Musikfest Musikfest: Programmheft ist erschienen

weissenfels/MZ - So frisch und neu wie sich das Logo und das Programmheft zum Heinrich-Schütz-Musikfest vom 11. bis 20. Oktober in diesem Jahr darstellen, so präsentieren sich auch die Veranstaltungen in Bad Köstritz, Dresden und Weißenfels - jenen drei Städten, in denen der Komponist Heinrich Schütz (1585 bis 1672) die meiste Zeit seines wirkungsreichen Lebens verbrachte.
Es sind rund 40 Konzerte und musikalische Lesungen geplant, den Auftakt gestaltet das internationale Vokalensemble „Sette Voci“ in der Weißenfelser Stadtkirche St. Marien am 11. Oktober, wie Christina Siegfried im Pressegespräch am Dienstag erläuterte. Zusammen mit Henrike Rucker, die die Geschäfte des Musikvereins im Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels führt, stellte die Intendantin des Festes das facettenreiche Programm vor, zu dem allein in Weißenfels zehn Angebote gehören.
Was ein immer wiederkehrender alter Bass-Notenschlüssel, den der Meister selbst mit Federkiel und Tinte auf Notenblätter schrieb, und verrückte Typen mit Saxophonen mit dem aktuellen Fest zu tun haben, erläuterte die promovierte Musikwissenschaftlerin vom veranstaltenden Verein Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgiebig. Siegfried gab zudem eine Antwort darauf, warum diesmal als Motto „die Welt zu durchsehen“ - ein Zitat von Schütz, gewählt wurde. Das Musikfest spüre jener alterslosen Neugier nach, die sich hinter diesen Worten des Komponisten verstecke.
„Das Zitat beweist, wie offen, kreativ und tolerant Schütz gewesen ist“, sagte Christina Siegfried. Und Schütz selbst schrieb im Alter von 66 Jahren, er sei „ein junger - und die Welt zu durchsehen - auch begieriger Mensch“ gewesen. Dabei blickte der sächsische Hofkapellmeisterr auf den Moment im Jahr 1609 zurück, als er sich nach Italien aufmachte, sich ins Offene wagte und in Venedig eine neue faszinierend-fremde Welt entdeckte. Was da für den damals 24-Jährigen, der mehrsprachig erzogen wurde und auch die italienische Sprache beherrschte, bevor er in dieses Land kam, wie ein großes Abenteuer begann, wurde zum lebenslang prägenden Erlebnis.
Und wie ein Reisender Andenken und Souvenirs mitbringt, so muss ein Musiker wie Heinrich Schütz möglicherweise Noten und Instrumente im Gepäck gehabt haben. Aber er dürfte zudem Klänge im Kopf gespeichert haben, die ihn für neue Werke inspirierten. Die italienischen Madrigale als Auftaktkonzert in der Weißenfelser Marienkirche „Der Frühling einer neu entdeckten Welt“ versprechen laut Christina Siegfried einen musikalisch-sinnlichen Rausch der Farben, wie ihn Schütz bei seiner Italienreise erlebt haben muss. Passend zum Themenjahr „Reformation und Toleranz“ im Rahmen der Lutherdekade bringt das Festprogramm die unterschiedlichsten Kompositionsstile zum Klingen.
„Gerade deshalb bieten wir Musik von Schütz, gespielt mit Saxophonen, an“, sagte Siegfried. Belgische Musiker des „Bl!ndman Saxophone Quartet“ (das Ausrufungszeichennach dem Buchstaben l ist Absicht) lassen am 18. Oktober Werke von Heinrich Schütz und dem in Berlin und Amerika lebenden Komponisten und Saxophon-Spieler Oliver Schneller wie eine ganz eigene Klangwelt aus der Schütz-Zeit neu entstehen und deshalb aufhorchen. Mit diesem außergewöhnlichen Konzert setzen die Veranstalter des traditionellen Musikfestes ihren erfolgreichen „Kontrapunkt modern“ fort. Ebenso wie das besondere Ensemble, in diesem Jahr ist das „Sette Voci“ zum Auftakt, zählen die belgischen Saxophonisten mit ihrem Auftritt und der Umsetzung des Auftragswerkes zu den Höhepunkten des Musikfestes 2013, war weiter zu erfahren.
„Wir hoffen, dass dieses kleine, aber feine Fest auch weiterhin nichts von seiner Strahlkraft verliert“, sprach Christina Siegfried einen Wunsch mit Blick auf die jüngsten drastischen Kürzungen der Fördermittel seitens des Burgenlandkreises aus. Von diesem Fest profitiere nicht nur die Stadt Weißenfels allein, sondern vor allem auch die Region, sagte die Wissenschaftlerin. Alljährlich im Oktober würden zahlreiche Konzertbesucher aus ganz Deutschland Hotelzimmer in touristischen Einrichtungen des gesamten Burgenlandkreises buchen - „die Hotellandschaft in Weißenfels reicht dafür nicht aus“, bestätigte auch Henrike Rucker und sprach aus langjährigen Erfahrungen.
Das Heinrich-Schütz-Haus und sein Verein seien deshalb auf verlässliche Partner angewiesen. „Wir organisieren hier nichts im stillen Kämmerlein, zu uns kommt die ganze Welt“, unterstrich Rucker. Die Eintragungen im Gästebuch von Touristen aus Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien bewiesen es.