Kommunen wollen weniger Streusalz nutzen Kommunen wollen weniger Streusalz nutzen: Wieso es kaum sinnvolle Alternativen gibt

Weissenfels - Streusalz sorgt dafür, dass Schnee und Eis taut und bis zu Temperaturen von circa minus 20 Grad Celsius nicht wieder gefriert. Deshalb ist es eines der effektivsten Streumittel und wird vor allem auf Straßen eingesetzt. Zugleich schadet das Salz aber der Natur.
Hohe Umweltbelastung: Streu-Salz schadet der Natur
„Es gelangt ins Grundwasser und schädigt Bäume und andere Pflanzen. Bei zu hoher Salzkonzentration sterben ihre Blätter ab“, erklärt Helene Helm, Vorsitzende des Regionalverbands Unteres Unstruttal des Naturschutzbunds Deutschland (NABU). Auch die Bodenlebewesen wie Regenwürmer würden durch die übermäßigen Salzmengen Schäden davontragen, ebenso andere Tiere wie Hunde und Katzen. Sie verletzen dadurch ihre empfindlichen Pfoten. Die wunden Stellen würden sie in der Folge ablecken, wodurch sie unnatürlich hohe Mengen Salz aufnehmen.
Einige wenige Kommunen in Deutschland verzichten deshalb bereits auf Streusalz, so etwa die Stadt Duisburg. Im Burgenlandkreis ist es jedoch nach wie vor das Mittel der Wahl. Bei der Kreisstraßenmeisterei sowie der Stadtwirtschaft Weißenfels kommt dagegen Feuchtsalz zum Einsatz. Dabei wird Streusalz mit einer Magnesiumchlorid-Lösung gemischt. „Dadurch ist der Salzgehalt geringer und die Methode ist umweltfreundlicher“, erklärt Katharina Vokoun, Pressesprecherin der Stadt Weißenfels und ergänzt: „Komplett auf das Salz verzichten, können wir derzeit aber nicht.“ Das liege vor allem an den Streuaufsätzen der Fahrzeuge, die nur für feste Stoffe geeignet sind.
Umweltschädliches Streusalz und andere Mittel „so gering wie möglich zu halten ist“
Astrid Weide, Bauamtsleiterin der Verbandsgemeinde Unstruttal weist darauf hin, dass „nach aktueller Rechtsprechung die Wahl des Streumittels dem Streupflichtigen freigestellt“ ist. Aber: „Im Straßengesetz des Landes Sachsen-Anhalt ist bereits bestimmt, dass der Einsatz von Auftausalzen und anderen Mitteln, die sich umweltschädlich auswirken können, so gering wie möglich zu halten ist“, informiert Cornelia Schade. Die Ordnungsamtsleiterin der Verbandsgemeinde Wethautal merkt zudem kritisch an, „dass entlang verschiedener übergeordneter Straßen vermehrt schon vorsorglich bei null Grad Celsius Streusalz aufgebracht wird, welches Betonpflaster und Straßenbegleitgrün entsprechend zusetzen.“
Einen anderen Kritikpunkt äußert die Naturschützerin Helene Helm. Obwohl sie den Verzicht befürwortet, findet sie es „zwiespältig, dass die Kommunen Streusalz verwenden dürfen, während es für die Bürger verboten ist.“ In der Tat heißt es in fast allen Straßenreinigungssatzungen der Kommunen: „Zum Streuen sind abstumpfende Mittel, wie Sand oder Splitt, zu verwenden.“
Streusalz führt laut Studie zu „Korrosionsschäden an tragenden Teilen"
Wer in diesen Gemeinden dennoch Salz verwendet, der muss sogar mit einer Geldstrafe bis zu 5000 Euro rechnen. Allerdings berichtet keine Kommune davon, dass diese Ordnungswidrigkeit bislang begangen wurde. Außerdem weisen einige Gemeinden auf Ausnahmefälle hin und gestatten den Gebrauch beispielsweise bei Blitzeis und an gefährliche Stellen wie Treppen.
Dann müssen die Rückstände nach dem Auftauen jedoch sofort beseitigt werden, um ein Eindringen ins Grundwasser zu verhindern. Auch Autofahrer dürften sich nur bedingt über den Einsatz von Streusalz freuen. Denn laut einer Studie des Helmholtz-Forschungszentrums seien „Korrosionsschäden an tragenden Teilen und Karosserien von Kraftfahrzeugen zu circa 50 Prozent auf die Einwirkung von Streusalz“ zurückzuführen.
Dieselbe Studie führt zudem alle Kritikpunkte hinsichtlich der Schädlichkeit für die Natur auf, die auch Helene Helm anspricht, kommt jedoch zu dem Schluss: „Salzfreie Streumittel wie Splitt, Kies, Granulat und Sand scheinen auf den ersten Blick umweltfreundlicher zu sein, sind aber insgesamt betrachtet nicht besser zu werten als Auftausalze.“ Das hänge vor allem mit der „problematischen Entsorgung“ zusammen. Das bestätigt auch die Kreisstraßenmeisterei. Das Dilemma des Winterdiensts wird deutlich: Es mangelt an sinnvollen, kostengünstigen und umweltfreundlichen Alternativen. (mz)