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Schulschließung Schulschließung: Lehrer mit Kohlenwasserstoff im Blut: Herder-Schüler ziehen um

Von Holger Zimmer 17.05.2013, 13:44
Hortnerinnen und Helfer sind in Tagewerben beim Umräumen, um Platz für die Herder-Schüler zu schaffen. Deshalb ist es notwendig, dass die eigenen Grundschüler enger zusammenrücken.
Hortnerinnen und Helfer sind in Tagewerben beim Umräumen, um Platz für die Herder-Schüler zu schaffen. Deshalb ist es notwendig, dass die eigenen Grundschüler enger zusammenrücken. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Nun steht es fest: Die Herderschule in Weißenfels muss zeitweilig geschlossen werden. Aber nicht wegen der festgestellten Naphthalinbelastung (ein aromatischer Kohlenwasserstoff), sondern weil bei Blutuntersuchungen bei elf der 16 Pädagogen Toluol und bei sechs Mitarbeitern Xylole, die ebenfalls zu dieser Gruppe Kohlenwasserstoffe gehören, nachgewiesen wurden. Wie am Donnerstag der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) mitteilte, sei am 8. Mai in einem Schreiben des Arbeitsmedizinischen Dienstes des TÜV Rheinland dem Landesschulamt die Schließung der Schule empfohlen worden. Laut Risch hatte sich auch die Stadt als Träger der Grundschule im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht der Empfehlung nicht entziehen können, wolle dieses Gutachten aber prüfen lassen.

Aus Sicht der Stadt sei zuvor ebenfalls bereits alles für die sechs- bis zehnjährigen Kinder getan worden. Da ging es zwar nur um Naphthalin, das laut Risch seit dem Neubau 1964 im Fußboden steckt und freigesetzt wurde, als Linoleum durch Teppichboden ersetzt worden ist. Kopfschmerzen und Übelkeit waren aufgetreten, „deshalb haben wir vier Klassenräume aus dem Verkehr gezogen“. Aber auf die Frage, ob nun auch Blutentnahmen bei den Kindern vorgenommen werden sollten, verwies Risch darauf, dass man dies nicht flächendeckend tun könne. Allerdings gebe es einen Elternbrief, in dem er das Angebot unterbreitet hatte, amtsärztliche Untersuchungen, Beratung oder Aufklärung in Anspruch nehmen zu können. Risch verwies zudem auf amtsärztliche Untersuchungen im vergangenen September, bei denen es keine Beanstandungen gegeben hatte. Und zudem würde bei Naphthalin ein Lüften der Räume ausreichen. Die Sanierung sollte deshalb planmäßig erst in den Sommerferien stattfinden. 200 000 Euro sind veranschlagt, um die Fußböden komplett bis auf die Teerbahnen zu entfernen und einen Neuaufbau vorzunehmen. Die Arbeiten seien ausgeschrieben. Vielleicht könne man angesichts der jetzigen Situation sogar vor den Ferien beginnen. Bleibt die Frage danach, wie man nun weiter in Sachen Toluol und Xylole verfahren wolle. Das ist bislang laut Oberbürgermeister nur im Werkraum festgestellt worden. Ursache könnte der Umgang mit Farbsprühdosen und Leim sein. Robby Risch sprach aber von weit unterschrittenen Grenzwerten. In anderen Räumen sei gar keine Belastung festgestellt worden, allerdings verfüge man auch noch nicht über alle Prüfergebnisse. Da müsse abgewartet werden. „Ich kann derzeit nicht sagen, was die genaue Quelle ist.“

Seit vergangenem Freitag wurde bereits hinter den Kulissen an einer Lösung für die Herder-Schüler gearbeitet. Da hatte sich die Tagewerbener Grundschule geradezu angeboten. Hier hatten vor Jahren auch noch Zehntklässler gelernt, wurden ungenutzte Räume inzwischen Vereinen zur Verfügung gestellt. Laut Ortsbürgermeister Franz Patzschke (parteilos) gebe es ein großes Entgegenkommen der Stadt, weil es von den Vereinsvertretern Bedenken gab, dass Spiegelwand, Teppichboden und Parkett Schaden nehmen könnten. Alles soll deshalb abgedeckt werden.

Zunächst freilich sollen sich die Herder-Schüler nach den Ferien am kommenden Dienstag an ihrer alten Bildungsstätte in Weißenfels treffen. Die Kinder aus dem Frühhort werden bis zum Schulbeginn in der Tagesstätte „Anne Frank“ betreut. Erwogen wird, am Dienstag zunächst einen Wandertag durchzuführen. Bis zum Schuljahresende soll die Hortbetreuung dann im Kulturhaus der Stadt erfolgen. Die Kinder würden dann von dort beziehungsweise von der Herderschule nach Tagewerben und zurück gefahren. Trotz ausstehender Untersuchungsergebnisse hofft Risch allerdings, dass der Unterricht im neuen Schuljahr bereits wieder in der Herderschule stattfinden kann.

Am Donnerstag spielten nur die Hortkinder neben der Tagewerbener Schule. Ab nächster Woche wird das Gelände von mehr als 200 Schülern genutzt.
Am Donnerstag spielten nur die Hortkinder neben der Tagewerbener Schule. Ab nächster Woche wird das Gelände von mehr als 200 Schülern genutzt.
Peter Lisker Lizenz