Ingelore Lohse Ingelore Lohse: Die schnellste Fotografin

weissenfels - Er kennt und schätzt ihre Leidenschaft seit Jahrzehnten - die Fotografie. Ihre Arbeiten in Schwarz-Weiß und in kraftvollen Farben, die gleichermaßen verblüffen und anregen, können kontrastreicher nicht sein. „Wir sind wie Geschwister im Geiste“, sagte Jochen Ehmke in seiner Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung „Zurück nach vorn“, die am Wochenende anlässlich des 70. Geburtstages der Fotografin Ingelore Lohse beim Kunstverein Brandsanierung in Weißenfels eröffnet wurde.
Der Fotograf aus Halle würdigte vor zahlreichen Gästen Ingelore Lohses jahrzehntelanges Schaffen. Und das tat der Wegbegleiter auf eine bemerkenswert vergnügliche Weise, denn Ehmke würzte seine kurze Rede mit einer bilderreichen Sprache, wie es sich für eine Fotografin gehört. Er sprach von einem „Attentat“, das sie auf ihn vorhatte - nämlich für ihre Jubiläumsschau Laudator zu sein. Und Ehmke nannte sie die „schnellste deutsche Fotografin“ - in Erinnerung an ihre sportlichen Leistungen als eine der weltbesten Leichtathletinnen in der DDR-Nationalmannschaft von 1969 bis 1972.
Fast vier Jahrzehnte hat sie als Fotojournalistin Maßstäbe in der Pressefotografie gesetzt, davon zwölf Jahre im Regionalteil der Weißenfelser Ausgabe der Mitteldeutschen Zeitung. Durch ihre gewachsene Verbundenheit mit der Region entschied sich Ingelore Lohse, nach ihrer Zeit als Pressefotografin Kunst und Kultur in Weißenfels und Umgebung mitzugestalten. Sie und Jochen Ehmke verbindet nicht nur das Fotografieren, sondern auch das Nachdenken darüber sowie das Weitergeben praktischer Erfahrungen - ob im Fotozirkel oder einer Arbeitsgemeinschaft an Gleichgesinnte.
In mehreren Ausstellungen ist das deutlich geworden, nicht allein in Ingelore Lohses eigenen, sondern in jenen der Arbeitsgruppe (AG) „Die Fotografen“ und in Kreisfotoschauen. Als Leiterin der AG und Initiatorin hat sich die Fotografikerin engagiert, hat sie Akzente gesetzt. Die gebürtige Hallenserin ist zudem Gründungsmitglied des Kunst- und Kulturprojektes Brandsanierung. Grund genug, um hier Lust auf Ausstellungen zu haben - wie eben jetzt wieder - aus gegebenem Anlass.
Da sind Beispiele aus der Landschaftsfotografie wie in der Sonne leuchtendes Herbstlaub, dem Ingelore Lohse den Titel „Blattgold“ gab. Sie zeigt Motive der Fotografik wie „Blättertraum“ und „In der Puszta“. Und da sind der „Abend am Mondsee“ bei Hohenmölsen und „Das kreisende Rad des täglichen Tuns läuft auf Hochtouren“. Die Schau ist spannend. Kontraste machen sie lebendig, interessant und liebenswert. Sie hält, was der Titel verspricht: „Zurück nach vorn“. Laudator Ehmke begründete das auf seine Art: „Alte Hasen wie wir haben Ruhe gefunden, aber uns nicht zur Ruhe gesetzt. Und jetzt, wo wir in die Jahre gekommen sind, machen wir die Fotos, die wir wollen.“ Ehmke wagte die Prognose, dass Fotografen sehr alt werden würden. Bestes Beispiel sei der gebürtige Weißenfelser Horst P. Horst. Der Künstler, dessen Porträts um die Welt gingen, wurde 93 Jahre und starb 1999 in den USA.
„Die Natur begeistert mich immer wieder“, erklärt Ingelore Lohse. Natur sei die größte Künstlerin - mit ihrem Licht, den Farben und Formen, mit Weite und Raum. In einer früheren Ausstellung hat sich die Fotografin in Erinnerung an den Romantiker Novalis seinen Texten gewidmet. Ausschnitte sind in der Jubiläumsschau zu sehen.
Führungen mit Ingelore Lohse finden am 12. Mai, um 14 Uhr sowie am Mittwoch, 27. Mai, um 15 Uhr und Mittwoch, 17. Juni , um 17 Uhr statt. Treff ist in der Brandsanierung, Novalisstraße 13. (mz)