Solaranlage statt Müll Solaranlage statt Müll: Was wird aus der alten Quarzitdeponie?

Großkorbetha - Pläne für die Errichtung einer Solaranlage auf dem Gelände der ehemaligen Kreismülldeponie in Großkorbetha haben in dem Weißenfelser Ortsteil Besorgnis ausgelöst. Während einer Begehung haben sich Ortschaftsräte, Vertreter der Jägerschaft und andere interessierte Bürger vor Ort selbst ein Bild verschafft. Dabei wurden sie mit katastrophalen Zuständen auf dem Betriebsgelände neben der Grube konfrontiert.
Im April dieses Jahres hatte die enviaTherm, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), im alten Großkorbethaer Ortschaftsrat erstmals über Pläne für die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf der mit Müll verfüllten ehemaligen Quarzitgrube berichtet. Seitdem ist das Vorhaben Thema im Ort, obwohl sich bislang offenbar wenig bewegt hat.
„Wir sind nicht unbedingt gegen eine Solaranlage“
„Wir sind nicht unbedingt gegen eine Solaranlage. Doch wir wollen frühzeitig informiert und in die Planungen eingebunden werden“, sagt der neue Ortsbürgermeister zu den Gründen für den eiligen Vor-Ort-Termin. Es sei wichtig, sich noch in der hellen Jahreszeit und bei ausreichender Vegetation ein Bild zu machen.
Dabei äußerten mehrere Einwohner ihre Befürchtungen im Zusammenhang mit der möglichen Errichtung einer Solaranlage. Zum einen, so Vertreter der Jägerschaft, sei die Halde das letzte Rückzugsgebiet für Wild in dieser Gegend. Darüber hinaus gibt es Bedenken, dass die notwendige tiefe Gründung der Anlage auf der Deponie negative Auswirkungen auf das Grundwasser haben könnte.
Quarzitgrube war Anfang der 90er Jahre mit Müll gefüllt worden
Die ehemalige Quarzitgrube, die bis 1964 in Betrieb gewesen sein soll, war Anfang der 90er Jahre mit Müll gefüllt worden. „Dort kam damals alles rein, was in der Banner-Schuhfabrik ausgemistet wurde“, weiß Jürgen Reinhardt, Obmann der Großkorbethaer Jägerschaft. Er spricht von „tausenden Büchsen Farbe, alten Schuhen“ und vielem anderen mehr. Zwischen 1993 und 1995 ist die etwa sieben Hektar große Deponie versiegelt worden. „Nach Dauerregen liegt heute eine giftgrüne Brühe auf der Abdeckung“, so Reinhardts Beobachtung.
Laut Landkreis, Eigentümer eines Großteils der Deponiefläche, liegen derzeit jedoch keine konkreten Planungen für eine Solaranlage vor. Genehmigungsbehörde wäre zudem die Stadt Weißenfels. Von dort ein ähnliches Signal: Es gebe zurzeit keine schriftliche Anfrage für den Bau einer Photovoltaikanlage.
Zustände auf dem stillgelegten Betriebsgelände
Indes bestätigte Geschäftsführer Lars Meinhardt, dass die Weißenfelser Stadtwerke im Fall der Errichtung eines Solarparks in Großkorbetha eine Zusammenarbeit mit der enviaTherm prüfen werden. Die enviaM hält 24,5 Prozent der Gesellschafteranteile des hiesigen Versorgungsunternehmens. Meinhardt schränkte jedoch ein, dass sich das Vorhaben noch „in einem sehr frühen Stadium“ befinde, die enviaTherm derzeit erst einmal die Machbarkeit überhaupt prüfe.
Bleiben indes die katastrophalen Zustände auf dem stillgelegten Betriebsgelände unmittelbar neben der ehemaligen Quarzitgrube. Die Teilnehmer des jüngsten Rundgangs waren geschockt: Altreifen stapeln sich dort ebenso wie mehrere längst schrottreife Autos. Selbst ein Truck ohne Kennzeichen steht offensichtlich bereits seit Jahren auf dem Gelände herum. Laut Landkreis gehören die Flächen rund um die ehemalige Deponie verschiedenen privaten Eigentümern. Immerhin: Man wolle die Hinweise nun als Anzeige aufnehmen und die Situation vor Ort prüfen, heißt es in einer Stellungnahme des Umweltamtes. (mz)
