Interview mit Sozialarbeiter Interview mit Sozialarbeiter: So lässt sich Strei an Feiertagen vermeiden

Weißenfels - Christian Tosch (36) ist Sozialarbeiter bei der Beratungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Weißenfels. In der Drogen- und Suchtberatung hat er auch mit Streitigkeiten in der Familie zu tun. Im Gespräch mit MZ-Reporter Jan Iven erläutert er, wie sich Konflikte über die Weihnachtsfeiertage vermeiden lassen.
Warum gibt es über die Weihnachtsfeiertage immer wieder Streit?
Tosch: Das hat auch damit zu tun, dass viele Menschen über Weihnachten freihaben und viel mehr Zeit mit ihren Familien verbringen als sonst. Normalerweise ist der Alltag genau geregelt und man kommt nur abends nach der Arbeit zusammen. Manch einem sind die Familienbesuche zu Weihnachten lästig. Zudem sind die Feiertage für viele sehr emotional. Vieles aus dem alten Jahr kommt hoch, etwa wenn Angehörige oder Freunde verstorben sind. Zudem macht man sich viele Gedanken über das neue Jahr und was es bringt.
Welche Rolle spielen Erwartungshaltungen an ein möglichst harmonisches Weihnachten?
Tosch: Viele Menschen haben zu Weihnachten eine heile Welt im Kopf, aber die Realität in der Familie sieht eben oft anders aus. Außerdem hat jeder häufig ganz andere Vorstellungen davon, wie die Feiertage ablaufen sollten. Das führt regelmäßig zu Streit.
Sollte man Probleme überhaupt zu Weihnachten ansprechen?
Tosch: Das kommt immer darauf an, wie groß die Probleme sind. Eine gewisse Offenheit und Ehrlichkeit ist auch zu Weihnachten nicht verkehrt. Wenn aber absehbar ist, dass die Probleme eskalieren und Weihnachten ausfallen könnte, dann sollte das zu einem anderen Zeitpunkt besprochen werden.
Wie kann man denn die Feiertage in der Familie etwas entschärfen?
Tosch: Zunächst einmal ist es wichtig, dass man in der Familie miteinander redet und verabredet, wie man die Weihnachtsfeiertage verbringen will. Die Leute reden einfach viel zu wenig miteinander, das führt zu Problemen. Dabei ist es wichtig, auch ein paar Regeln zu vereinbaren. Es sollte etwa klar sein, dass die Schwiegereltern beispielsweise am ersten Weihnachtsfeiertag zu Besuch kommen. Und dass man danach eben auch wieder ein bisschen Zeit für sich einplant.
Und wie sollten Eltern reagieren, wenn die jugendlichen Kinder abends mit Freunden feiern wollen?
Tosch: Das muss wohl jeder selbst entscheiden. Nicht in jeder Familie gibt es solche Traditionen, dass der ganze Abend zusammen verbracht wird. Manchem bedeutet Weihnachten nicht so viel. Und manch 16-Jähriger möchte Weihnachten auch seine Freunde sehen, die ihm wichtig sind. Grundsätzlich können Eltern ihre Kinder auch nicht wirklich auf Dauer festhalten.
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Weißenfels. Leopold-Kell-Straße 27, Weißenfels. Tel. 03443/39370. (mz)