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Reparatur im "U-Boot" Reparatur im "U-Boot": In Weißenfelser Herrenmühle wird Strom mit Wasserkraft erzeugt

Von Andreas Richter 02.05.2018, 06:50
Abgetaucht:  Ulrich Reinhardt (oben) von den Metallwerkstätten Weißenfels und  Maik Zimmermann von der Firma Voith  bauen den Propeller aus. 
Abgetaucht:  Ulrich Reinhardt (oben) von den Metallwerkstätten Weißenfels und  Maik Zimmermann von der Firma Voith  bauen den Propeller aus.  Peter Lisker

Weißenfels - Irgendwie erinnert das Ganze an die Arbeit in einem U-Boot. Von oben blickt Hans-Dieter Böckler acht Meter in die Tiefe und beobachtet, wie Spezialisten den Propeller aus einer der beiden Turbinen im Wasserkraftwerk mit Spezialwerkzeug ausbauen.

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Später wird er mit einem Kran nach oben gehievt. „Das ist eine aufwendige Sache“, weiß der Betreiber der Herrenmühle an der Saale in Weißenfels. Fast zwanzig Jahre lang hat der Propeller seinen Dienst getan. Nun musste ein kleinerer Schaden behoben werden. Gelegenheit, zum ersten Mal das zu tun, was ohnehin irgendwann fällig gewesen wäre: Das drei Tonnen schwere Laufrad wird ausgebaut und zur Revision zum Hersteller nach Heidenheim gebracht. So ähnlich wie eine technische Durchsicht beim Pkw.

Bis zur fälligen Revision hat die Technik zuverlässig ihren Dienst getan. Immerhin hat die Mahlmühle seit 1999 laut Böckler cirka 40 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. „Das durchströmende Wasser erzeugt die Drehbewegung des Propellers“, so Böckler. Durch die Stellung der Schaufeln könne die Durchflussmenge zwischen 9 und 20 Kubikmeter pro Sekunde gesteuert werden, erklärt der Diplomingenieur für Wasserwirtschaft in der Schaltzentrale der denkmalgeschützten Mühle.

Ein Standort, dessen Ursprung sich immerhin bis in das Jahr 1369 zurückverfolgen lässt. Während der DDR-Zeit gehörte die Mühle dem Volkseigenen Betrieb Mühlenwerk. Mittlerweile produziert Betreiber Hans-Dieter Böckler Strom aus Wasserkraft. Pro Jahr speist er etwa 4,5 Millionen Kilowattstunden in das öffentliche Netz ein. „Die Herrenmühle ist ein wertvoller Kulturbau. Da bin ich schon stolz darauf, wie er sich entwickelt hat“, sagt Böckler, der nach dem Hochwasser von 2013 zusammen mit Vertretern anderer Kommunen noch immer darum kämpft, den Hochwasser-Freiraum der Saaletalsperren in Thüringen zu erhöhen.

Doch jetzt muss die Mühle erst mal wieder fit gemacht werden. Am heutigen Mittwoch soll der erste Drei-Tonnen-Propeller mit dem Lkw auf die Reise zur Spezialfirma Voith nach Baden-Württemberg gehen. Später kommt das Laufrad der zweiten Turbine dran. „In einem sehr hohen fünfstelligen Bereich“ investiert der Betreiber - damit sich an historischer Stelle auch künftig alles ordentlich dreht. (mz)

Mit dem Kran wird der Propeller aus der Tiefe geholt.
Mit dem Kran wird der Propeller aus der Tiefe geholt.
Peter Lisker