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MZ-Interview mit Christian Steyer MZ-Interview mit Christian Steyer: Die Stimme von "Elefant Tiger & Co."

Von Bärbel Schmuck 02.10.2015, 14:20
Christian Steyer liest am 8. Oktober aus Briefen von Heinrich Schütz.
Christian Steyer liest am 8. Oktober aus Briefen von Heinrich Schütz. agentur Lizenz

Weißenfels - Christian Steyer ist ein Multitalent. Er spielt, spricht, komponiert, dirigiert, singt und schreibt. Als Jugendschwarm 1973 mit dem Film „Die Legende von Paul und Paula“ in der Rolle des Bösewichts vom Rummel bekannt geworden, ist der 68-jährige Künstler heute noch bekannter als Sprecher in der Doku-Serie „Elefant, Tiger & Co.“ beim MDR-Fernsehen.

Zum 430. Geburtstag von Heinrich Schütz kommt der gebürtige Vogtländer mit der faszinierenden Stimme am Donnerstag, 8. Oktober, nach Weißenfels. Christian Steyer liest um 19 Uhr im Heinrich-Schütz-Haus aus Briefen des Komponisten und wird musikalisch begleitet von dem Schweden Magnus Andersson (Laute). MZ-Lokalreporterin Bärbel Schmuck sprach vorab mit Christian Steyer.

Herr Steyer, was verbindet Sie mit dem Namen Heinrich Schütz?

Christian Steyer: Gänsehaut, tiefe Gefühle, berührende Musik. Ich fühle mich erinnert an Singwochen, die mein Vater, der als Pfarrer in Meißen wirkte, organisierte. Ich war damals erst fünf Jahre alt, als mich Vater mitnahm. Er sang in der Meißener Kantorei bei Erich Schmidt. Ich habe noch „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Schütz im Ohr. Was für eine Musik voller Tiefe und Weite. Sie ist für mich bis heute einfach unglaublich schön.

Hat Sie die Einladung nach Weißenfels überrascht?

Steyer: Nicht wirklich, denn ich bin ja auch die Stimme von Heinrich Schütz an Hörstationen in der Dauerausstellung, die im restaurierten Museum eröffnet wurde. Ich war allerdings noch nie dort, also wird es höchste Zeit für einen Besuch und ein Gastspiel in der Stadt, die ich nur vom Durchfahren nach Weimar kenne. Das muss etwa 100 Jahre her sein. Der Bahnhof war ein sehr trauriger Ort. . . mehr weiß ich nicht. Ich bin gespannt - vor allem auf die Sofas, die im Heinrich-Schütz-Haus fürs Publikum stehen. Ich bin auch neugierig, zu erleben, wie es klingt, wenn ich den alten Schütz spreche, der im Denkmal in der Nikolaistraße 13 seine letzten Lebens- und Schaffensjahre verbracht hat. Wenn ich nun aus Schütz-Briefen lesen werde, muss ich mich sehr darauf vorbereiten. Die Texte sind sauschwer, da habe ich noch viel zu tun (lacht).

Ihnen wird nachgesagt, ein Alleskönner zu sein. Sind sie lieber Schauspieler, Musiker, Autor, Chordirigent oder Sprecher?

Steyer: Ich mag keine Übertreibungen. Ich bin schon ein leidenschaftlicher Musiker. Die Musik ist ein Trost und hilft, sich in einer Welt zu äußern, die nicht immer leicht auszuhalten ist. Die Suche nach dem Einfachen ist mir wichtig, ohne große Worte schwingen und sich in Szene setzen zu müssen. Ich mache gern Hörbücher, auch das Lesen macht neben dem Klavierspiel Spaß. Legenden vom Amazonas und Rilke-Texte sind reizvoll, natürlich auch Film und Theater, wenn die Angebote spannend und nicht oberflächlich sind. Immer nur an der Schachtel als Verpackung zu arbeiten, ist nichts für mich, es darf nicht das Oberste sein. Das macht unglücklich.

Wielange wollen Sie noch für Elefant, Tiger & Co. im Leipziger Zoo als Sprecher im Dienst sein?

Steyer: 47 Jahre, vielleicht aber nur 43 Jahre (lacht). Es sollten ja lediglich elf Folgen werden. Inzwischen läuft die Doku-Serie seit 2003 - mit Erfolg, was mich freut.

Was macht diesen Erfolg aus?

Steyer: Ruhe und Einfaches, ohne Übertreibungen und ohne falsche Töne. Ich bin dem verantwortlichen Redakteur dankbar, dass er das aushält und mir diese Freiheiten lässt. Ich versuche zu schauen, zu beobachten, ohne den Leuten Gags hinzuwerfen, wo sie ablachen können. Sie hören zu, erfahren Komisches, Trauriges, nachdenklich Stimmendes, ganz ohne Action. Ich begleite Augenblicke, die sich wiederholen, die aber nie die selben sind. Das ist das Leben - das gefällt - und mir geht es gut dabei. (mz)