1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Imker aus Großkorbetha: Imker aus Großkorbetha: Ruheständler fühlen sich in ihrem Bienenparadies wohl

Imker aus Großkorbetha Imker aus Großkorbetha: Ruheständler fühlen sich in ihrem Bienenparadies wohl

Von Holger Zimmer 09.05.2016, 14:36
Klaus Barth zeigt den Rahmen mit den Waben, in die die Bienen den Honig eintragen.
Klaus Barth zeigt den Rahmen mit den Waben, in die die Bienen den Honig eintragen. Peter Lisker

Großkorbetha - Die Sonne scheint und die Bienen summen im Garten des Weißenfelser Ehepaars Barth in Großkorbetha. Fünf Völker nennen sie ihr Eigen, sind Selbstvermarkter. Hierher sind die Ruheständler aus Löhne in Nordrhein-Westfalen gekommen. Nicht weil Großkorbetha im Westen ein Geheimtipp wäre, sondern weil die 62-Jährige von hier stammt, hier auch noch ihre Geschwister leben. Sie hat in der Schuhindustrie gelernt und war zuletzt bei der Firma Seume beschäftigt.

1991 hatten sie ihre Zelte im Osten abgebrochen und gingen wegen der besseren Chancen auf Arbeit in den Westen. Er war Kraftfahrer, sie machte eine Umschulung zur Einzelhandelskauffrau und hat dann Schuhe verkauft.

Sie erzählt von jenem Zeitungsbeitrag, in dem vom Bienensterben angesichts von Monokulturen und Pestizid-Einsatz die Rede war. Da sprach Loritta Barth zu ihrem Mann: „Wir könnten doch was für die Bienen tun.“ Das war nicht nur so dahingesagt. Sie traten in einen Imkerverein ein, besuchten Vorträge der Volkshochschule, knüpften Verbindungen zum Naturschutzbund, lernten viel über Fledermäuse oder Obstbaumschnitt und besuchten einen Imkerlehrgang.

Klaus Barth sagt dann, dass es ein Glück gewesen sei, dass sich ein älteres Vereinsmitglied zur Ruhe setzen wollte und sie ein Jahr lang das Imker-ABC lehrte. Von ihm habe man dann auch viel Material von den Beuten, in denen die Bienenvölker leben, bis hin zur Honigschleuder erhalten. Auch seine Völker konnte er übernehmen. Mit sechs von ihnen ist er umgezogen, eines ist eingegangen und ein anderes geschwächt und ohne Königin aus dem jüngsten Winter gekommen. Da wechselten sogenannte Stifteier von einer Beute in die andere, werden dort die Königinnen herangezogen. Später fliegen sie zu Drohnensammelplätzen und werden befruchtet.

20 bis 35 Kilogramm Honig pro Bienenvolk

Mit 20 bis 35 Kilogramm Honig kann man bei jedem Volk im Jahr rechnen. Nach der kühlen Witterung der letzten Wochen müsste im Sommer allerdings noch ein kleines Wunder passieren, wenn die Ernte in diesem Jahr sehr gut ausfallen sollte. An Barths freilich liegt das nicht. Sie bauen natürlich auch Gemüse von Zwiebeln über Möhren bis zu Buschbohnen an. Daneben haben sie Sträucher wie Sanddorn, Holunder und Maulbeere oder Kornell-Kirschen angepflanzt.

Frau Barth schwört zudem auf Kräuter und bereitet für den Hausgebrauch Salben zu. Sie schwören jedenfalls auf einheimische Sträucher und Pflanzen, die auch die Artenvielfalt bei Insekten fördert. Und im naturnahen Garten verzichten sie wie die Nachbarn auf Chemie. Die hätten auch keine Angst vor den Bienen und die 62-Jährige sagt, dass nur Wespen beim Kaffeetrinken stören, Bienen aber auf Blüten aus sind.#

Mindestens einmal in der Woche schauen Barths nach dem Rechten und rechnen damit, dass Ende Mai das erste Mal Honig aus den Waben geschleudert werden kann. Vermarktet wird die Frühlings- oder Sommertracht unter Freunden und Bekannten. Und ganz sicher werden Barths wieder beim Großkorbethaer Weihnachtsmarkt dabei sein. Ansonsten sei es durchaus nicht so, dass einem die Leute wegen des Honigs hinterherlaufen. Das mag laut Frau Barth damit zu tun haben, dass es in DDR-Zeiten fast nur süßen Kunsthonig gegeben hat, was bis heute nachwirkt. Hinzu komme, dass der Bienenhonig angesichts von drei Wochenstunden Arbeit nun zwar immer noch günstig sei, aber natürlich mit den Produkten aus dem Einkaufsmarkt nicht konkurrieren könne.

Am Ende jedoch bleibt bei Barths das gute Gefühl, etwas für die Natur getan zu haben. Und Imker sind längst keine aussterbende Spezies mehr. So sind es in Deutschland jetzt wieder über 100 000. Loritta und Klaus Barth haben inzwischen im Imkerverein Bad Dürrenberg eine neue Heimstatt gefunden, in dem sogar zwei junge Ehepaare mitmischen. Und selbst wenn für manche die Imkerei ein Zusatzverdienst ist, hat die Natur etwas davon. Frau Barth sagt: „Die Großkorbethaer haben jedenfalls gesagt, dass ihre Obstbäume noch nie so gut getragen haben.“ (mz)

Bei Barths schwärmen die Bienen in Magazinbeuten.
Bei Barths schwärmen die Bienen in Magazinbeuten.
Peter Lisker
Blumen gehören für Loritta Barth zum Bienenparadies dazu.
Blumen gehören für Loritta Barth zum Bienenparadies dazu.
Peter Lisker