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Tragödie auf der A9 Nach tödlichem Unfall auf der A9 bei Weißenfels: Großvater sucht nach letzten Fotos seiner Enkelin

Von Andrea Hamann-Richter 10.08.2017, 08:00
Nach dem Unglück auf der A9: Mitarbeiter einer Abschleppfirma bergen das völlig zerstörte Wohnmobil.
Nach dem Unglück auf der A9: Mitarbeiter einer Abschleppfirma bergen das völlig zerstörte Wohnmobil. Archiv/Peter Lisker

Weißenfels - Verzweifelt sucht Klaus-Werner Beyer nach zwei Kameras. Sie gehörten seiner kleinen Enkelin. „Dort sind die letzten Fotos unserer Henriette auf den Speicherkarten“, sagt der Hamburger und ringt am Telefon im Gespräch mit der MZ um Fassung.

Tödliches Unglück auf der A9 bei Weißenfels: Mädchen starb noch an der Unfallstelle

Das Mädchen war am 30. Juli auf der Autobahn 9 nahe des Parkplatzes Pörstental tödlich verunglückt. Henriettes Mutter war mit einer weiteren Frau, dem Mädchen und dessen 14-jährigen Bruder unterwegs.

Gegen 2.45 Uhr verlor sie laut Polizei die Kontrolle über das Wohnmobil und den Bootsanhänger, kam ins Schleudern und landete in der Böschung. Dabei wurde das Mädchen eingeklemmt und verstarb noch an der Unfallstelle.

Im Chaos rund um die Katastrophe gingen Henriettes Kameras verloren. Klaus-Werner Beyer wendet sich jetzt an die Öffentlichkeit in der Hoffnung, doch noch an die Geräte zu kommen.

Tragisches Unglück nimmt Familie mit: Mutter und Bruder in psychologischer Behandlung

Seit dem Unglück ist in der Familie nichts mehr, wie es war. Die Mutter und der Bruder befinden sich in psychologischer Behandlung. Wie Klaus-Werner Beyer erzählt, soll der Bruder noch versucht haben, seine kleine eingeklemmte Schwester zu befreien. Er schaffte es nicht.

Außerdem hatte er genau einen Tag nach Henriettes Tod seinen 14. Geburtstag. Zwei Daten, die zeigen, wie nah Glück und Leid beieinander liegen können.

Dabei stand die Familie aus Hamburg auf der Sonnenseite des Lebens. Die Eltern der Kinder sind beide begnadete Segler und haben dieses Talent an ihren Sohn weitergegeben. Er war nicht nur national, sondern auch international erfolgreich, heimste unter anderem super Plätze in Australien und in den Gewässern an den Bermudas ein.

Tragischer Unfall bei Weißenfels: Die Familie waren auf dem Rückweg von einem Segel-Wettkampf

„Die Mutter ist eine erfahrene Fahrerin“, sagt Klaus-Werner Beyer. Sie war oft zu Segelveranstaltungen unterwegs. An dem tragischen Wochenende waren sie bei den Meisterschaften im Segeln in Travemünde an der Ostsee. Der 14-Jährige wurde Deutscher Meister. „Wir sind noch hingefahren, waren einige Zeit bei ihnen und haben uns dann gegen 18 Uhr verabschiedet“, erinnert sich der Großvater an diese letzte Begegnung mit seiner Enkelin.

Herumliegende Gegenstände auf den Straßen sind häufig Folgen von Unfällen. Sie werden aus den Wagen geschleudert. Einsatzkräfte wie die Feuerwehr sammeln sie ein und übergeben sie an die Polizei. Die Beamten verschließen diese Sachen üblichweise in den Fahrzeugen der Unfallbeteiligten, bis diese ihre Wagen abholen. Dann können sie sie vor Ort ansehen, zuordnen und mit nach Hause nehmen.  (ahr)

Er konnte nicht wissen, dass nur noch wenige Stunden bis zum Unfall waren und er seine Henriette nie wiedersehen wird. Das Duo, die zweite Frau war die Trainerin vom Jungen, brach anschließend zum Gardasee auf, wo eine Segelweltmeisterschaft ausgerichtet wurde. Die letzten Momente vor dem Unfall hat die Mutter Klaus-Werner Beyer geschildert.

Unglück bei Weißenfels: Mutter wich Schatten aus und verlor Kontrolle über das Auto

Sie wollte entweder auf den Rastplatz Pörstental oder eine Abfahrt weiter. Dort sollte das Campmobil abgestellt werden und dann schlafen gegangen werden. Kurz vorher habe sie einen Schatten über die Autobahn huschen sehen. Es könnte ein Tier gewesen sein, vermute sie, so Beyer. „Sie ist ausgewichen und dann ist das Fahrzeug ins Schwanken geraten“, sagt er. Das Unglück nahm seinen Lauf.

„Es ist für uns der Supergau“, bringt er es auf den Punkt. Tage nach der Tragödie nahm die Familie ihre persönlichen Sachen aus dem Fahrzeug mit. Schon da vermisste sie die Kameras. Anrufe bei der Polizei, dem Bergungsunternehmen und Schreiben an die Feuerwehr brachten bisher keinen Erfolg.

Fotos der neunjährigen Henriette wären so wichtig für die Familie

Auch Anrufe der MZ bei Einsatzkräften und beauftragen Abschlepp- und Entsorgungsunternehmen führen am Mittwoch ins Leere. Die Kameras bleiben verschwunden. Dabei wären die Aufnahmen so wichtig für die Familie für die Erinnerung an Henriette.

Aufmerksam lassen sich die Beamten der Autobahnpolizei Weißenfels den emotionalen Appell des Großvaters von der MZ schildern und notieren sich die Modellbezeichnungen der Kameras. Sie wollen noch einmal nachsehen, ob sie sie vielleicht doch noch irgendwo entdecken.

Klaus-Werner Beyer ist schon dankbar, als er davon am Telefon hört. Er klammert sich an jeden Strohhalm, der ihn zu den letzten Fotos von Henriette führen könnte. Denn das ist alles, was ihm von ihr bleibt. Das Unglück hat die Familie völlig aus dem normalen Leben hinauskatapultiert. „Wir sind einfach untröstlich“, so Klaus-Werner Beyer. (mz)