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Nach Krebserkrankung Nach Krebserkrankung: Die zehnjährige Antonia kann wieder lachen - trotz eines Restrisikos

Von klaus-dieter kunick 13.01.2016, 19:18
Sie sind ein Herz und eine Seele - Mutter Katalin und Tochter Antonia, die einen Tumor im Kopf hat und weiterhin nach Halle ins Krankenhaus fahren muss.
Sie sind ein Herz und eine Seele - Mutter Katalin und Tochter Antonia, die einen Tumor im Kopf hat und weiterhin nach Halle ins Krankenhaus fahren muss. Peter Lisker Lizenz

weissenfels - Antonia Gregor weiß, was sie mal werden will: Malerin. „Ich denke, was Künstlerisches wird es“, sagt ihre Mutter Katalin. Derzeit grübelt die Kleine, wo sie all ihre Bilder in Weißenfels mal ausstellen könnte. Sie schmunzelt. Dass die Zehnjährige nun wieder lachen kann, freut natürlich in erster Linie ihre Eltern.

Das war nicht immer so - Antonia hatte einen Tumor im Kopf, 24 Millimeter groß. „Es war ein unbeschreiblicher Schock für uns“, berichtet die Mutter.

Ahnungslos hatte die Familie, zu ihr gehören außerdem noch Florian (20) und Alexandra (25), im Sommer 2014 ihre Koffer fast schon fertig gepackt. Ein paar schöne Tage wollten sie sich in Ungarn gönnen. Doch es kam anders. Antonia trank viel, unheimlich viel, vier Liter am Tag waren keine Seltenheit, nachts weitere anderthalb Liter. Selbst als das Kind mit Kopfschmerzen aus der Schule kam, ahnte niemand etwas. 50 Meter laufen glichen einer Tortour. Erst als die Kopfschmerzen vermehrt auftraten, das Mädchen sich übergeben musste, begann die Odyssee zu den Ärzten, die nicht erkannten, was mit Antonia los war und anfangs mit allerlei Harmlosigkeiten aufwarteten. Irgendwer hat die rettende Idee, das Kind zum MRT (Magnetresonanztomographie) ins Krankenhaus nach Halle zu schicken. Damit änderte sich zugleich das Leben der Familie.

Die 46-Jährige ahnte, was kommen wird: Es folgten vier Chemo-Blocks und 35 Bestrahlungen in Halle. Hatte das Mädchen die rund 20 Minuten-Bestrahlung hinter sich gebracht, war sie zumeist schwach auf den Beinen. Kaum wieder zu Hause angelangt, legte die Mutter ihre Tochter ins Bett - das Mädchen brauchte Schlaf, um sich zu erholen. Vom Sommer bis rein ins Frühjahr kann das Kind die 2. Klasse nicht besuchen. Danach bittet die Mutter, die ein Jahr zu Hause war, um eine Hausbeschulung, die gewährt wird. Eine Lehrerin kommt einmal in der Woche, um Antonia zu unterrichten. Irgendwann stellt die Pädagogin das ein und erscheint nicht mehr. Ohne eine Wort zu sagen.

Tolle Unterstützung erhält die Familie hingegen vom Betrieb, in dem das Ehepaar arbeitet - das Fleischverarbeitungswerk Weißenfels. „Frau Tönnies nahm sofort Kontakt zu uns auf. ,Wenn ich irgendwie helfen kann, sagen Sie Bescheid’, sagte sie zu mir.“ Diese Begebenheit liegt zwar schon ein Weile zurück, doch noch immer ist Katalin Gregor anzumerken, wie gut ihr diese Worte tun. Bei denen beließ es die Firmenchefin jedoch nicht: Sie schenkte der Familie eine dreitägige Fahrt in den Freizeitpark Phantasialand nahe Köln. Als Antonia das Wort hört, kommt sie ins Schwärmen: „Das war wunderschön.“ Flugs rennt sie ins Kinderzimmer und holt die zwei Fotoalben. Nur mit der Achterbahn habe sie nicht fahren können - vorgeschrieben ist eine Körpergröße von 1,40 Metern, Antonia fehlten zwei Zentimeter.

Jetzt sind die Wogen geglättet. Aber nicht ganz. „Die Ärzte in Halle sagten uns, dass der Tumor noch da ist, jedoch kleiner geworden ist. Es bleibt nach wie vor ein Restrisiko bestehen, dass es wieder schlimmer werden kann. Wir müssen damit leben“, ergänzt Katalin Gregor, an der die letzten Monate nicht spurlos vorbeigegangen sind. Seelisch und körperlich habe sie es ganz schön heruntergezogen. Ihr Mann András (37), der als Vorarbeiter im Fleischwerk tätig ist, habe ebenfalls kämpfen müssen, ihm merke man das aber nicht so an, er könne besser mit der Situation umgehen, erzählt sie. Doch auch Antonia muss noch so manchen Dämpfer hinnehmen: „Ein paar Mal rief die Schule schon an, dass Antonia Kopfschmerzen hat. Dann hole ich sie sofort ab“, berichtet die Mutter. Sie vermeidet in dem Moment das Wort Panik. Aber die komme trotzdem hoch, wenn sie den Anruf erhalte. Und auch um die zwei verschiedene Medikamente, L-Thyrox und Hydrocortison, kommt Antonia nicht herum, die muss sie täglich zu sich nehmen.

Seit Januar arbeitet Katalin Gregor wieder im Fleischwerk in der Exportabteilung. „Derzeit verpacken wir Bäuche für Japan“, fügt sie hinzu. Doch es ist ihr anzumerken, dass sie in Gedanken ganz woanders ist - bei Antonia. Körperlich sei ihre Tochter immer noch nicht voll belastbar, aber es gehe ihr schon wesentlich besser. (mz)