Leißling Leißling: Vielfacher Wunsch: Adelheid

leissling/MZ - Nun müssen die „Original Leißlinger Blasmusikanten“ doch noch umziehen. Wie ihr Leiter, Volkmar Kutschbach am Donnerstag informierte, funktionieren im Waldbad wegen des Hochwassers weder Toilettenspülung noch Elektrik. Deshalb wird das 50. Jubiläum am Samstag ab 14 Uhr im Festzelt auf dem Sportplatz gefeiert.
30 Jahre war Helmut Kutschbach, als sich 1963 die „Haus-, Hof-, Heimat- und Eierbettlerkapelle“ gründete. Wie der Name schon sagt, hatte man zuvor vor allem beim Eierbetteln musiziert und der inzwischen 80-jährige Senior gibt offen zu: „Wir waren junge Kerle, die ohne Notenkenntnis ein Instrument einigermaßen spielen konnten oder sich das auch nur angemaßt haben.“ Er spricht von einer wilden Musik und einer ersten Silvesterveranstaltung, bei der man die Stimmung in Ermangelung eines größeren Repertoires auf „vielfachen Wunsch“ immer wieder mit dem Titel „Adelheid“ anheizte.
Dann übernahm Anton Mayerl die Kapelle und brachte sie auf Vordermann. Er stammt aus dem tschechischen Egerland, blies Tenorhorn, lehrte den Männern das Noten-ABC und „bändigte die Truppe“. Mit ihm ging es rasant bergauf und schon 1970 erreichte man die Mittelstufe unter den Kapellen. Was folgte, war die Zeit, die 30 Jahre von Theo Pohle geprägt wurde. Da es mit dem Notenangebot in der DDR nicht weit her war, setzte er sich vors Radio, schrieb die Noten auf und machte daraus seine Arrangements. 280 Titel entstanden so und 15 eigene Kompositionen. Die Hymne „Gruß an Leißling“ die heute schon im Kindergarten gelernt wird, stammt von ihm. Und Pohle war es dann, der die Konzerte zur Show machte. Der heutige Leiter Volkmar Kutschbach verweist da auf die Bauernhochzeit, aber die Wildecker Herzbuben und Louis Armstrong mussten ebenfalls für Einlagen herhalten. Das lässt sich laut Helmut Kutschbach nicht mehr imitieren, auch, „weil das Publikum ein anderes ist“. Heute pflege man ein über 150 Titel umfassendes Repertoire und bevorzuge die böhmisch-mährische Blasmusik. Ab und an freilich werde noch mal ein Theo-Pohle-Oldie hervorgeholt.
Frank Sauer (54), Volkmar Kutschbach (53) und Steffen Pohle (52) haben ihr Faible für die Musik nicht nur von den Vätern, sondern im Weißenfelser Pionierhaus in DDR-Zeiten regelmäßig geübt. Inzwischen ist bereits die nächste Generation herangewachsen. Zu ihr gehört Katrin Böhm (28). Die Bad Dürrenbergerin war bei der Oma in Spergau zur Lichtmess, als die „Leißlinger“ sie für die Blasmusik begeisterten und einige Jahre später ansprachen, weil sie an der Seite stand und sie auf der Trompete begleitete. Inzwischen ist sie elf Jahre bei den „Leißlingern“ und ruft die Musiker auch mal zur Ordnung, wenn sie über die Stränge schlagen. Sie wiederum hat Christian Schirmer geworben (35), mit dem sie mal auf der Musikschule war und der zuvor bei den Altranstädter Heimatmusikanten blies. Dutzende Konzerte bestreiten die „Leißlinger Blasmusikanten“, sind aber ebenso in kleinerer Besetzung dabei, wenn es irgendwo ein Jubiläum gibt und selbst bei Trauerfeiern sieht man sie. Die Hobby-Musiker haben also ihr Auskommen? Frank Sauer lässt die Frage unbeantwortet und erzählt lieber von jenem Vertrag kurz nach der Wende, als die D-Mark noch ihren Wert hatte. Damals habe man als Gage ein Schwein vereinbart. Das käme heute nicht mehr in Frage.