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Liebe zur See für immer im Herzen

Von Holger Zimmer 17.08.2008, 15:21

Uichteritz/MZ. - "Unser Schifflein Marinekameradschaft Weißenfels soll allen künftigen Stürmen trotzen." Beim Bordfest aus Anlass des 15. Jubiläums der Wiedergründung spricht der Vorsitzende Horst Halusa diesen Wunsch aus. Der 69-Jährige erinnert daran, dass im Oktober 1993 elf ehemalige Fahrensleute und maritim Interessierte "den Motor der Marinetradition wieder in Gang setzten".

Fünf davon sind noch immer aktiv, andere - wie Manfred Winter, der erste Vorsitzende - inzwischen verstorben. Während Halusa vom Chef des Landesverbandes des Deutschen Marinebundes, Jürgen Villbrandt, ein kleines Präsent für sein Engagement bekam, wurden auch drei weitere Männer der ersten Gründungsstunde geehrt: Rudolf Nöller mit einer Ehrenurkunde sowie Günter Franke und Dieter Krombholz mit einer Verdienstnadel. Die drei Männer versahen zwischen 1952 und 1961 bei der Seepolizei beziehungsweise den Seestreitkräften auf Küstenschutz- oder Minenlege- und Räumbooten ihren Dienst.

Krombholz gehörte Anfang der

70er Jahre ebenso wie Halusa einem Stammtisch in der Weißenfelser Gaststätte "Reichelbräu" an. Der 68-Jährige berichtet: "Anderthalb Jahre trafen wir uns regelmäßig. Da blieb es nicht aus, dass auch Leute kamen, die vor 1945 in der Kriegsmarine gedient hatten." Dem habe letztlich die Staatssicherheit einen Riegel vorgeschoben. Ebenso wie die anderen sei er sofort dabei gewesen, als sich 1993 eine Marinekameradschaft (MK) bildete. Günter Franke (73) setzt hinzu: "Wer einmal auf See gewesen ist, den zieht es immer wieder dorthin." Seine Frau habe er an der Küste kennengelernt und später sei er jedes Jahr dorthin gefahren. Auch bei den Jahrestouren komme man nun regelmäßig an die Ost- und Nordsee. Rudolf Nöller (75) erzählt davon, dass es 1955 noch ein Himmelfahrtskommando gewesen sei, die Minen vor Rügen zu räumen. Dennoch bezeichnet er seine drei Jahre bei der Seepolizei als die schönste Zeit seiner Jugend. Immerhin habe es super Verpflegung in Jahren gegeben, in denen Lebensmittel noch auf Karten erhältlich gewesen seien. Nöller schwärmt vom Zusammenhalt und davon, dass er zum Beispiel mit Peter Seidel Himmelfahrt verbringe. "Und kommen wir zusammen, berichtet jeder von seiner Fahrenszeit", äußert Dieter Krombholz.

Horst Halusa (69) hat seine gut 14 Jahre bei Marine und Hochseefischerei nicht vergessen können und deshalb nach der Wende auch zehn Segeltörns mitgemacht. Heute sei es für ihn auch Selbstbestätigung, wenn klappe, was er organisiere. Für Peter Klube (67), dem fünften Gründungsmitglied im Bunde, war schnell klar, dass er bei der MK mitmachen würde, war er doch mit Manfred Winter auf dem gleichen Küstenschutzschiff gefahren. Sei man damals nicht aus der Ostsee rausgekommen, habe er seinem Drang, andere Meere zu bereisen, seit 1994 freien Lauf gelassen. 14-mal sei er auf Segelschiffen unterwegs gewesen. Außerdem gebe es in der MK Leute mit den gleichen Interessen. Nur, dass man kein eigenes Domizil habe und der Nachwuchs fehle, ärgere ihn. "Irgendwann stirbt die Gilde wohl aus". Halusa beziffert das Durchschnittsalter auf 74 Jahre. Ältester ist Erich Hoppe (86). 1940 wurde er eingezogen und erlebte auf einem Begleitschiff der U-Boot-Flotille die Schrecken des Krieges. Seine Frau habe von der Marine nichts wissen wollen. "Doch jetzt habe ich sonst niemanden mehr." Und es sei schön, wenn man bei Reisen dabei sein könne.