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Kleingärtner im Regionalverband Weißenfels/Hohenmölsen Kleingärtner im Regionalverband Weißenfels/Hohenmölsen: Leerstand liegt weit unter Landesdurchschnitt

Von Holger Zimmer 23.03.2014, 16:30
Die Ausgezeichneten (von li.): Reinhard Danielzig (Hohenmölsen), Dieter Lemke (Leißling), Bernd Porzig (Hohenmölsen), Volker Wandschneider (Obergreißlau), Dietmar Paul (Hohenmölsen) und Herbert Dathe (Weißenfels)
Die Ausgezeichneten (von li.): Reinhard Danielzig (Hohenmölsen), Dieter Lemke (Leißling), Bernd Porzig (Hohenmölsen), Volker Wandschneider (Obergreißlau), Dietmar Paul (Hohenmölsen) und Herbert Dathe (Weißenfels) Michael Thomé Lizenz

LeisslinG/MZ - Bestandssicherheit für die nächsten Jahrzehnte hat sich der Regionalverband der Gartenfreunde Weißenfels/Hohenmölsen für seine 3 200 Kleingärtner (ohne Familienangehörige) auf die Fahne geschrieben. Doch das wird schwer. Denn der einstimmig wiedergewählte Vorsitzende Peter Beiersdörfer machte am Sonnabend während der Delegiertenversammlung im Hotel „Schöne Aussicht“ auf mehrere Probleme aufmerksam.

So sind zwar zwei Drittel der Gartenfreunde unter 65 Jahre alt - eine Zahl die seit 2008 annähernd gleich geblieben ist -, doch junge Leute, die vielfach in den alten Bundesländern arbeiten, kommen trotz rund 350 freier Gärten kaum in die Vereine. Daneben macht man ein anderes Problem aus, das mit Arbeitslosigkeit und Hartz IV zu tun hat. Gibt es in den Sparten schlecht bewirtschaftete Parzellen, dann haben die Pächter meist mit diesen Problemen zu kämpfen. Und nicht eben dienlich bei der Beseitigung des Leerstandes ist eine Regelung, die Ende 2015 in Kraft treten soll. Dann fällt die Pachtpreisbindung weg, kann die Pacht je Quadratmeter bei Anlagen auf Privatland steigen. Und zwar von derzeit acht Cent um das 22,5-fache auf 1,80 Euro. Gut beraten ist da, wer einen Überleitungsvertrag von 1990 vorweisen kann. Der Regionalverband verschließt dann auch nicht die Augen davor, dass sich der Leerstand nur schwer beseitigen lässt. Zwar konnten zuletzt Kleingärtner in andere Sparten umgelenkt werden, doch Peter Beiersdörfer macht klar: „In einem Teil der Anlagen kommt nur ein Rückbau in Frage.“ Das würde aber vielfach bedeuten, dass einzelne Gärten inmitten belegter Parzellen nicht mehr genutzt werden, denn Mitglieder in andere Gärten umzusetzen, um zusammenhängende Flächen freizulenken, sei außerordentlich schwierig. „Wer sich ein kleines Häuschen gebaut hat, kann sich davon nur ganz schwer trennen.“

Der Leerstand bei Gärten im Regionalverband Weißenfels/Hohenmölsen liegt bei rund zehn Prozent. Damit bleibt man weit unter dem Landesdurchschnitt von 16,9 Prozent. Dazu beigetragen haben Kleingärtner, die umgezogen sind, denn allein 61 Parzellen sind wegen der Erweiterung des Heuweg-Centers in der Neustadt von Weißenfels weggefallen oder sie wurden wegen der Erweiterung des Klärwerks zurückgebaut. Außerdem haben sechs Kleingärtner wegen ihrer durchs Juni-Hochwasser überfluteten Anlage „Schaffensfreude“ in Großkorbetha an dieser Stelle aufgegeben und sich zum Teil neue Kleingärten gesucht. Sie haben damit geholfen, den Leerstand in den Sparten zu verringern.

Unter den sechs Ausgezeichneten erhielten drei die Ehrennadel des Landesverbandes in Silber, die aus der Anlage „Neues Leben“ in Hohenmölsen kommen. Es waren Reinhard Danielzig, Bernd Porzig und Dietmar Paul. Dieter Lemke von der Anlage „Tannen und vier Berge“ in Leißling und Volker Wandschneider von der Sparte Obergreißlau wurden ebenfalls mit Silber gewürdigt. Herbert Dathe, der aus der Anlage Naumburger Straße in Weißenfels ist, konnte mit der goldenen Ehrennadel die höchste Auszeichnung in Empfang nehmen.

343 Euro einer bundesweiten Sammlung für vom Hochwasser betroffene Anlagen konnte Verbandsvorsitzender Peter Beiersdörfer an den Vorsitzenden der Großkorbethaer Kleingartensparte „Schaffensfreude“, Michael Zeibig, überreichen. Dort hat es viele Schäden gegeben.

100 Euro erhielt der Klosterverein Weißenfels, in dessen Räumen 2013 die Obstausstellung gezeigt wurde. Auch dieses Jahr soll die Schau dort wieder stattfinden und Beiersdörfer sagt: „Alte Räume und altes Obst passen doch gut zusammen.“

14 der 62 Gartenvereine mit 3.200 Mitgliedern des Regionalverbands werden von Frauen geleitet. Vor sechs Jahren waren es nur vier. Der Regionalverbands-Vorsitzende betont außerdem, dass in fast allen Vereinen - ähnlich wie in den Familien - Frauen die Finanzgewalt in Händen halten. Auch im neunköpfigen Vorstand sind zwei Frauen. (hz)

Der Verbandsvorsitzende macht klar: „Vielen Kleingärtnern gefällt es, ihre Freizeit im Freien zu verbringen und sich hier bei ein bisschen Arbeit zu erholen.“ Das damit verbundene Zusammengehörigkeitsgefühl wolle man fördern, biete jährlich einen Ball an, bei dem sich die Mitglieder treffen und miteinander reden können. Auch damit kommen ihnen jene vier von 14 Euro Beitragsgeld wieder zugute, die beim Regionalverband bleiben. Der andere Teil wird an den Landesverband abgeführt.

Daneben hatte man genug eigene Fachleute, um Beratungen durchführen zu können. Das Wissen um Pflanzen und ihre Aufzucht könne so an jüngere Mitglieder weitergegeben werden. Dem dient ebenso die zuletzt im Claren-Kloster gut besuchte Obstausstellung, bei der sogar Saft oder Wein aus Obst verkostet werden konnten. Und Beiersdörfer betont: „Die Menschen wissen, dass Obst und Gemüse aus dem Kleingarten anders schmecken als das, was sie in Einkaufsmärkten bekommen.“ Und vielfach gebe es Fragen, wie man an alte Apfelsorten herankomme. Es gebe deshalb Beziehungen zur Baumschule in Blankenburg im Harz, wo man Obstbäume zentral beschaffen und über die Vereine verteilen könne. Da werde auch der Tatsache Rechnung getragen, dass der Trend von alten Sorten, die hochwachsen, hingeht zu Bäumen mit einem Durchmesser von zwei Metern.

Daneben machte Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) als Gast auf ein Problem des Generationswechsels aufmerksam. Da sei Toleranz gefragt, vor allem wenn jüngere Mitglieder mal Party machen wollten.