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Prozess um Überfall auf Jet-Tankstelle Prozess um Überfall auf Jet-Tankstelle: Von der Tat überrascht?

Von HEIKE RIEDEL 13.04.2015, 15:47
Im vorigen Sommer geschah der Überfall auf diese Tankstelle in Weißenfels.
Im vorigen Sommer geschah der Überfall auf diese Tankstelle in Weißenfels. peter lisker Lizenz

WEISSENFELS - Sie glaubte, sie hatte den Überfall verkraftet. Doch als die Verkäuferin der Jet-Tankstelle in der Merseburger Straße in Weißenfels sich gestern wieder an alles erinnern musste, was sie am Abend des 22. Juli vergangenen Jahres an ihrer Arbeitsstelle erlebt hatte, zitterte sie abermals. Ja, sie war im Vorfeld der gestrigen Gerichtsverhandlung am Landgericht in Halle gegen zwei vermeintliche Mittäter doch sogar wieder dem Haupttäter begegnet. Jenem heute 18-Jährigen, der mit vorgehaltener Schreckschusspistole von ihr Geld aus der Kasse gefordert hatte. Er ist trotz Verurteilung noch immer frei, hat die Strafe noch nicht angetreten. So geschah es, dass er in der Tankstelle kürzlich etwas kaufte.

Ein Schreiben, das ein Hausverbot ausspricht, hat gestern der Betreiber der Jet-Tankstelle in der Merseburger Straße, Rolf Zeißig, den drei am Überfall auf seine Tankstelle beteiligten Männern überreicht. Auch die Richterin hat sich dafür ausgesprochen, das der Räuber sich fern halten soll von den Geschädigten. Ein Verstoß gegen ein Hausverbot kann den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs nach sich ziehen.

Nach Jugendstrafrecht wurde er bereits im vergangenen Jahr zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt und soll in eine Entziehungsanstalt eingewiesen werden. Gestern kam er als Zeuge mit großer Verspätung zum Prozessauftakt gegen die beiden anderen jungen Männer, heute 22 und 23 Jahre alt, die sich wegen Mittäterschaft bei dem Überfall verantworten müssen.

Einst hatte der Haupttäter bei den polizeilichen Vernehmungen die Schuld allein auf sich genommen, weil das Felix. S. von ihm erwartet habe. Denn während er mit Jugendstrafrecht doch milder wegkäme, hätten S. und Sascha T. mit einer härteren Strafe zu rechnen.

Im Laufe seiner Verhandlung belastete der Jüngste dann aber die beiden Älteren. So soll T. die Schreckschusspistole zu Verfügung gestellt und S. das Auto gefahren haben, mit dem das Trio am Überfalltag angeblich mehr oder weniger ziellos unterwegs war. Man habe nichts mit sich anzufangen gewusst, sich kurz bei einem Freund aufgehalten, später die Schreckschusspistole geholt, um vielleicht ein paar Schießübungen zu machen. Und als der schon kräftig unter Drogeneinfluss stehende 18-Jährige gesagt habe, man könne doch mal eine „Tanke“ überfallen, sei das noch unter Spaß abgebucht worden. So zumindest stellte es der Verteidiger des Ältesten im Bunde in der Erklärung fest, die er zum Tatgeschehen gegeben hat. Sein Mandant habe erst in dem Augenblick, als der Jüngere auf dem Edeka-Parkplatz mit der Schreckschusspistole aus dem Auto ausstieg und in Richtung Tankstelle ging, erkannt, was er vorhatte. Dass er ihn mit Rufen „Mach keinen Mist“ oder so ähnlich aufhalten wollte, bestätigte der Haupttäter, doch da sei er bereits nicht mehr aufzuhalten gewesen. Ihn habe der am Steuer sitzende S. durch Herumfuchteln mit der Waffe aufgewiegelt.

Während er sich zunächst auf die Lauer gelegt hatte, um die Situation in der Tankstelle zu beobachten, fuhren die anderen beiden mit dem Auto davon, machten einen Abstecher in die Videothek und stellten sich mit dem Auto dann an den verabredeten Ort. Dort, in der Albert-Schweitzer-Straße, traf der junge Mann wenig später ein und trieb seine Kumpane an, schnell zu verschwinden, er werde verfolgt. 110 Euro warf er ins Auto, die Beute des Überfalls. Mit Hilfe der Angaben der Verfolger konnte die Polizei die drei Männer festnehmen. (mz)