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Knirpse in fremden Betten

Von Heike Riedel 24.08.2006, 18:36

Weißenfels/MZ. - Herankommen lassen - das ist der Grundtenor in den meisten Kindereinrichtungen des Landkreises Weißenfels und des Burgenlandkreises zum Problem längerer Öffnungszeiten. "Es muss erst einmal weiterer Bedarf angezeigt sein, dann kann man Lösungen suchen", sagt Karin Hönecke, Sachbearbeiterin Kindertagesstätten der Stadt Zeitz. Gibt es doch immerhin schon eine städtische Einrichtung, die von 5.30 bis 20.30 Uhr öffnet.

Die Mehrzahl der neun Zeitzer Kindereinrichtungen ist bis 17 Uhr geöffnet und muss damit bisher keine Eltern enttäuschen. Das Haus "Völkerfreundschaft", in dem 75 Kinder betreut werden, kann darüber hinaus helfen. Hier wird Betreuung montags bis freitags von 5.30 bis 20.30 Uhr und sonnabends von 6 bis 14 Uhr angeboten. Das kann bei der Unterbringung von Kindern, deren Eltern oft bis spät arbeiten müssen, berücksichtigt werden. Bei Bedarf hat die Einrichtung "Regenbogen" von 5.30 bis 18 Uhr geöffnet, wobei auch hier die angebotenen Öffnungszeiten gar nicht immer ausgenutzt werden. Wenn es Anfragen gebe, die diesen Rahmen sprengen, müsse man prüfen, ob sich Elternwünsche und Ökonomie in Übereinstimmung bringen ließen, so Karin Hönecke.

Auf die Angebote der Stadt Zeitz könnten möglicherweise Gemeinderäte und Bürgermeister der fünf Gemeinden zurückkommen, die im Umfeld liegen und gegenwärtig von 6 bis maximal 16.30 Uhr geöffnet sind, wenn dort im Einzelfall längerer Bedarf an Kinderbetreuung angemeldet wird.

Eine Kindereinrichtung in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) mit längeren Öffnungszeiten zu betreiben, das könnte sich auch Kerstin Teuchert vorstellen, die im Lützener Rathaus das Sachgebiet Kindereinrichtungen bearbeitet. "Ich sehe den Spielraum bei den Öffnungszeiten vor allem durch das Kinderförderungsgesetz begrenzt", sagt sie. Länger als 18 Uhr hat keine der zwölf Einrichtungen innerhalb der VG geöffnet. Von vielen Kindern sei ein Elternteil ohne Arbeit, so dass diese Kinder nur 25 Stunden wöchentlich betreut werden könnten.

Wie sie geht auch Gudrun Kipping, die für die VG Droyßiger-Zeitzer Forst spricht, davon aus, dass sich in den meisten Fällen innerfamiliär Betreuungslösungen für die Abendstunden finden werden, weil es nur sehr wenige Eltern seien, die überhaupt von den Ladenschlusszeiten betroffen sind. Auch Tagesmuttis gebe es ja.

In Naumburg und Weißenfels gibt es jetzt schon Häuser, die den Eltern selbst mit einer Nachtunterbringung helfen können. "Anfragen von Eltern haben uns bewogen, die Öffnungszeiten in der Erich-Weinert-Straße 18a, im 'Kunterbunten Kinderhaus', bis 21 Uhr auszudehnen. Für ein Kind wird das schon jetzt in Anspruch genommen", sagt Anette Müller, Leiterin von sieben Integra-Kindereinrichtungen in Weißenfels. Und sie macht in diesem Zusammenhang aufmerksam, dass mit dem familienunterstützenden Dienst in der Rudolf-Götze-Straße 17 nun auch eine Aufnahme über Nacht möglich ist, nicht nur für kleine Kinder, sondern auch Schulkinder und Behinderte, die Betreuung brauchen.

Christiane Krug von der K & S gGmbH bietet in Naumburg Öffnungszeiten bis 20 Uhr und sogar im Einzelfall Übernachtbetreuung an. Von Eltern, die in der Kaufland-Logistik arbeiten, und Krankenschwestern kennt sie die Probleme mit so langen Arbeitszeiten, dass Kinder in fremde Betten müssen. In der Dom-Stifte-Einrichtung in Gröben braucht sie nur bis maximal 18 Uhr zu öffnen.

Der "Strohbär" in Leißling direkt neben dem Einkaufszentrum sieht sich für seine 69 Kinder bisher noch nicht vor die Aufgabe gestellt, über 18 Uhr hinaus zu betreuen, derzeit reiche es bis 17 Uhr, sagt Corina Maiwald, stellvertretende Leiterin.