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Kaffeeklatsch im Puppenhaus

Von Bärbel Schmuck 14.12.2006, 18:35

Taucha/MZ. - Wenn Monika Schmoranzer von ihren Puppen erzählt, beginnen ihre Augen zu leuchten. Für die Mitteldeutsche Zeitung öffnete die Sammlerin sogar ihr großes Puppenzimmer im Haus. "Es sind genau 165 Stück", hat sie ihre ganze Kinderschar gezählt, die dort sitzt, steht, hockt, thront und schaukelt.

"Rechne ich die Exemplare von meiner Mutter noch dazu, dann sind es mehr als 200 Puppen", sagt die 67-jährige Frau aus der Friedensstraße 15 in Taucha. Mutter Lieselotte Fülle - heute 85 Jahre alt - war es auch, die ihre Tochter mit diesem Tick angesteckt hat. "Puppe Erni ist die älteste", plaudert Frau Schmoranzer weiter, während sie sich lächelnd über drei große Puppen beugt, die an einem mit Porzellangeschirr gedeckten Tisch beim Kaffeeklatsch sind. Vor mehr als 50 Jahren hat Monika Schmoranzer Erni von einer Arbeitskollegin geschenkt bekommen. "Meine Kollegin hieß Erna", blickt die ehemalige Eisenbahnerin zurück. Erni blieb nicht lange allein. Denn inzwischen leisten ihr Winzlinge und Riesen Gesellschaft im Puppenzimmer. Fast alle tragen sie Namen. Da ist die elegante Larissa mit wallender rotblonder Haarmähne im cremefarbenen Kleid und passender Handtasche, Hut und Schleier. Im Fenster schaukeln lustige Harlekine und in Vitrinen thront die mondäne Sissi mit dem Sonnenschirm. Gegenüber turnt ein sportliches Zippelchen aus Stoff zum Knuddeln und posiert ein Bauernpärchen mit einem Holzwagen im Landhausstil. Auch Rommy, Katrin und Tom sind dabei. Das Trio trägt die Namen von Frau Schmoranzers Kindern. "Das hat seinen Grund", schmunzelt die Frau mit dem Sammeltick. "Meine Kinder sind längst erwachsen und aus dem Haus. Sie haben ihre Familien. Die Puppen sind Geschenke an mich", meint sie, die inzwischen Großmutter und Urgroßmutter ist.

Bei den meisten ihrer Puppen aus Porzellan, Gummi oder Textilem und aus Keramik handelt es sich um Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke sowie auch um Urlaubsmitbringsel aus fast aller Herren Länder von Österreich bis zur Dominikanischen Republik. So verrät die reiselustige Tauchaerin lebhaft. Jedes der Puppenkinder, ob im Abendkleid oder in einer schmucken Tracht aus dem Schwarzwald ist für sie ein Unikat und deshalb ein besonderes Sammlerstück. "Ich finde sie alle schön - jede Puppe auf ihre Art, einzeln, auch mal als Familie und als Musikanten mit Violine", schwärmt sie von ihrer Leidenschaft des Sammelns.

"Sammler sind glückliche Menschen", erklärt Monika Schmoranzer. Und sie freut sich wie ein Kind auf Weihnachten. Weihnachten mit dem Rotrock und Urenkelchen Nick und - vielleicht sogar einer neuen Puppe.

Am Sonnabend: Baensch-Haus in Zeitz - ein Denkmal, das verfällt.