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Stilles Örtchen gesucht Stilles Örtchen gesucht: Das Problem mit öffentlichen Toiletten im Stadtzentrum

Von Petra Wozny 28.05.2018, 11:10
Kathrin Franz wartet auf der einzigen öffentlichen Toilette von Weißenfels auf Passanten. Viele finden das Klo in der Klosterstraße jedoch nicht.
Kathrin Franz wartet auf der einzigen öffentlichen Toilette von Weißenfels auf Passanten. Viele finden das Klo in der Klosterstraße jedoch nicht. Peter Lisker

Weißenfels - Wer am Wochenende im Stadtzentrum mal dringend muss, kommt in richtige Nöte. Das Bahnhofsklo ist seit ewigen Zeiten dicht, und die einzige öffentliche Toilette der Stadt muss man trotz einiger Ausschilderungen suchen. Wer ortskundig ist, passiert einige Gässchen, doch ein Tourist verzweifelt schnell.

Das städtische WC, betrieben durch die Firma Priedigkeit, liegt parallel zur Jüdenstraße seitlich des sogenannten Technischen Rathauses in der Klosterstraße. Geöffnet ist täglich von 9 bis 18 Uhr, auch feiertags.

Passanten nutzen gastronomische Einrichtungen für Gang zur Toilette

Was also mit dem Bedürfnis außerhalb dieses Zeitfensters oder wenn man besagte Öffentliche nicht findet beziehungsweise der Weg bis dahin in der Not doch zu weit wird? In vielen Städten gewähren Gastronomen meist gegen einen Obolus den Toilettengang. Auch in Weißenfels?

„Wir haben noch niemanden weggeschickt“, sagt Steffi Porzig. Sie ist Verkäuferin im Eiscafé San Marino am Markt. Manche Passanten würden jedoch ohne zu fragen, einfach zum Klo durchlaufen. „Das finden wir nicht so nett. Andere legen ungefragt 50 Cent auf den Tresen“, so die Verkäuferin. „Ja, es kommen gerade am Wochenende viele Passanten, die bei uns austreten wollen“, beschreibt Nasrin Ibrahim aus dem benachbarten Bistro Istanbul die Situation. Familien und Kinder lässt er passieren. Trinkern weist er jedoch die Tür. „Ich habe schon erlebt, dass unser WC verstopft war. Leider wissen manche nicht, sich zu benehmen“, meint sie ein wenig verzagt.

Ein Herz für die Passanten hat Kathrin Mavromatis, die Ehefrau des Chefs vom griechischen Restaurant Akropolis am Markt. „Wir können doch alte Frauen, die vom Seniorenzentrum Töpferdamm kommen, nicht abweisen. Wo sollen die denn hin?“, meint sie.

Nicht jeder Gastronom erlaubt Passanten den Gang zur Toilette

Das seien doch immer Notfälle. Verlangt wird hier nichts für den Toilettengang. „Das ist selbstverständlich. Aber dennoch sind wir keine öffentliche Toilette“, betont die junge Frau. „Wenn wir samstags geöffnet haben, passiert es schon einmal, dass Leute unser WC aufsuchen wollen, ohne dass sie bei uns gespeist haben“, schildert Karola Kühmeier aus dem Imbiss Liebe. Verlangt würden dann 50 Cent. „Wasser, Klopapier und Reinemachen kosten doch auch“, begründet sie die Benutzergebühr.

Im Back-Café Hennig hängt an der Wand ein Schlüssel fürs Örtchen. Um die Schlüsselgewalt zu bekommen, sollte man am Shop fragen, ist von Verkäuferin Ines Melchior zu hören. „Wir sind das gewöhnt. Gerade in der Woche kommen viele Schüler“, sagt sie.

Schlechte Karten hat der Bedürftige im Eiscafé „Drei Schwäne“ auf der Jüdenstraße. „Nix da“, meint der Chef Olaf Witt kategorisch. Nichts kaufen und einfach auf Toilette gehen, ist hier nicht drin. „Wir haben es probiert und wirklich ganz schlechte Erfahrungen gemacht“, begründet er die Absage.

Also dann doch durchhalten und die Öffentliche suchen? Rund 70 Passanten benutzen das saubere Klo wochentags. Gerade an den beiden Markttagen klingele die Kasse, ist von Kathrin Franz, zu erfahren. Am Wochenende seien es deutlich weniger. „Die bleiben dann gleich auf der Jüdenstraße oder dem Markt“, vermutet sie.

(mz)

Im Bistro Istanbul dürfen Familien das WC für 50 Cent benutzen.
Im Bistro Istanbul dürfen Familien das WC für 50 Cent benutzen.
Lisker