Scharnhorstfest Scharnhorstfest: Remlers Hof wird ein Vielvölkerbiwak

KAJA/MZ - Es störte sie nicht, dass es am Wochenende wieder etwas kühler geworden war. 20 bis 30 Männern und Frauen kamen in Kaja am Sonnabend schnell auf „Betriebstemperatur“. Denn die Sonne lachte und versprach ihnen schon einmal ein schönes Scharnhorstfest. „Wir sind scharf darauf, dass es losgeht“, sagte Jens Remler. Der junge Mann, der im vorigen Jahr aus der Großstadt mit seiner Familie erst wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt ist, hat seine Freunde eingeladen, zum Scharnhorstfest bei ihm Quartier zu beziehen. Er selbst gehört zu den Franzosen, präzise der 9. Leichten Infanterie. Damit ist er in Kaja genau richtig, hatte dort 1813 doch Marschall Ney sein Hauptquartier und seine Soldaten die Biwaks aufgeschlagen. Remler wirft sich selbst in historische Uniform, ist aber ebenso Mitglied im Förderverein Marschall-Ney-Haus, der schon erste Festvorbereitungen getroffen hat.
Die Ansicht eines schönen Hauses, das seit 1772 schon in Kaja steht, kann Remler seinen Freunden bieten - und 4 500 Quadratmeter Hof und Wiese. Um die Fläche herzurichten, damit dort Zelte aufgestellt und Feuerplätze angelegt werden können wie vor der Schlacht am 2. Mai 1813, wurde am Sonnabend ein Arbeitseinsatz angesetzt. „Franzosen, Preußen und Sachsen sollen hier friedlich nebeneinander leben“, sagt Ingolf Kukard, der sich als Sergeant des Grenadierbataillons von Spiegel, Infanterieregiment Prinz Maximilian, in die bunte Truppe einordnet. Schon seit Jahren ist er beim Scharnhorstfest dabei, hat schon in verschiedenen Biwaks sein Zelt aufgeschlagen, doch nach Kaja kommt er wie viele Gleichgesinnte am liebsten, wenn sie nicht gerade ins Gefecht ziehen.
„Hier ist der ruhigere Platz und eine Atmosphäre des Gedenkens“, begründet Kukard die Vorliebe. „Wir wollen der Historie so nah wie möglich kommen, damit die Zeit damals verständlich wird.“, Deswegen beteiligen sie sich in dem 200. Jubiläumsjahr der Schlacht von Großgörschen und der Völkerschlacht an 16 Festen.
Statt blauer „Dixis“ können die Truppen bei Remler ein hölzernes Herzhäuschen für die dringendsten Bedürfnisse nutzen. Am Sonnabend wurden die Biwakplätze abgesteckt, Feuerstellen angelegt, Brennholz gemacht und Stroh eingelagert. In einer Woche reisen schon die ersten Truppenteile an, am 2./3. Mai wird es richtig voll auf dem Hof. Der europäische Gedanke wird dann gelebt, darauf freut sich Kukard, denn nicht nur aus deutschen Landen, sondern selbst aus Frankreich kommen Gäste. Auch in den Nachbardörfern haben neben den großen Biwakplätzen Höfe für sie geöffnet. In Kaja aber rücken sie besonders dicht zusammen. Die russischen Jäger beziehen gegenüber Quartier, die französische Marine-Garde-Artillerie bei Landwirt Udo Rometsch.