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Sprayer in Weißenfels Sprayer in Weißenfels: Was auf dem Riesen-Graffiti zu sehen sein wird

Von Holger Zimmer 14.04.2019, 13:00
Fabian Brückner hat auch das Weißenfelser Schloss auf die Giebelwand gesprüht. Fürs Foto nimmt er den Atemschutz ab.
Fabian Brückner hat auch das Weißenfelser Schloss auf die Giebelwand gesprüht. Fürs Foto nimmt er den Atemschutz ab. Peter Lisker

Weißenfels - Könnte ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde fürs größte Wandbild für ihn ein Ziel sein? Fabian Brückner, der in der Selauer Straße in Weißenfels gerade den Giebel eines der Wohnhäuser mit einem Bild verziert hat, bejaht. Zukünftig vielleicht, denn das in der Saalestadt ist dafür zu klein, füllt aber auch mehr als 100 Quadratmeter. Doch erstrebenswert sei ein solcher Eintrag schon, „denn wenn man im Guinness-Buch steht, dann ist das auch Werbung für eine Firma“.

Ursprünglich hatte Brückner Restaurantfachmann gelernt. „Doch schon während der Lehre wusste ich, dass das nichts für mich ist.“ Da sei alles viel zu gezwungen abgelaufen. Bringe er jetzt seine Bilder an die Wände, bleiben die Leute stehen und sagen ihm, dass ihnen seine Kunst gefalle. Sie freuen sich, wenn sie sehen, dass was getan wird.

Für die Gestaltung in Weißenfels hat der Künstler im Internet recherchiert

Seit zwölf Jahren macht er jetzt diese Arbeit, steht auf dem Gerüst und sorgt für farbenfrohe Hingucker in den Wohngebieten, die oft eintönig wirken. Oder - wie in Weißenfels - wenn in der Nachbarschaft alte Kasernen-Gebäude stehen. Noch gut kann er sich an sein erstes Wandbild für das Unternehmen Havel-Bus in Potsdam erinnern. Das sei spannend gewesen.

Für die Gestaltung in Weißenfels hat er im Internet recherchiert und anhand von Fotos ein Wandbild kreiert, mit dem er den Zuschlag erhalten hat. Da wird die Ostseite des Marktes mit dem Blick zum Schloss gezeigt und auch der alte Brunnen, der mit der Sanierung verschwunden ist. Außerdem sieht man das alte „Gloria“-Kino und das Eckhaus neben der Marktkirche, in dem sich jetzt eine Bäckerei-Filiale befindet.

Sprayer in Weißenfels: „Solche perspektivischen Darstellungen sind die Königsdisziplin“

„Solche perspektivischen Darstellungen sind die Königsdisziplin“, sagt der Mann. Dabei hat Brückner mit einer Grundierung begonnen, um die Oberfläche zu festigen. „Denn immerhin muss das Fassadenbild mindestens zehn Jahre wie neu aussehen.“ Und dann arbeitet er vor allem mit Acryl-Sprühfarben, die gut trocknen, und eher selten mit Silikatfarben, weil man da mit einem Pinsel arbeiten müsse.

Wie der Mittdreißiger zur künstlerischen Arbeit gekommen ist? Er sagt, dass sein Vater und eine Tante schon gemalt haben. Und auch ihn habe Kunst fasziniert. Nach seiner Ausbildung und verschiedenen Jobs hat er sich dann mit Gleichgesinnten zusammengetan und eine Firma gegründet. Doch als dann die Chemie unter ihnen nicht mehr gestimmt habe, hat er sich mit „B & M Wandkonzepte“ auf eigene Füße gestellt und verstärkt sich nur im Bedarfsfall mit einem oder mehreren Mitstreitern.

Filialen einer Supermarktkette mit seinen Bildern verschönert

Und so hat er Filialen einer Supermarktkette mit seinen Bildern verschönert, auch filigrane  Marken-Luxusuhren  auf eine Wand gezaubert. Und einen Elfgeschosser in Neubrandenburg hat er mit Kirschen mit einem Durchmesser von drei Metern verzaubert. Er sagt: „Die Früchte machen richtig Appetit.“ Und den milden Winter über hat er in der Schönhauser Allee in Berlin sein bisher voluminösestes Werk vollendet, das immerhin 400 Quadratmeter groß ist und eine Ansicht aus der New Yorker Innenstadt zeigt.

Doch bis zum Eintrag ins Guinnessbuch ist es noch ein steiniger Weg, denn mit 22.000 Quadratmetern hat Brückner ein Wandbild an einem Wohnblock in Berlin-Friedrichsfelde sozusagen fast vor der Nase. Es ist gewaltiger, als er es bisher gefertigt hat.

Kunstobjekte an Häusern eher die Ausnahme als die Regel

Bei einer Nachfrage sagte Michael Baumgärtner vom Auftraggeber, der Firma Investix, dass solche Kunstobjekte an Häusern eher die Ausnahme als die Regel sind. Als man den Wohnblock in der Selauer Straße übernommen hatte, habe man erst einmal versucht, das alte Gebäude in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Mit dem Wandbild sollte nun eine weitere Aufwertung erfolgen. 

Ursprünglich war überlegt worden, die alte Kasernenmauer zu verschönern, doch die soll perspektivisch verschwinden und durch einen Zaun ersetzt werden. (mz)