Lernen in der «Großfamilie»
WEISSENFELS/MZ. - Zusammen mit Robert Semling (18) aus Webau, Alexander Raczek (21) aus Weißenfels und dem Großkorbethaer Torsten Fritzsche (19) sammelte der Lützener bereits praktische Erfahrungen im Ferienlager des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes. "Wir haben in den letzten Sommerferien in Altenkirchen auf der Insel Rügen für Kinder gekocht, das hat sehr viel Spaß gemacht", erzählt Marcel Fink. "Dort konnten wir uns ausprobieren, leckere Salat-Büfetts gestalten und wir hatten ein kritisches Publikum", blickt er zurück. Fink selbst steht auf Hausmannskost wie Schweinebraten und Rinderrouladen, kocht gerne für Freunde und die Familie. "Ich will später unbedingt ins Fernsehen und für die Zuschauer kochen, das würde mich faszinieren", erklärt der Lützener selbstbewusst, während es Torsten Fritzsche nach der dreijährigen Ausbildung zur Bundeswehr zieht. Beide bedauern, lediglich den Hauptschulabschluss zu haben und wollen sich nun um so mehr anstrengen, um die Lehre zu schaffen.
Momentan trainieren die Lehrlinge des zweiten Ausbildungsjahres Praxis in der Übungsküche des VHS-Bildungswerkes für die Zwischenprüfung im März 2009, ist von Ausbilder Ronny Fabig zu erfahren. Er bescheinigt den zukünftigen Köchen eine hohe Motivation. "Die Jugendlichen sind kreativ und bringen Lust und Liebe für den Beruf mit. "Das haben sie schon zweimal durch ihre Einsätze im Ferienlager bewiesen", fügt der Lehrmeister anerkennend hinzu.
"Wir wollen auch im nächsten Sommer wieder für Ferienkinder an der Ostsee kochen. Das wäre eine Auszeichnung für uns", sagt Marcel Fink. Jetzt sei es für ihn und die anderen, die sich ihr theoretisches Rüstzeug in den Berufsbildenden Schulen in Weißenfels holen, ganz wichtig, die nächste Prüfung als Baustein für die Kochlehre so gut wie möglich zu bestehen.
Auch nebenan wird fleißig trainiert. Im Übungsrestaurant lernen angehende Fachleute im Gastgewerbe wie die Naumburgerin Astrid Akram (23) und Nancy Mollenhauer (18) aus Zeitz unter anderem, wie eine Festtafel eingedeckt wird und wie Gäste zu bedienen sind. "Wir sind acht Azubis in der Klasse", plaudert Nancy Mollenhauer. Sie will nach der Lehre im Hotel "Drei Schwäne" in Zeitz arbeiten, wo sie schon viele praktische Erfahrungen sammeln konnte. "Ich freue mich, dass ich nach meiner Ausbildung übernommen werde", erklärt die junge Frau.
Sie ist eine von 70 Teilnehmern, die in fünf verschiedenen Berufsgruppen im Aus- und Weiterbildungszentrum Weißenfels (AWZ) ausgebildet werden. "Bei uns fühlen sich die Jugendlichen wie in einer Großfamilie", sagt AWZ-Leiter Helmut Siegmund. Unter Anleitung von Fachkräften, zu denen Sozialpädagogen zählen, würden die Lehrlinge auf das Leben vorbereitet. Nicht nur im Ferienlager hätten sie Berührung mit der Öffentlichkeit erhalten. "Beim Neujahrsempfang des Landrats in Freyburg gab es zudem Bewährungsproben zu bestehen", nennt Siegmund noch ein Beispiel.
