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Senior berichtet über Krieg Senior berichtet über Krieg: Doch keine Flakstellung zwischen Muschwitz und Söhesten?

Von Holger Zimmer 10.01.2020, 09:59
Der Muschwitzer Karli Schellenberg hat mal auf einem Blatt Papier die Scheinwerferstellung in der Nähe des Ortes skizziert.
Der Muschwitzer Karli Schellenberg hat mal auf einem Blatt Papier die Scheinwerferstellung in der Nähe des Ortes skizziert. Holger Zimmer

Muschwitz - Eine Flakstellung zwischen Muschwitz und Söhesten? Karli Schellenberg schüttelte den Kopf, als er davon gehört hat, dass das Gelände neben der künftigen Verbindungsstraße von Hohenmölsen zur Autobahn 38 vom Kampfmittelbeseitigungsdienst untersucht worden ist.

Scheinwerfer statt Flakstellung , um Alliierte Bomber anzustrahlen

Der 89-jährige Muschwitzer, der im Dorf wohnt, weiß nur von einer Scheinwerferstellung, die außerdem aus einem Funkmessgerät mit einem Durchmesser von rund 2,5 Metern und einem Scherenfernrohr bestanden hat. Granaten konnten dort also gar nicht gefunden werden.

In einer Baracke seien zwei, drei Offiziere und mehrere Flakhelferinnen sowie weiteres Personal untergebracht gewesen. Laut dem Senior haben die amerikanischen und englischen Maschinen am Himmel über Leuna das Zielgebiet markiert. Als dann die Bomber kamen, wurde versucht, sie anzustrahlen. „Geschossen wurde also von Muschwitz aus nicht“, sagt Schellenberg.

„Wenn die Bomber bei Hannover waren, wussten wir, dass wir in den Keller mussten“

Nur einmal sei auf der anderen Dorfseite im November 1944 ein anderswo getroffener Flieger abgestürzt, wobei sieben der neun Insassen starben. In jener Zeit war Schellenberg Lehrling in der Hauptwerkstatt des Kohleproduzenten in Profen und arbeitete dort bis zur Wende. Den Einmarsch der Amerikaner erlebte er am 17. April 1945 um 9 Uhr. Es blieb ruhig und die Soldaten gingen laut dem Senior nur dort in die Häuser, an denen keine weißen Fahnen hingen.

Gefährlich wurde es für den 15-Jährigen nur einmal, als er sich mit einem Freund der Scheinwerferstellung näherte, um ein Fernrohr, das zum Inventar gehörte, abzubauen. Dabei schoss ein Panzer in ihre Richtung, doch sie kamen mit dem Schrecken davon. Damit war die Zeit vorbei, in der das Radio über Fliegerangriffe informierte. „Wenn die Bomber bei Hannover waren, wussten wir, dass wir in den Keller mussten.“ Heute bezeichnet er den Krieg als Sauerei. (mz)