Aus für Großbäckerei in Weißenfels Lieken in Weißenfels läuft trotz geplante Schließlung länger

Weißenfels - Eigentlich sollte die Weißenfelser Großbäckerei von Lieken Ende März nächsten Jahres endgültig schließen. Die meisten der rund 200 Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigung erhalten, was für erhebliche Verstimmungen unter der Belegschaft in der Saalestadt geführt hat. Doch wie mehrere Lieken-Mitarbeiter unabhängig voneinander berichteten, sollen zumindest Teile der Produktion noch bis zum Sommer in Weißenfels weiterlaufen.
Lieken-Mitarbeiter in Weißenfels weiterbeschäftigt: Probleme im neuen Werk in Wittenberg?
Konkret gehe es demnach um rund ein Dutzend Angestellte, die für die Herstellung von Toasty-Brötchen verantwortlich sind. Was die Mitarbeiter besonders ärgert: Sie vermuten, dass die Produktion der Toasties in Weißenfels nur verlängert wird, weil es im neuen Werk des tschechischen Mutterkonzerns Agrofert in Wittenberg technische Probleme geben soll. Unbestätigten Berichten zufolge soll eine defekte Sprinkleranlage die Maschinen zur Herstellung der Toasties in Wittenberg beschädigt haben.
Grundsätzlich gehen die gekündigten Mitarbeiter in Weißenfels davon aus, dass ihre Arbeitsplätze innerhalb des Konzerns in das neue Werk in Wittenberg verlagert werden sollen. In der Kritik steht dieser vermeintliche Umzug zusätzlich, weil das Land Sachsen-Anhalt für den neuen Standort elf Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt hat. Belege für eine interne Verlagerung gibt es allerdings nicht. Der Mutterkonzern Agrofert bestreitet, dass die Schließung in Weißenfels mit dem neuen Werk in Wittenberg zusammenhängt. Die Schließung in Weißenfels soll schon länger geplant gewesen sein.
Agrofert will technische Probleme in Wittenberg weder bestätigen noch kommentieren
Mögliche technische Probleme in Wittenberg wollte ein Agrofert-Sprecher auf Nachfrage der MZ weder bestätigen noch dementieren. „Einzelne Produktionsabschnitte befinden sich planmäßig noch im Probebetrieb, der bei einem derartig technisch anspruchsvollen Werk Sorgfalt und eben auch ein gewisses Zeitbudget verlangt“, teilte der Agrofert-Sprecher stattdessen mit.
Der tschechische Konzern Agrofert ist eine Aktiengesellschaft mit rund 34.000 Mitarbeitern. Dazu gehören zahlreiche Tochtergesellschaften in Branchen wie Nahrungsmittel, Chemie oder Medien. Der Konzern hatte 2014 einen Umsatz von 6,5 Millionen Euro erwirtschaftet.
Firmenchef ist Andrej Babiš, dessen europakritischen Partei zuletzt stärkste Kraft bei den tschechischen Parlamentswahlen wurde. Er führt derzeit Verhandlungen, um eine Minderheitsregierung in Tschechien anzuführen. (ivn)
Ob es einen Zusammenhang zwischen möglichen Problemen in Wittenberg und der Verlängerung in Weißenfels gibt, wollte der Sprecher nicht kommentieren. Stattdessen betonte er, dass beide Werke zu unterschiedlichen Unternehmen in derselben Unternehmensgruppe gehören.
Eine Sprecherin der Firma Lieken bestätigte unterdessen, dass Teile der Produktion in Weißenfels bis Ende Juni weiterlaufen sollen. Als Grund wird eine gestiegene Nachfrage angegeben. „Bis dahin werden die neuen Anlagen in der Lage sein, die Bedarfsmengen zu produzieren“, so die Sprecherin. Wo die neue Technik steht, das teilt das Unternehmen aber nicht mit. (mz)