Grundstückes. In einem separaten Vertrag sei zwischen den beiden Parteien ausgemacht worden, dass das Ehepaar als Ausgleich für die entgangene zukünftige Pacht der Telekom 60.000 Euro von den Käufern erhalten solle. Die Käufer zahlten - jedoch insgesamt angeblich nur 230 Euro. Zudem teilten sie nach Angaben des Ehepaares mit, dass sie kein Geld hätten. Und das, obwohl die Telekom die Pacht an die neuen Eigentümer überweist. Und so ging der Streit um die ausbleibenden Zahlungen bis vors Landgericht Magdeburg.

Eigentümer melden Privatisolvenz an

Das Ehepaar Kircher bekam vor Gericht zwar Recht, jedoch immer noch kein Geld. Denn die neuen Eigentümer sollen inzwischen Privatinsolvenz angemeldet haben. Das Grundstück wurde demnach mittlerweile auf minderjährige Familienangehörige der Käufer übertragen und sei damit nicht mehr greifbar. Daher könne der Kauf auch nicht mehr rückabgewickelt werden. Auch einen Vergleich, wonach sich das Ehepaar Kircher mit einem Teilbetrag begnügt hätte, sollen die Käufer vor dem Landgericht Magdeburg abgelehnt haben. Auf Nachfrage der MZ wollten sich die Käufer zunächst mit ihrem Anwalt beraten, waren dann jedoch nicht mehr zu erreichen.

Das Ehepaar ärgert sich vor allem darüber, dass seine Gutgläubigkeit so schamlos ausgenutzt wurde. Dass das Gericht ihnen Recht gibt und sie dennoch kein Geld erhalten, können sie nicht verstehen. „Wir wollten alles richtig machen und hatten sogar einen Immobilienmakler mit dem Verkauf beauftragt“, sagt Ingrid Kircher. Doch offenbar sei bei den Verträgen geschlampt worden. Zunächst hatte sie auch darüber nachgedacht, den Teil des Grundstückes mit dem Funkmast abzutrennen und zu behalten, um die Pacht weiter direkt von der Telekom zu kassieren. „Das wäre im Nachhinein natürlich die beste Lösung gewesen“, räumt Ingrid Kircher ein.

Solarzellen bescheren Einnahmen

Doch die Käufer hätten ihr das ausgeredet und vorgeschlagen, stattdessen die versprochenen 60.000 Euro in zwei Raten zu überweisen. Daher geht Ingrid Kircher inzwischen davon aus, dass die Käufer von vorneherein unredliche Absichten gehabt und es nur auf die Pacht abgesehen hätten. Belegen könne sie diesen Vorwurf jedoch nicht. Allerdings wurde die Errichtung einer Pferdepension nie in Angriff genommen. Die alten Schweineställe sind auch nur noch Ruinen. Mittlerweile wurden auf dem Grundstück Solarzellen installiert, die den neuen Eigentümern weitere Einnahmen bescheren.

Kirchers wissen nicht mehr weiter. Ihr Anwalt konnte ihnen auch nicht helfen. Die beiden hoffen jedoch, dass noch eine Lösung gefunden wird, damit sie zumindest einen Teil des Geldes noch bekommen. (mz)

Der Streit  um die Pacht für den Funkturm füllt  bereits mehrere Aktenordner von Ingrid  und Uwe Kircher aus  Bad Dürrenberg.
Der Streit  um die Pacht für den Funkturm füllt  bereits mehrere Aktenordner von Ingrid  und Uwe Kircher aus  Bad Dürrenberg.
Peter Lisker