Projekt in Weißenfels Projekt in Weißenfels: Ein Hund für alle Fälle

Weissenfels/MZ - Cheyenne spricht nicht viel. Aber ihre Gesten sind sehr deutlich. „Socke“ reagiert darauf sofort. „Socke“ ist der Therapiehund von Thomas Winkler. Die Zwei kommen jede Woche an die Schule zur Hundetherapie. 13?Schüler nehmen daran teil. Leiterin Kathrin Frohl-Heinold hat jene dafür gewählt, „bei denen wir der Meinung sind, dass das Projekt mehr hilft als andere Förderstunden“.
Bei der Fünftklässlerin Cheyenne soll der Hund dabei helfen, dass sie mehr sagt. Sie spreche sehr wenig mit den Lehrern, erklärt Kathrin Frohl-Heinold. Wenn sie dem Hund Befehle gibt, soll sie diese sowohl zeigen, als auch sprechen. Thomas Winkler achtet darauf, gibt ihr zum Beispiel einen Beißsack. Den soll sie werfen, die flache Hand in dessen Richtung ausstrecken und sagen: „Bring!“ Ist sie zu zaghaft, reagiert Socke nicht richtig. Tut sie es bestimmt, läuft der dreijährige Hund los und holt den braunen Sack. Sie ruft ihn zu sich, indem sie in die Hände klatscht, auf ihre Beine schlägt und „Komm!“ rufen soll. Manchmal hört man den Ruf nicht, aber Socke kommt trotzdem. Sie dankt es mit einem Leckerli, den Winkler mitgebracht und ihr zum Füttern übergeben hat.
Um Bewegung geht es bei Susan und Julian
Leiterin Frohl-Heinold ist begeistert von den Fortschritten während der Hundetherapie. Sie läuft an der Schule nun im zweiten Jahr und sie hat gute Erfahrungen: „Kinder, die sich kaum bewegen, bewegen sich mit ihm viel, Cheyenne spricht, ein Kind hat seine Angst vor dem Hund abgebaut.“
Um Bewegung geht es bei Susan und Julian. Die zwei Jugendlichen haben das Downsyndrom; da sei Sport nicht so beliebt, erläutert Kathrin Frohl-Heinold. Das soll Hund „Socke“ wenigstens einmal in der Woche ändern. Winkler macht mit ihnen einen kleinen Spaziergang. Sie sollen den Hund an langer Leine halten. Julian bekommt eine Tube mit Leberwurstcreme in die Hand. Er soll Punkte damit an einem Baum verteilen. Socke leckt sie ab. So geht es Baum um Baum und Meter um Meter weiter auf kleinem Kurs.
Bei den beiden ist Socke - der seinen Name seiner einen weißen Pfote im schwarzen Fell verdankt - besonders aufmerksam. Sie machen ruckartige Bewegungen, schauen das Tier intensiv an. Das irritiert den vierbeinigen Therapiegefährter. Aber Trainer Winkler hält seinen Hund dabei an der Leine. Er gehorcht ihm auf Wort wie Geste. Doch Winkler weiß: „Es ist für den Hund Stress, sich auf jeden Menschen einzulassen.“ Nach der eineinhalbstündigen Therapie sei sein Tagwerk vollbracht, könne er nichts weiter von ihm fordern.
Der 13-jährige Dennis ist ein aufgeweckter Junge. Er verfolgt die Tätigkeiten des Hundes. Ihm zeigt Winkler einen Trick, wie der Hund sich mit einem Leckerli umdreht. Dafür braucht es Geschick im Handgelenk - und genau diese Beweglichkeit soll trainiert werden. Das geschieht für ihn wie nebenbei. Und das findet Leiterin Frohl-Heinold am besten: Wenn die Kinder geschult werden, ohne dass ihnen das wie Unterricht vorkommt. Wenn sie, ohne es zu merken, eine Strecke spazieren gehen oder - wie Cheyenne - plötzlich lächeln.
