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Museumsnacht Weißenfels Museumsnacht Weißenfels: Darauf können sich die Besucher am Samstag freuen

Von Andreas Richter 13.05.2017, 06:00
Beate Caspar wohnt und arbeitet heute in jenem Weißenfelser Haus, in dem einst die Schriftstellerin Louise von François lebte.
Beate Caspar wohnt und arbeitet heute in jenem Weißenfelser Haus, in dem einst die Schriftstellerin Louise von François lebte. Peter Lisker

Weißenfels - Der herrliche Blick auf die Saale. So ähnlich muss er schon vor mehr als 150 Jahren gewesen sein. Als die Dichterin Louise von François (1817-1893) in dem Haus unweit des Ufers wohnte. Als sie sich beim Blick aus dem Fenster für ihren Roman „Die letzte Reckenburgerin“ (1871) inspirieren ließ.

In der Gegenwart wohnen Beate Caspar und ihr Mann Stefan Jung in dem markanten blauen Haus an der Promenade 25. „Das ist schon ein spannender Ort mit besonderer Atmosphäre“, sagt Beate Caspar. Einst hat ihr Urgroßvater, Inhaber einer Samenhandlung in der Saalstraße, noch mit der Dichterin auf dem Ballsaal in Weißenfels getanzt. Heute betreibt Beate Caspar in dem historischen Haus eine Praxis für Psychotherapie. Dort, wo einst der literarische Salon der Louis von François war, ist heute eines der Behandlungszimmer. Den romantischen Blick auf den Fluss haben heute die Patienten im Warteraum.

Denkmalgeschütztes Haus in Weißenfels umgebaut

Dabei wurde das Haus schon lange vor den Lebzeiten der Dichterin errichtet. Zwischen 1520 und 1550 ist das Gebäude entstanden, weiß die heutige Bewohnerin. Seit 1999 leben und arbeiten Beate Caspar und Stefan Jung in dem Haus, das vorher mehrere Jahre leer stand. „Das Gebäude war in einem entsetzlichen Zustand“, erinnert sich die Psychotherapeutin. Zwei Jahre lang haben sie das denkmalgeschützte Haus umgebaut.

Handwerker mussten dabei traditionelle Techniken beherrschen, verwendet wurden historische Baustoffe wie Lehmbauziegel. Doch das Haus steht an einer tückischen Stelle. Drei Mal haben die Besitzer bisher mit dem Hochwasser der nahen Saale zu kämpfen gehabt. Das letzte Mal im Jahr 2013. „Das war eine schlimme Zeit“, erinnert sich Beate Caspar. Mit Fördermitteln, Spenden und viel eigener Kraft konnten sie die historischen Mauern wieder instand setzen. Doch Caspar weiß: „Das Hochwasser kommt irgendwann wieder“. Deshalb sind sie jetzt vorbereitet. Im Erdgeschoss ist nur noch das Archiv, alles befindet sich erst in einer Höhe ab einem Meter.

Startpunkt für den Museumspfad Weißenfels

Am Museumstag nun soll das geschichtsträchtige Haus auf besondere Weise in den Blickpunkt rücken. Es ist der Startpunkt für den Museumspfad, der um 18 Uhr beginnt. Im Jahr des 200. Geburtstages der Dichterin ist dies eine schöne Idee, wie Beate Caspar findet. Der Haken allerdings: In das Haus mit seinem historischen Flair, in dem im Erdgeschoss eine große Schautafel auf Leben und Werk der Dichterin aufmerksam macht, können die Teilnehmer gar nicht hinein. Denn die Hausbewohner sind an diesem Wochenende nicht da.

Beate Caspar ist als Delegierte beim Deutschen Psychotherapeutentag in Hannover. Das ist ebenso langfristig geplant wie private Termine an diesem Wochenende. Bedauerlich findet Caspar vor allem, dass die Bewohner des Hauses von den Plänen für den diesjährigen Museumspfad erst auf Plakaten der Stadt erfahren haben.

„Von der Stadt hat keiner vorher mit uns gesprochen“, sagt sie und findet, dass damit vielleicht eine Chance vertan wurde. Robert Brückner, Leiter des städtischen Kulturamtes, räumt ein Versäumnis durchaus ein, auch wenn der Museumspfad wegen der Termine der Familie Caspar wohl kaum verlegt worden wäre. „Das hätte im Vorfeld besser laufen können“, sagt Brückner und hofft, dass am Sonnabendabend dennoch viele den Weg zum blauen Haus an der Promenade 25 finden.

Museumsnacht Weißenfels am Samstag - ein umfangreiches Programm

Eine Führung in sogenannter leichter Sprache beginnt um 20 Uhr auf dem Schlosshof. Der etwa 90-minütige Rundgang durch Barockausstellung, Schlosskirche und Gruft richtet sich in erster Linie an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Migranten und Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung. Ein Simultandolmetscher übersetzt die Führung in die Gebärdensprache. Ebenfalls um 20 Uhr beginnt auf dem Schloss ein Kindertheater mit Zaubershow.

Eine Taschenlampenführung durch die Schuhausstellung beginnt um 21 Uhr im Schloss. Der Rundgang endet am „Verrückten Schuhregal“, an dem die Teilnehmer die verschiedensten Schuhe - von Sandalen aus Schlangenleder bis hin zu Prinzessinnen-Schuhen aus Gold - anfassen und anprobieren können.

Tief hinab geht es ab 22 Uhr in der Schlosskirche zu Neu-Augustusburg. Unterhalb des Altarraumes lagern dort 38 Prunksärge der Herzöge zu Sachsen-Weißenfels und ihrer Familien. Bei einem Rundgang können die Kostbarkeiten besichtigt werden.

Der Novalispavillon wird in diesem Jahr ein weiterer Veranstaltungsort der Museumsnacht sein. Ab 20 Uhr findet im Pavillon in der Klosterstraße 24 eine Lesung statt. Der Leipziger Autor Peter Traub wird aus seinem Buch „Magische Orte in Mitteldeutschland“ lesen. Darin berichtet er von seinen Reisen zwischen Harz und Dessau, Altmark und Kyffhäuser.

Ein weiterer Veranstaltungsort der Museumsnacht ist das Kloster St. Claren am Rosalskyweg. Dort findet ab 20 Uhr ein musikalischer Weinabend mit Livemusik zum Tanzen statt. Eine Stunde später beginnt im Heinrich-Schütz-Haus in der Nikolaistraße ein nächtliches Konzert mit dem Ensemble Resonantia. (mz)