Nicht trendig genug? Nicht trendig genug?: Kaum junge Leute begeistern sich für das Kegeln

Weißenfels - Schon als Kind hat Klaus Krause viel Zeit auf der Langendorfer Kegelbahn verbracht. Für ein paar Mark Taschengeld und eine Bockwurst stellten er und andere damals für die Erwachsenen die Kegel auf.
Früh ist er so mit dem Sport in Berührung gekommen und hat ihm bis heute die Treue gehalten. Doch mit Blick auf die Mitgliederzahlen des Deutschen Kegler- und Bowlingbunds gehört der 56-Jährige offenbar zu einer aussterbenden Zunft.
Mitgliederschwund in Deutschland
Noch in den 80er Jahren zählte der Verband fast 200.000 Mitglieder. Nun seien es nur noch rund 80.000, hat Präsident Uwe Boldenburg zuletzt verkündet.
Jedes Jahr betrage der Mitgliederschwund zwischen drei und fünf Prozent. Droht der einst so beliebte Volkssport auszusterben? Viele Vereine sind überaltert, das können die Weißenfelser Kegler nur bestätigen.
Kaum junge Leute begeistern sich für das Kegeln
Das Alter der Freizeitkegler in Langendorf liege zwischen 64 und 81 Jahren, rechnet Karin Rausch vor. Nein, von einem Trendsport bei Jugendlichen könne man da wahrlich nicht sprechen.
Trotzdem ist das Kegeln in dem Weißenfelser Ortsteil mit seinen beiden Bahnen noch immer sehr populär. Das ist dem Engagement von Enthusiasten wie Klaus Krause geschuldet. Der - auch wenn er selber nicht mehr kegeln kann - die Bahnen pflegt und versucht, den Nachwuchs zu fördern.
Auch in Langendorf fehlt Nachwuchs
Doch auch in Langendorf gibt es seit drei Jahren keine Jugendmannschaften mehr, die an Wettkämpfen teilnehmen. „Du lockst heute keinen mehr raus“, konstatiert Klaus Krause. Selbst der Fußball habe Probleme, Mannschaften zusammenzustellen.
Einmal in der Woche betreut er drei Jugendliche. Für eine Mannschaft bräuchte es wenigstens vier, besser mehr Mitglieder, erklärt Klaus Krause. Schon oft hat er Kita-Gruppen eingeladen oder Ferienangebote veranstaltet.
„Aber es bleibt nichts hängen“, stellt er nüchtern fest. Dabei fehle es noch nicht mal an der Jugend, sondern einfach am Interesse. Computerspiele, vermutet der Langendorfer, sind heute für viele Heranwachsenden interessanter.
Ist Kegeln nicht hip genug?
Kegeln passe schlicht nicht mehr in den Zeitgeist, hat Freizeitforscher Rainer Hartmann von der Hochschule Bremen jüngst festgestellt. Er rät den Vereinen zu mehr Flexibilität. „Wenn man Kegeln wieder hip machen wollte, müsste man es modernisieren und bräuchte andere Räume“, so der Freizeitforscher.
Gabriele Denzin vom KSV Borau wäre schon froh, wenn es überhaupt gelingt, die Kegelbahn in ihrem Weißenfelser Ortsteil zu erhalten. Denn die soll eigentlich in diesem Frühjahr von der Stadt aufgrund von Baumängeln geschlossen werden.
Die Sportler aber kämpfen für den Erhalt und versuchen nun, diese in Eigenregie weiterzuführen. „Wir möchten die Bahn gerne erhalten. Wir versuchen, das zu stemmen“, sagt Gabriele Denzin.
Kegelbahn soll erhalten bleiben
Gegenwärtig sitzen die Mitglieder des KSV Borau über einer Kostenkalkulation für die Zukunft. Rechnet Gabriele Denzin alle Nutzer der Bahn zusammen, dann kommt sie auf 42 Sportler.
Der jüngst von ihnen ist 45 Jahre alt. „Darunter ist nichts mehr“, räumt sie ein. Trotzdem verbreitet sie Optimismus. Die Borauer Kegler wollen das Ruder rumreißen, die Bahn erhalten und sie auch anderen als Freizeitangebot schmackhaft machen.
Die Jugend gibt Gabriele Denzin noch nicht verloren. „Wenn die mal eine Kugel schieben, dann ist das vielleicht ein erster Schritt“, sagt sie. Viele kleine Schritte müsse der Verein in den kommenden Monaten gehen. „Ich kann mir vorstellen“, sagt die Keglerin, „dass man etwas erreicht, wenn man auf die Ansprüche der jungen Leute eingeht.“ (mz)