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Reise in die Vergangenheit

Von ANKA STOLPER-HEINIKE 08.09.2009, 18:14

WEISSENFELS/MZ. - Neugier, Freude und große Fragezeichen standen am Dienstag in den Gesichtern ehemaliger Absolventen des Weißenfelser Instituts für Lehrerbildung, als sie sich nach neun Jahren Pause wieder in der Gaststätte "Altes Brauhaus" trafen. 19 von einst 26 ehemaligen Fachschülern des Abschluss-Jahrgangs 1959 kamen hier zusammen, um sich an die Zeit ihrer Ausbildung zum Grundschullehrer zu erinnern.

Die Frauen und Männer fielen einander in die Arme, drückten sich und schwatzten miteinander wie vor 50 Jahren in ihrem Klassenraum. "Der wird heute im Polizeirevier als Ausnüchterungszelle genutzt", erzählte Edeltraud Seibt und sorgte damit für einige Lacher. Die 69-Jährige ehemalige Lehrerin stammt aus Göttnitz bei Zörbig und lebt heute in Oldenburg bei Bremen. Hilmar Herbst aus Granschütz, der zuletzt als Leiter an der Sekundarschule Hohenmölsen und in der Weißenfelser Neustadtschule tätig war, hatte das Wiedersehen organisiert. Die Telefonnummern seiner einstigen Mitschüler aus Bitterfeld, Halle, Merseburg, Zeitz, Nebra, Langeneichstädt oder Köthen hatte er von Sigrid Hein. Die ehemalige Leiterin der Grundschule Nessa hatte vor neun Jahren das erste Treffen der Instituts-Absolventen organisiert und fast detektivisch ihre Mitschüler von einst, die jetzt in ganz Deutschland leben, aufgespürt.

Auch Gerhard Böhm aus Jena war gekommen und erlebte während eines Spaziergangs durch die Weißenfelser Innenstadt eine besondere Überraschung. Weil er während seiner Zeit am Lehrerbildungsinstitut Stammgast in den drei jetzt nicht mehr existierenden Kinos von Weißenfels war, lotsten ihn seine ehemaligen Klassenkameraden in die Eisdiele in der Jüdenstraße. Dorthin, wo im einstigen Union-Theater die schönsten Liebesfilme gespielt wurden. Die Liebe spielte am Dienstag übrigens auch eine Rolle. Denn die aus Bösau stammende und heute in Nebra lebende Doris Küttner verblüffte ihre ehemaligen Mitschülerinnen, weil sie den begehrtesten Junggesellen des Lehrerinstituts geheiratet hatte. "In unserer Klasse waren 20 Mädchen und nur sechs Jungen, da hatten wir es schwer", erinnerte sich Hilmar Herbst. Er rief den Teilnehmern des Treffens in Erinnerung, wie sie, gerade 18-jährig, als junge Lehrer in den schulischen DDR-Alltag geschubst wurden.

Die Pädagogen von einst sprachen zum Beispiel auch über den sogenannten Mehrstufenunterricht, bei dem Schüler verschiedener Klassenstufen gemeinsam lernten. "Heute heißt das jahrgangsübergreifender Unterricht", meinte Doris Küttner lächelnd.