Nach Unfall in Teuchern Nach Unfall in Teuchern: Schleichweg durch Gemeinde als Problem

Teuchern - Schrecksekunden für Familie Wahren in der Goethestraße in Teuchern. Am Dienstagmorgen hat ein Lkw ein großes Loch in das Dach gerissen und ist einfach davongefahren.
Zerbrochene Dachziegel liegen auf dem Fußweg. Dazwischen befindet sich eine abgerissene Dachrinne und zersplittertes Holz. Silke Wahren und ihre Nachbarn Wolfgang Wagner und Hartmut Busch stehen davor. Sie selber habe den Aufprall gar nicht mitbekommen. Im Gegensatz zu Wolfgang Wagner. Sofort habe er seine Nachbarin informiert. Sie ist zurzeit krank und deshalb zu Hause. Schnell setzte sich die Teuchernerin in ihr Auto und versuchte, den Lkw zu verfolgen. Aber der war längst auf und davon.
„So etwa zweimal im Jahr passiert so ein Unfall“, sagt Silke Wahren und die Nachbarn nicken zustimmend. Das sieht Polizeisprecherin Gesine Kerwien allerdings anders. Laut ihren Recherchen hat es dort seit 2011 lediglich drei ähnliche Unfälle gegeben.
Betroffen von einem solchen Unfall war auch Wolfgang Wagners Haus. Es sei nur wenige Wochen her. Hartmut Busch musste auch schon sein Dach nach einem Unfall reparieren.
Teuchern als Schleichweg
Sobald ein Unfall auf der naheliegenden Autobahn A 9 passiert, haben die Teucherner Angst. Denn viele Lkw-Fahrer nutzen Teuchern als Schleichweg. Die offizielle Umleitung geht über Kretzschau, Zeitz und die Bundesstraße 91. Das ist vielen Lkw-Fahrern allerdings zu weit. Sie fahren über Nessa in den Ort hinein, aber dort gibt es schon die ersten Probleme. Die auf die Goethestraße führende Schillerstraße ist für Lkw ab zehn Meter Länge nicht zugelassen. Das wird von den Fahrern oft ignoriert. Stimmt dann der Winkel beim Abbiegen nicht genau, werden schnell die Häuser an der Kreuzung gestreift.
Ebenso wird die Tunnelhöhe am Ortseingang in Richtung Bundesstraße 91 von den Fahrern ignoriert. Ein Schild weist auf die Durchfahrthöhe von maximal 3,40 Meter hin. Sind Lkw höher, muss dass Fahrzeug zurückfahren und dort wenden, wo die Schillerstraße in die Goethestraße mündet. Klappt das Abbiegen nicht zentimetergenau, rammen die Fahrzeuge die Häuser.
Die Lkw im Ort stören die Teucherner so sehr, dass es schon Proteste gegeben hat Gefordert war eine Begrenzung der Tonnage. Das heißt, nur noch Lkw bis zu einem bestimmten Gewicht sollten den Ort passieren dürfen. Was dann geschah, hatte keiner vorausgesehen. Das Verkehrsministerium in Magdeburg war auf das Städtchen aufmerksam geworden. Es wurde überlegt, aus Teuchern eine offizielle Umleitung für den Ausweichverkehr der A 9 zu machen.
„Mein Mann ist ein guter Handwerker“
Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos) ist von den Gedankenspielen erwartungsgemäß wenig begeistert. „Wir sind eine Stadt mit kleinen verwinkelten Straßen“, macht er klar. Der Schleichweg ist schon ein Problem. Es müsse nun dafür gekämpft werden, dass die Stadt nicht noch mehr belastet wird. Daher wurden bereits entsprechende Schreiben an die Landesregierung versendet. Noch wird auf eine Reaktion gewartet, sagt Puschendorf. Die Straßen seien für den Verkehr gar nicht konzipiert. Die Häuser für solche Situationen auch nicht. Und die Geldbeutel der Anwohner schon gar nicht.
„Mein Mann ist ein guter Handwerker“, sagt Silke Wahren. Wenn das nicht so wäre, würde sie jetzt wahrscheinlich Handwerkerkosten von mehr als 1.000 Euro stemmen müssen. (mz)
