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Rückkehr ist ihr Traum

Von Holger Zimmer 25.04.2006, 19:09

Pettstädt/MZ. - Die 24-jährige Pettstädterin studierte nach dem Abitur am Weißenfelser Goethe-Gymnasium in Jena Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie. Für ihre Magisterarbeit zum interkulturellen Lernen wollte sie in Guatemala in der Praxis Recherchen betreiben. Zunächst wurde sie in einen begüterten Haushalt in der Ex-Hauptstadt Antigua vermittelt. "Das Hausmädchen durfte beim Essen nicht mit am Tisch sitzen und mit ihr habe ich mich am besten verstanden." Tätig war Eileen Ranscht in einer Vorschule mit Kindern, deren Eltern Markthändler waren. Kein Problem für die junge Frau, die selbst in einer Großfamilie und mit vielen Kindern aufgewachsen ist.

Bald erlebte sie auch die Schattenseiten der 30 000 Einwohner zählenden Touristenstadt. Sie lernte ausländische Helfer kennen und unterstützte sie abends dabei, Essen an Obdachlose zu verteilen. Und sie traf Jasmin Klenke aus Holzminden, die sich im Rahmen ihrer Magisterarbeit einem Alphabetisierungsprogramm für Straßenkinder widmete. Während ihre neue Bekannte die Mädchen und Jungen unterrichtete, beschäftigte sie sich vor allem mit den Jüngeren, die einen großen Bewegungsdrang haben. Und bei ihnen hatte sie mit ihrem Interesse an Sport und Kung-Fu schnell einen Stein im Brett.

In einem Hinterhof fand der Unterricht zunächst statt und war dennoch für die Einheimischen etwas Besonderes, putzten die Eltern ihre Kinder doch regelrecht heraus. Als Eileen Ranscht im Vorjahr das zweite Mal in Guatemala weilte, konnte für die Freizeitgestaltung ein zweisprachiger Kindergarten genutzt werden. Ihn mal weiterzuführen, wäre für die junge Frau ein Traum. Da ließe sich mit der Erziehung von Kindern begüterterer Eltern Geld verdienen, das der Arbeit mit den Straßenkindern zugute komme. Reiche und arme Guatemalteken würden außerdem zusammengebracht.

Das liege ihr am Herzen und eine soziale Ader habe sie schon immer, bekennt Eileen Ranscht. Sie war als Praktikantin im Weißenfelser Fritz-Schellbach-Heim und in der Psychiatrie Naumburg tätig. Mit Edith Rammelt von Reco-Möbel, die sich in Ägypten für Menschen engagiert, die in und an den Müllkippen leben, will sie in diesem Jahr die dritte "Laufen, um zu helfen"-Veranstaltung ("Run for Help") organisieren. Sie soll den Kindern in Guatemala zugute kommen. Dorthin will sie bald zurückkehren, könnte sich aber auch vorstellen, in anderen Ländern zu arbeiten. "In Deutschland sehe ich dafür nur geringe Möglichkeiten." Sie wolle helfen, "etwas tun, das mir Spaß macht und nicht morgens aufwachen und es furchtbar finden, dass ich auf Arbeit muss".