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Saale hält ihre treuesten Fans an der Herrenmühle auf

Von HEIKE RIEDEL 02.07.2010, 17:20

WEISSENFELS/MZ. - Gefangen sind Elsbeth und Walter Eisenschmidt gegenwärtig auf der Saale. Nicht dass die beiden Fluss-Fans das umwerfen könnte. "Wir müssen eben umdisponieren", sagt der 69-Jährige gelassen, hat er als Rentner doch alle Zeit für sein Hobby, Kapitän auf seinem Hausboot "Virginia" zu sein. Doch die kommenden drei Wochen waren eigentlich als großer Urlaub geplant. Mit Wassersportfreunden wollten Eisenschmidts gemeinsam von Weißenfels nach Hamburg aufbrechen.

Doch daraus wird nichts, ist ihnen nun völlig klar. Denn die Saale führt zu wenig Wasser, als dass die stattliche Virginia das erste Etappenziel Bad Dürrenberg ohne Risiko erreichen könnte. Schon ab der Herrenmühlenschleuse ist jetzt für ihn Schluss 1,78 Meter wurde vom Pegel Grochlitz am Freitag gemeldet. "Ab 1,90 in Naumburg ist für mich saaleabwärts Schluss", weiß Eisenschmidt aus Erfahrung. In Weißenfels ist die Saale dann noch niedriger, weil sie breiter dahinfließt. 80 Zentimeter Tiefgang hat sein zwölf Meter langes und drei Meter breites Schiff der Marke Eigenbau.

So müssen Manfred und Sabine Helm nun am Sonntagmorgen allein zu ihrer großen Urlaubstour auf dem Wasser aufbrechen. Hamburg ist nun auch nicht mehr ihr Zielort.

"Mal sehen, wir planen jetzt völlig neu, wissen nur, dass es morgen losgeht", sagt Manfred Helm. Auch Helms sind enttäuscht, macht es doch gemeinsam mehr Spaß unterwegs zu sein.

Seit Ostern sind die Wassersportfreunde in ihrer Freizeit auf dem Wasser. "Sobald die Schleusen öffnen, sind wir fahrbereit", sagt Helm, der an und auf der Saale viele Gleichgesinnte trifft. Doch wenn der Wasserstand sinkt, werde es schwer die Herrenmühlenschleuse zu passieren.

Bis Bad Dürrenberg das Stück hat es dann auch in sich, auch für ankommende Gäste. "Ja, da muss man sich auskennen, die immer neu entstehenden Hindernisse zu umschiffen", sagt Frank Reuß vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. "Ideal könne man Weißenfels bei einem Wasserstand von 2,20 Meter in Naumburg erreichen, sorglos noch bei zwei Metern, 1,90 reiche gerade noch, doch unter 1,80 werde es schwierig. Gut sei da dran, wessen Boot nur geringen Tiefgang habe. Bei Anfragen von Wassersportfreunden aus der Ferne verweise er oft auf die erfahrenen ansässigen Bootsführer, die meist noch besser Auskunft geben und manchmal direkt helfen könnten. Für die Herrenmühlenschleuse kündigt Reuß für nächste Woche an, dass dort Ober- und Untergraben ausgebaggert werden.

Doch Eisenschmidt nützt das auch nichts. Für ihn ist jetzt der Wasserweg nur noch saale- und unstrutaufwärts frei. "Da haben wir dieses Jahr schon etliche schöne Wochenendausflüge bis Freyburg gemacht", erzählt der Wasserwanderer. Früher hat es ihn mit seinem Boot schon bis nach Mallorca geführt. Heute kann er damit ja Reisen machen, an die er 1986 noch gar nicht denken konnte, als er die "Virginia" nach Jahren mühevoller Arbeit vom Stapel ließ. 1990 erreichte er dann das erste Mal Hamburg. Die Jubiläumsfahrt bleibt nun erst mal aus.