Kein wildes Parken in der Spielstraße
TEUCHERN/MZ. - "Ich habe schon vor Weihnachten ein Knöllchen bekommen und bin stinksauer. Ist es nun ein Parkplatz oder nicht", ärgert sich Ruth Nowak aus Teuchern. Nein, sie habe nicht in den markierten Flächen in der Mitte geparkt, sondern am Rand. "Ich stehe lieber etwas abseits, weil ich dann mehr Platz habe und beim Einparken nicht so aufpassen muss", erzählt sie. Dass sie dafür ein Knöllchen bekam, versteht sie nicht. "Ich behinderte niemanden, stand auf dem Parkplatz und auch neben mir parkten Autos", macht sie ihrem Ärger Luft. Für die Frau aus Teuchern "ist es eine Abzocke der Stadt. Erst bauen sie den Parkplatz, dann kassieren sie ab."
So wie Ruth Nowak ging es in den letzten Tagen mehreren Bürgern. Die MZ fragte im Rathaus nach. "Die Fläche wurde neu ausgeschildert und ist jetzt ein verkehrsberuhigter Bereich", erklärt Bianca Zausch, Leiterin des Ordnungsamtes der Verwaltungsgemeinschaft. Mit dieser Regelung erspare man sich einen Schilderwald, angefangen von Parkplatz-Zeichen über Vorfahrtschilder und Hinweiszeichen zur Begrenzung der Geschwindigkeit. Das alles regelt das Verkehrsschild "Verkehrsberuhigter Bereich". Umgangssprachlich oft "Spielstraße" genannt.
Gründe dafür gibt es viele: Hier befinden sich Jugendclub und Freizeittreff, Ärztehaus und Bibliothek, Heimatverein und die Zufahrt zu einem Gewerbegebiet mit zwei Firmen. "Gegenseitige Rücksichtnahme zwischen Fußgängern und Autofahrern steht hier auf der Tagesordnung", fährt Bianca Zausch fort. Ihrer Meinung nach reichen die vorhandenen Pkw-Parkplätze aus. Insgesamt gibt es 65 ausgewiesene Stellplätze, über 40 für Pkw, weitere für Motorräder, Busse und Lkw. "Ich verstehe den Ärger nicht. In der Straßenverkehrsordnung ist alles klar geregelt und diese sollte schließlich allen Autofahrern bekannt sein", sagt die Chefin des Ordnungsamtes. In der ersten Zeit sei man kulant gewesen, nach einer Eingewöhnung gebe es jetzt Knöllchen.
"Mal ehrlich, so genau hätte ich diese Regelung auch nicht gewusst", gesteht Bürgermeister Lothar Gieler (parteilos) und ist sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. Das Problem sei ihm seit Weihnachten bekannt. Bürger hätten vorgesprochen, es gab Gespräche mit dem Ordnungsamt. Und im Moment würden keine Knöllchen verteilt. Auch deshalb, weil im Schnee die Markierungen nicht unbedingt zu sehen sind. "90 Prozent der Falschparker unterstelle ich keine böse Absicht, nur wenige möchten den Fußweg verkürzen", sagt Gieler. Massiv wehrt er sich gegen den Vorwurf der Abzocke. "Die Knöllchen verteilt das Ordnungsamt der VG und hierhin fließt das Geld", unterstreicht der Bürgermeister. In der Stadtkasse kommt davon nichts an.
"Das ist richtig. Wir haben 2008 etwa 1 500 Verwarnungen ausgesprochen und zirka 18 000 Euro Ordnungsgeld angeordnet", sagt Bianca Zausch. Jetzt soll ein zusätzliches Hinweisschild das Problem lösen.