Schleppender Schlussverkauf Schleppender Schlussverkauf: Kein Andrang bei Händlern im Landkreis im "Corona-Jahr"

Weissenfels/Zeitz - Jedes Jahr hat Heike Wolter ihre Stammkunden zum Sommerschlussverkauf in ihr Geschäft „No.1 Mode“ in die Kleine Kalandstraße eingeladen. „Da waren mitunter 20 Leute in meinem Laden“, sagt die Boutiquebetreiberin. Da bei dieser Anzahl Menschen der Sicherheitsabstand in ihrem kleinen Geschäft nicht gewährleistet werden könne, habe sie aber in diesem besonderen Jahr auf die Einladungen verzichtet.
Schlussverkauf nicht mehr offiziell seit 2004
Überhaupt läuft der Kleidungsverkauf im „Corona-Jahr“ schleppender als sonst. Heike Wolter habe „immer noch erhebliche Umsatzeinbußen“. Den Hauptgrund sieht sie darin, dass es „keine Jugendweihen und andere großen Feiern“ gab und in naher Zukunft wohl auch nicht geben wird. Mit dem Sommerschlussverkauf versucht die Händlerin, den Verkauf wieder anzukurbeln und gewährt dabei Rabatte bis zu 50 Prozent.
Auch an vielen anderen Kleidungsgeschäften prangen derzeit Schilder mit roten Prozentzahlen, die auf reduzierte Preise hinweisen. Einen bundesweit einheitlich geregelten Saisonschlussverkauf gibt es zwar seit 2004 nicht mehr. Denn damals wurde das sogenannte Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb reformiert. Seitdem können Händler jedoch selbst bestimmen, wann und welche Ware sie zu reduzierten Preisen verkaufen.
„Die Kaufkraft lässt immer mehr nach“
Darauf weist auch Annett Straube hin. Die Inhaberin der Modeboutique „Fashion Dream“ in der Weißenfelser Jüdenstraße macht keine saisonbedingten Preisaktionen. „Wir bekommen monatlich neue Ware. Sachen, die dann raus müssen, reduzieren wir immer mal um 20 bis 30 Prozent. Und auch sonst haben wir über das ganze Jahr hinweg Sonderangebote“, sagt Annett Straube. Weiterhin erwähnt sie Rabatte für Stammkunden.
In der Corona-Krise seien diese noch einmal von besonderer Wichtigkeit, denn auch wenn die Geschäfte nach der Zwangspause wieder seit rund drei Monaten geöffnet haben, hätte die Kundenzahl noch bei Weitem nicht den Stand der „Vor-Corona-Zeit“ erreicht. Im Gegenteil: „Die Kaufkraft lässt immer mehr nach“, sagt Annett Straube.
Sommerschlussverkauf in Zeitz mit Reduzierung bis zu 70 Prozent
Das spüre sie noch mehr in ihrem zweiten Geschäft, der Brautmodenboutique „Happy Day“. „Dort läuft gerade gar nichts. Die Leute sind verunsichert. Manche, die im Herbst heiraten wollen, haben Bedenken, dass ihre Hochzeit nicht stattfinden kann, falls es eine zweite Infektionswelle geben sollte“, begründet sie das zurückhaltende Kaufverhalten.
Auch in Zeitz gibt es derzeit einige Schnäppchen zu ergattern. Katrin Müller, Inhaberin der Boutique „Milano“ in der Judenstraße, macht jedes Jahr einen Sommerschlussverkauf und reduziert die Ware dabei sogar um bis zu 70 Prozent. „Wenn ich reduziere, dann bin ich da auch radikal“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Ware würde „nach Bedarf“ reduziert
Der Sommerschlussverkauf sei wichtig, da sie bereits die erste Herbstware erhalten habe, die nun in die Regale müsse. Nachdem es zu Beginn der Corona-Krise Lieferengpässe gegeben habe, bekomme sie nun auch wieder Kleidung aus Italien, denn wie es der Name der Boutique verrät, hat sich Katrin Müller mit ihrem Geschäft auf italienische Mode spezialisiert. Mit der derzeitigen Kundenzahl sei sie zufrieden.
Das sagt auch Sven Bernstein, Inhaber des Zeitzer Kleidungsgeschäfts „BStone“. In seinem Laden gebe es keine regelmäßigen Saisonschlussverkäufe, die Ware würde „nach Bedarf“ reduziert, „je nachdem, was gut ankommt und was nicht“. Danach würde sich auch der Rabatt richten.
Herren werden mutiger bei den Farben
Darüber, welche Kleidung in diesem Sommer im Trend ist, gibt es indes unterschiedliche Wahrnehmungen. „Der Sommer ist bunt“, sagt Heike Wolter. Während auch Katrin Müller erwähnt, dass ihre Boutique „immer bunt“ sei, ergänzt sie:
„Am meisten werden Kleider gekauft. Dabei steht die Farbe Weiß im Vordergrund.“ Sven Bernstein hat indes vor allem bei Männern einen Sommertrend ausgemacht: „Die Herren werden mutiger bei den Farben. Derzeit kaufen sie vor allem Kleidung mit floralen Mustern wie Blätter und Blüten.“ (mz)