Schloss Lützen Schloss Lützen: Schmunzeln über Akrobatik mit Worten

Lützen - Was passiert, wenn jetzt jemand in die Apotheke geht und Isopropyl-propenyl-barbitursaures-phenyl-dimethyl-dimethyl-amino-pyrazolon verlangt?
Die rund 30 Gäste des Karl-Valentin-Programm vom Freitagabend im Lützener Schloss wissen jetzt nämlich, das sie diese Medizin brauchen, um ein sechs Monate altes Kind zu beruhigen, wenn es schreit und einfach nicht sagen will, wo es denn weh tut. Hubert und Gisela Reimann, das Theaters 304 aus Kretzschau, haben den vom Meister des volkstümlichen Humors Karl Valentin genutzten Begriff mal wieder unters Volk gebracht. Er ist laut Valentin doch so furchtbar einfach, dass man ihn gleich wieder vergisst.
Unvergessen gemacht hat sich der Münchner Komödiant und Schauspieler Karl Valentin (1882 bis 1948) mit seinen Couplets, Monologen, Dialogen und Stücken, die zunächst auf Variete- und Theaterbühnen und später im Fernsehen zu erleben waren. Mit seinen Absurditäten und der Wortakrobatik trifft er bis heute den Geschmack des Publikums. Denn auch unabhängig von den Verhältnissen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, die in dem Programm lebendig werden, haben die Witze und Spitzen Valentins Aktualität. Oder können nicht heute auch noch Eheleute trefflich „sinnlos“ Worte wechseln, wo einer die vermisste Brille sucht, während er diese auf der Stirn trägt? Andererseits braucht es schon ein gewisses Valentin-Verständnis, sich über die alleinstehende Frau, welche sich endlich einmal niedersetzen will und einen Sessel oder Stuhl zu kaufen sucht - Foto erwünscht – gebührend zu amüsieren.
Schauspieler ziehen Publikum in ihren Bann
Stück um Stück zogen die beiden wunderbar leicht und überzeugend spielenden Schauspieler ihr Publikum mit, indem sie die beiden Bühnenoriginale Karl Valentin und Liesl Karlstadt auf den Schlosshof in Lützen im Jahr 2015 holten. Mit dabei war natürlich auch der Musikapparat Valentins, das Lebende Orchestrion. Und schließlich wurde nicht nur geschmunzelt, sondern sogar mitgesungen. Denn wer kennt nicht, den Refrain der Alten Rittersleut: „Ja so woarn´s die Alten Rittersleut“. Das Programm war so zusammengestellt, dass selbst Valentin-Kenner sich nicht gelangweilt fühlten. Auch weniger bekannte „Katastrophen“ wurden hervorgeholt. (mz)
