Narrenschiff erobert Straßen
Weißenfels/MZ. - Saskia und Pascal Schunke hatten sich als Polizist und Harlekin verkleidet und harrten am Straßenrand aus. "Wir haben riesige Taschen mit und wollen sie mit Bonbons füllen", sagten die Kinder. Gleich daneben hatte sich Frau Kloß aus Weißenfels niedergelassen. "Ich bringe mir immer meinen Stuhl mit, weil ich nicht mehr so lange stehen kann", verriet die Seniorin. Unterdessen zog ein Feuerwerk an bunten Kostümen vorbei. Mit kurzen Röcken und heißen Rhythmen sorgte der Lobitzscher Kultur- und Traditionsverein für tolle Stimmung. Rund 100 Leute reisten mit ihrem Narrenschiff an, zauberten singend und tanzend ein "Waterloo" auf die Straße. Mit dicken Wollstrümpfen und Schals hatten sich die jungen Damen vom Tagewerbener Karnevalsverein eingemummelt, ließen jedoch beim Umzug so manche Hülle fallen. Immer wieder nahmen die Narren die Kreisgebietsreform aufs Korn. Der Borauer Club hatte einen riesigen Lkw im Tross. "Naumburg erdrückt den WeißenFels" lautete ihre Botschaft und symbolisch hatten sie den Dom auf einen weißen Berg gesetzt. Die Langendorfer fuhren gleich mit einem Gebietsreform- Sankra vor: "Mit Rauner und Erben muss Weißenfels als Kreisstadt sterben."
Auch der Schusterjunge kam im späteren Bühnenprogramm auf dem Markt nicht an diesem Thema vorbei. Nicht nur dass die Weißenfelser seinen 100. Geburtstag vergessen hatten. Nein, er regte gar an, einen vietnamesischen Gemüsehändler im leeren Landratsamt zu etablieren. Zugleich sann der Schusterjunge auf Rache: "Naumburg hat zwar die Beamten, doch die hübschen Mädchen in der neuen Schwesternschule haben wir." Insgesamt 17 Vereine und ungezählte Mitwirkende zogen durch die Straßen. Die weiteste Anreise hatten die Narren aus der Partnerstadt Kornwestheim, die mit ihrer Guggenmusik und einem tollen Abschlusskonzert auf dem Markt den Schlusspunkt setzten.